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Aufsteiger-Check: Brasilien könnte mit einem blauen Auge davon kommen

13. Januar 2009

Auch vor Südamerikas größter Volkswirtschaft macht die Krise nicht halt. Die Investitionen leiden unter dem Kapitalabfluss und die Industrieproduktion befindet sich auf Talfahrt. Und dennoch: Brasilien könnte im Gegensatz zu anderen Ländern das Schreckensjahr 2009 vergleichweise gut überstehen.

 

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Der globale Abschwung hinterlässt in Brasilien mittlerweile sichtbare Spuren. Die Auftragseingänge befinden sich im Sinkflug. Die Industrieproduktion ist im November um 3,5 Prozent zurückgegangen. Besonders die brasilianische Autoindustrie leidet.

Und doch ist es nicht so sehr der globale Nachfragerückgang über den Brasilien empfindlich getroffen wird. Denn Investitionen und Konsum haben gegenüber den Exporten an Bedeutung gewonnen. Am verwundbarsten ist Brasiliens derzeit vielmehr bei den Kapitalzuflüssen aus dem Ausland. Hier hat sich der Abzug von ausländischem Kapital zuletzt weiter fortgesetzt. Das hemmt die Investitionen, die immerhin 18,7 der Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmachen.

Laut einer Unternehmensumfrage des Industrieverbands CNI von Ende November 2008 fühlen sich 90 der befragten Firmen von der Krise betroffen. Rund 69 Prozent klagen über Schwierigkeiten bei der Kapitalbeschaffung.

Doch auch wenn die Investitionen und die Exporte stark leiden, die dynamische Binnennachfrage könnte Brasilien 2009 dennoch vor einer Bruchlandung bewahren. Das glauben jedenfalls einige Ökonomen.

Tatsächlich hat sich das Verbrauchervertrauen nach zweimonatiger Talfahrt im Dezember wieder erholt. Und der starke Jobaufbau der letzten Jahre könnte dafür sorgen, dass der Konsum weiter brummt am Zuckerhut. Somit erscheint es nicht unwahrscheinlich, dass Brasiliens Wirtschaftsleistung auch 2009 noch um zwei bis drei Prozent wächst – das prognostizieren viele Volkswirte. Schließlich macht der Konsum rund 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus.

An dieser Stelle analysieren wir jeden Dienstag die aktuelle Lage in einem der großen Schwellenländer: China, Russland, Indien und Brasilien. Nächste Woche: Sechs Fragen an den indischen Ökonom B.L. Pandit.

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