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Aufsteiger-Check: Chinas Wachstum könnte nach oben revidiert werden

5. Mai 2009

Nach hoffnungsvollen Daten aus der Industrie verfestigt sich der Eindruck einer Erholung der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt. Sogar die Wachstumszahlen für das erste Quartal könnten nach oben revidiert werden – nicht nur wegen der guten Lage, sondern auch aufgrund von Datenmanipulationen der Provinzregierungen. Um mehr Regierungshilfen abzugreifen, scheinen viele geschummelt zu haben.

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Nachdem sowohl der private CLSA-Einkaufsmanagerindex als auch der amtliche CFLP-Einkaufsmanagerindex für Chinas Industrie im April über der 50-Punkte-Wachstumschwelle lagen, macht sich Hoffnung breit. Die Lage in der chinesischen Industrie scheint sich deutlich verbessert zu haben. Das untermauert auch der „harte“ Indikator der Industrieproduktion. Nachdem der Output seit Juli 2008 Monat für Monat auf Jahressicht weniger stark wuchs, geht es nun wieder aufwärts. Die Industrieproduktion stieg im März um 8,3 Prozent zum Vorjahresmonat, nach für chinesische Verhältnisse enttäuschenden 3,8 Prozent im Februar.

Der CFLP-Index bewegt sich sogar bereits den zweiten Monat infolge über der Expansionsmarke und steigt seit mehreren Monaten in Folge. Das lässt einige Volkswirte ableiten, dass das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal stärker gewachsen sein könnte als die offiziell verkündeten 6,1 Prozent. Eine Revision erscheint nicht unwahrscheinlich. Die Mutmaßungen von Ökonomen gehen teilweise bis 8 Prozent.

Noch ein anderer Faktor erhöht die Chancen einer Revision nach oben. Laut Berichten einiger Beobachter in China bot das enorme Fiskalprogramm der chinesischen Zentralregierung einen Anreiz für Provinzregierungen, ihre Daten zu manipulieren. Durch schlechtere Produktionszahlen hofften sie, mehr von den Konjunkturhilfen der Regierung abzubekommen. Die Anschuldigungen führten zu einer offiziellen Erklärung des Direktors des Nationalen Statistikamts die Korrektheit der Daten zu verbessern. Damit wird wieder einmal deutlich wie sehr Konjunkturdaten aus China mit Vorsicht zu genießen sind.  

An dieser Stelle analysieren wir jeden Dienstag die aktuelle Lage in einem der großen Schwellenländer: China, Russland, Indien und Brasilien.

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