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Konjunkturumfrage Juli (I) – Schattenrat macht sich Sorgen um den Euro

30. Juli 2007

In den vergangenen Wochen hat sich die europäische Gemeinschaftswährung auf mehr als 1,38 $ je Euro verteuert. Langsam beginnen die Manager hierzulande, sich Sorgen um die Aufwertung zu machen. Auch die Chefvolkswirte im Konjunkturschattenrat erwarten, dass der Euro das deutsche Exportwachstum spürbar bremsen wird. Die Devise steht kurz davor, eine kritische Marke zu überschreiten.

Ab welcher Marke würde eine Euro-Aufwertung das deutsche Exportwachstum spürbar belasten?

Ab welcher Marke würde eine Euro-Aufwertung das deutsche Exportwachstum spürbar belasten?
a) dämpft bereits jetzt 38,5 %
b) ab 1,40 $ 15,4 %
c) ab 1,45 $ 30,8 %
d) ab 1,50 $ 15,4 %

Bereits beim derzeitigen Wechselkurs zum Dollar ist für gut 40 Prozent der Fachleute eine spürbare Belastung für den Export zu erkennen. Sollte der Euro auf über 1,40 $ steigen, sehen bereits mehr als die Hälfte der Fachleute eine bremsende Wirkung voraus. Ab einem Kurs von 1,45 $ zweifelt kaum noch ein Mitglied des Schattenrats an dem negativen Einfluss.

Nur zwei der Ökonomen erwarten eine spürbare Bremswirkung erst ab einem Euro-Kurs von 1,50 $. Bisher sei die Aufwertung ausschließlich auf den Dollar konzentriert gewesen, sagte David Milleker, Chefvolkswirt bei Union Investment. „Somit kann die Aufwertung bis zu einer merklichen Dämpfung dann auch stärker ausfallen.“

Wie hoch ist Ihrer Einschätzung nach das Risiko eines Dollar-Absturzes auf über 1,50 $ zum Euro bis Ende 2008?

Wie hoch ist Ihrer Einschätzung nach das Risiko eines Dollar-Absturzes auf über 1,50 $ zum Euro bis Ende 2008?
(durchschnittliche Erwartung*)
20 %
(Spanne 10-70 %)

Die Einschätzung der Experten, dass es zu einem Dollarabsturz auf mehr als 1,50 $ bis Ende 2008 kommt, ist im Vergleich zum Juni unverändert geblieben – das Risiko liegt aber mit 20 Prozent weiterhin relativ hoch. Die Spanne der Antworten reichte dabei von 10 bis 70 Prozent.

Hierbei fällt Peter Bofinger, Mitglied im Sachverständigenrat und Währungsexperte der Universität Würzburg, aus der Reihe: Der Ökonom sieht die Gefahr sogar bei 70 Prozent.
 
Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, rechnet dagegen nur mit 20 Prozent. Für ihn ist „bereits jetzt der Euro massiv überbewertet“. Deshalb seien der Währung im weiteren Verlauf des Jahres nur noch moderate Gewinne zuzutrauen, sagte er.

Sollte der Euro in den kommenden Monaten auf 1,50 $ aufwerten, um wie viel Prozentpunkte würden Sie Ihre deutsche Wachstumsprognose für 2008 senken?

Sollte der Euro in den kommenden Monaten auf 1,50 $ aufwerten, um wie viel Prozentpunkte würden Sie Ihre deutsche Wachstumsprognose für 2008 senken?
(durchschnittliche Erwartung*)
0,3 %
(Spanne 0,2-0,5 %)

Ab einem Euro-Kurs von 1,50 $ dürfte die dämpfende Wirkung auf das Wachstum kaum noch zu übersehen sein. Im Schnitt würden die Fachleute ihre Prognosen um 0,3 Prozentpunkte für 2008 absenken, stiege der Euro in den nächsten Monaten über die Schwelle. Drei Ökonomen erwarten geringere Effekte.

Am deutlichsten würden Peter Bofinger und Andreas Rees, Deutschland-Chefökonom bei Unicredit, ihre Vorhersagen senken. Beide sehen einen halben Prozentpunkt weniger Wachstum. Der Durchschnitt der Prognosen der Volkswirte im Schattenrat für 2008 lag in der Juli-Umfrage bei 2,4 Prozent – ungefähr so viel wie schon einen Monat zuvor.

Für diese Umfrage wurden vom 23. bis 27. Juli die Chefökonomen und Konjunkturchefs des Konjunkturschattenrats  im WirtschaftsWunder befragt. Geantwortet haben diesmal 13 Experten. Einen zweiten Teil der Juli-Umfrage werden wir an dieser Stelle am Dienstag auswerten.

*Median

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