Startseite > Chefökonom > Aufsteiger-Check: Schlechte Stimmung bei Russlands Firmen

Aufsteiger-Check: Schlechte Stimmung bei Russlands Firmen

7. April 2009

Die Stimmung in russischen Unternehmen ist im Keller. Das zeigt eine brandneue Studie der Unternehmensberatung Roland Berger. Russlands Manager zeigen sich dabei so pessimistisch wie nur wenige ihrer Kollegen in Osteuropa.

 

*

Die Beratungsfirma Roland Berger befragte im Februar und März rund 300 Führungskräfte aus Mittel- und Osteuropa zur wirtschaftlichen Lage in ihren Unternehmen und Ländern. Die befragten Firmen waren aus Österreich, Kroatien, Tschechien, Ungarn, Polen, Rumänien, Russland und die Ukraine.

Russische Unternehmen gehörten hier bei den Fragen zur Stimmung zu den pessimistischsten – nur in Rumänien und der Ukraine waren die befragten Manager ähnlich skeptisch. Viele von ihnen glauben, dass sich die Situation noch weiter verschlechtern wird. Russische Manager glauben zudem, dass ihr Land und die Ukraine von allen Weltregionen am härtesten von der Krise betroffen sind.

In Bezug auf die Entwicklung der eigenen Wirtschaft zeigen sich die russischen Führungskräfte ebenfalls skeptisch. Die überwiegende Mehrheit von 76 Prozent der befragten Manager glaubt, dass die heimische Wirtschaft 2009 Schrumpfungsraten von bis zu 5 Prozent sehen wird. Ebenfalls eine Mehrheit, nämlich 68 Prozent, glaubt an eine Erholung der russischen Wirtschaft in frühestens ein bis zwei Jahren.

Bei der Frage nach dem Zeitpunkt des Krisenbeginns unterscheiden sich russische Firmen von einigen ihrer osteuropäischen Konkurrenten. Während Firmen in anderen Ländern die Krise bereits im dritten Quartal 2008 oder früher zu spüren bekamen, gaben 80 Prozent der befragten russischen Unternehmen an, erst im vierten Quartal getroffen worden zu sein.

Die am stärksten leidenden Bereiche der russischen Wirtschaft sind laut Umfrage der Handel, der einen Anteil von 17 Prozent am Bruttoinlandsprodukt (BIP) hat, der Bergbau, der 9 Prozent am BIP ausmacht, und die Metallindustrie. Die Hauptprobleme für russische Firmen sind dabei entsprechend der Studie der Einbruch der Aufträge, die verschlechterte Zahlungsmoral und Finanzierungsprobleme.

Die befragten Manager zeigten sich zudem teilweise unzufrieden mit den bisherigen Maßnahmen der Regierung. Daran will Premierminister Putin offenbar etwas ändern. Gestern stellte er den überarbeiteten Haushaltsentwurf für dieses Jahr vor. Darin sind Konjunkturmaßnahmen in Höhe von rund 67 Mrd. € enthalten. Das Haushaltsdefizit steigt damit auf 7,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts – das größte Defizit seit 1996.

An dieser Stelle analysieren wir jeden Dienstag die aktuelle Lage in einem der großen Schwellenländer: China, Russland, Indien und Brasilien.

Schlagwörter:
%d Bloggern gefällt das: