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Aufsteiger-Check: China dürfte handfester Deflation entkommen

17. März 2009

Mit dem Abrutschen der Teuerung in den negativen Bereich geht das Deflationsgespenst um in China. Ökonomen sind jedoch zuversichtlich, dass die chinesische Wirtschaft glimpflich davon kommt – allerdings nur wenn das Konjunkturprogramm wirkt.

 

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Die chinesischen Verbraucherpreise sind im Februar deutlich in den negativen Bereich gerutscht, nachdem die Erzeugerpreise schon seit längerem rückläufig waren. Chinas Inflationsrate liegt nun bei minus 1,6 Prozent, nach einem Anstieg von 1 Prozent im Januar.

Natürlich flammt damit die Angst vor Deflation in China auf. Deflation wird gängigerweise definiert als ein anhaltender Preisverfall auf breiter Front. Viele Ökonomen beschwichtigen jedoch: Das Risiko sei zwar gestiegen, mit einem tatsächlich Eintreten des Deflation-Szenarios rechnen sie jedoch nicht. Ihre ganze Hoffnung ruht dabei auf dem Konjunkturpaket der Regierung.

Noch im vergangenen Jahr schnellte in China die Inflation rasant in die Höhe, nicht zuletzt weil Lebensmittel hier einen besonders großen Anteil am Warenkorb haben und dort der Preisanstieg wie bei Rohstoffen besonders groß war. Diese Entwicklung hat sich nun ins extreme Gegenteil gekehrt. Hinzu kommt der Nachfrageeinbruch. In der Folge wird die Teuerung wohl noch ein paar Monate im negativen Bereich bleiben. Im dritten Quartal könnte es dann aber wieder leicht positive Raten geben – vorausgesetzt die Konjunkturmaßnahmen greifen und der Ölpreis stabilisiert sich. Damit bliebe es also vorerst bei deflationären Tendenzen. Ein handfester Preisverfall wie ihn Japan in den 90er Jahren erlebte, bliebe China jedoch erspart.

Die Sorgen dämpft auch die Tatsache, dass Chinas derzeit ein starkes Kreditwachstum aufweist. So etwas geht normalerweise nicht mit einer Deflation einher. Hier wirken die Lockerungen der Kreditvergaberegeln, die niedrigen Zinsen und die erhöhte Finanzierungsnachfrage durch die Projekte des Konjunkturpakets.

Wachsamkeit bleibt dennoch angebracht. Denn aufgrund des momentan extrem schwierigen Umfelds für chinesische Unternehmen, könnte der Preisverfall die Unsicherheit leicht erhöhen und zu einer sich selbst verstärkenden Dynamik führen. Alles hängt damit davon ab, wie viel Vertrauen die Konjunkturmaßnahmen bei den Firmen schaffen können.

An dieser Stelle analysieren wir jeden Dienstag die aktuelle Lage in einem der großen Schwellenländer: China, Indien, Russland und Brasilien. Hier erfahren Sie alles, was Sie über die Entwicklung der Wachstumsmärkte wissen müssen. Nächste Woche: Russland   

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