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Aufsteiger-Check: Vergleich der Umsetzung von Konjunkturmaßnahmen

26. Mai 2009

Alle Welt lobt China für die schnelle Umsetzung seines gigantischen Konjunkturprogramms. Doch wie effektiv sind die Chinesen wirklich? Und wie sieht es in den anderen großen Schwellenländern mit der Umsetzung der Maßnahmen aus? Ein kleiner Überblick:

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* China

Geplanter Umfang des Konjunkturprogramms:

14 Prozent des BIP bis 2010

Geplante Maßnahmen:

Infrastrukturausgaben, Steuererleichterungen für Haushalte, Sozialausgaben, Kaufanreize unter anderem beim Kauf von Kleinwagen und Kühlschränke

Umsetzung:

Nach offiziellen Angaben wurde bereits ein Drittel der geplanten Mittel ausgegeben. Ökonomen sind sich weitgehend einig, dass die sich abzeichnende Besserung der Lage in der chinesischen Wirtschaft in erster Linie auf das enorme Konjunkturpaket zurückzuführen sein muss. Auf den ersten Blick scheint es, als wäre die autoritär und zentral gelenkte chinesische Wirtschaft bei der schnellen Umsetzung von Konjunkturmaßnahmen gegenüber anderen Ländern im Vorteil. Auf den zweiten Blick könnte der bisherige Erfolg jedoch andere Gründe haben. Denn Ökonomen betonen, dass viele der Maßnahmen ohnehin geplant waren – ein großer Unterschied zu Programmen in den USA oder Deutschland. Sind diese bereits geplanten Maßnahmen erst einmal abgearbeitet, könnte es plötzlich auch in China weniger reibungslos laufen. Denn entgegen dem oftmals etwas verklärten Bild der durchregierten Volksrepublik, machen Korruption und Eigeninteressen der Provinzregierungen Plänen der Zentralregierung immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Klare Rückschlüsse über die Umsetzung der Programme werden in jedem Falle durch die hohe Intransparenz und Datenmanipulationen erschwert.

 

* Russland

Geplanter Umfang des Konjunkturprogramms:

3,4 beziehungsweise 3,6 Prozent des BIP

Geplante Maßnahmen:

Steuererleichterungen für Unternehmen, Subventionen für Unternehmen, Konsumanreize, Sozialausgaben

Umsetzung:

Bisher hatte sich die russische Regierung vor allem auf die Stabilisierung des Bankensektors konzentriert. Wie gut die Maßnahmen speziell des zweiten im April angekündigten Pakets wirken, wird sich erst in den kommenden Monaten zeigen.

 

* Indien

Geplanter Umfang des Konjunkturprogramms:

0,3 bzw. 0,5 Prozent des BIP

Geplante Maßnahmen:

Infrastrukturausgaben, Sozialausgaben

Umsetzung:

Im Zentrum der kaum gebündelten und eher häppchenweise geplanten Maßnahmen stehen die ohnehin dringend benötigten Infrastrukturausgaben, die für indische Verhältnisse anlässlich der Krise deutlich erhöht wurden. In Indien verläuft die Umsetzung der Maßnahmen jedoch nach Ansicht von Experten in jedem Falle langsamer als in China. Aufgrund der Größe des Landes und der Korruption dürfte zudem auch hier ein Teil der Maßnahmen nicht ankommen.

 

* Brasilien

Geplanter Umfang des Konjunkturprogramms:

Noch unklar

Geplante Maßnahmen:

Infrastrukturausgaben, Subventionen für Unternehmen, Steuererleichterungen für Haushalte

Umsetzung:

Brasilien hat sich ähnlich wie Indien bisher eher auf punktuelle Maßnahmen, speziell zu Gunsten der Kfz- und der Baubranche, beschränkt. Vor allem die Senkung der Steuer auf den Kauf von kleinen Pkw, später auch für größere Pkw und leichte Nutzfahrzeuge zeigte dabei sofortige Wirkung. Nach einem Einbruch der Kraftfahrzeugverkäufe im Oktober und November, ging es ab Dezember dank des Kaufanreizes bergauf. Im Dezember stieg der Absatz nach deutlichen Einbrüchen um 9,4 Prozent. Die Produktion im Januar verdoppelte sich gegenüber Dezember. Was die Investitionen betrifft, so handelt es sich vor allem um ohnehin geplante Maßnahmen im Rahmen des Investitionsprogramm zur Wachstumsbeschleunigung PAC – das bereits seit zwei Jahren läuft – mit dem wie auch bei China genannten Vorteil der schnellen Umsetzbarkeit. 

Im Aufsteiger-Check analysieren wir jeden Dienstag die aktuelle Lage in den großen Schwellenländern China, Russland, Indien und Brasilien.

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