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Aufsteiger-Check: Russlands Konsum wird zum Sorgenkind

24. März 2009

Bis zur Finanzkrise war der Konsum eine treibende Kraft für Russlands Wachstum. Damit ist es nun vorbei. Denn die russischen Verbraucher sind in den letzten Monaten gleich von mehreren Seiten unter Druck geraten.

 

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Russlands Einzelhandelsumsätze sind im Februar erstmals seit 1999 gefallen. Sie sanken um 2,4 Prozent, nach 3,1 Prozent im Januar. Damit findet sich das Ende des Konsumbooms in Russland nun endgültig auch in den Daten wieder.

Bis zur Finanzkrise waren es die dank Öl- und Gasboom steigenden Löhne, die den Konsum anheizten und in Russland die Wachstumsraten in die Höhe schnellen ließen. Damit ist es nun vorbei. Gleich mehrere Effekte haben den Konsumboom abgewürgt.

Zum einen wirkt sich der starke Rubelverfall auf den Konsum aus. Viele Konsumgüter in russischen Einkaufsregalen sind importiert. Diese Einfuhren sind durch die schwache Währung nun erheblich teurer und gerade für ärmere Familien zunehmend unerschwinglich.

Dazu hat sich die Kreditvergabe im angeschlagenen russischen Bankensektor in den letzten Monaten stark verschärft. Da der Konsumboom in hohem Maße kreditfinanziert war, fällt das nun besonders ins Gewicht. An den schwierigen Kreditbedingungen wird sich so bald wohl auch nichts ändern. Denn die Zentralbank steckt in einer Zwickmühle. Um Spekulationen mit dem Rubel zu verhindern, dürfte sie den Leitzins hoch lassen.

Die Banken wiederum sitzen durch die Verschlechterung der Konjunktur auf immer mehr faulen Krediten, was wiederum die Lage im Bankensektor und damit die Kreditvergabe verschlechtert. Einer aktuellen Umfrage von Levada zufolge, sagen 52 Prozent der Familien mit ausstehenden Schulden, dass sie gerade genug Geld für Kleidung und Essen haben. Für das Abstottern der Kredite bleibt nichts übrig. Zugleich stieg die Zahl der Verzögerungen bei Lohnauszahlungen im Februar um 16 Prozent. Experten rechnen daher mit einem massiven Anstieg der Rückstände bei Kreditrückzahlungen in diesem Jahr. 

Schließlich drückt der Niedergang des Arbeitsmarkts und der Löhne die Kauflust der Verbraucher. Die Arbeitslosenrate ist im Februar mit 8,5 Prozent auf den höchsten Stand seit vier Jahren gestiegen. Seit November ist sie bereits um 2 Prozent geklettert. Die Reallöhne stiegen im Februar nur noch um 0,1 Prozent auf Jahressicht. Das verfügbare Einkommen fiel um 4,7 Prozent.

An dieser Stelle analysieren wir jeden Dienstag die aktuelle Lage in einem der großen Schwellenländer: China, Russland, Indien und Brasilien. Nächste Woche: Indien.

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