Aufsteiger-Check: Russlands Rezession verschärft sich
Während andernorts das Ende der Rezession erwartet wird, ist die Wirtschaftsleistung Russlands im zweiten Quartal so stark geschrumpft wie noch nie seit Beginn der Statistiken Mitte der neunziger Jahre. Das Bruttoinlandsprodukt sank gegenüber dem zweiten Quartal 2008 um 10,9 Prozent.
*
Die heutigen Zahlen unterstreichen nochmals, dass Russland definitiv nicht zu den Erholungs-Lokomotiven wie China, Indien und Brasilien zählt. Im Gegenteil: Viele Ökonomen rechnen nun damit, dass die Rezession in Russland noch mindestens bis zum Jahresende anhält, während sie dann selbst in vielen Industrieländern wohl schon vorüber sein dürfte.
Bereits im ersten Quartal 2009 war die Wirtschaftsleistung um 9,8 Prozent auf Jahressicht geschrumpft. Vor allem der niedrige Ölpreis und die Kreditknappheit belasteten die Wirtschaft auch im Frühjahrsquartal weiter erheblich. Der Preis der russischen Erdölsorte Ural lag hier bei durchschnittlich 61,03 $ je Barrel. Vor einem Jahr waren noch Preise von bis zu 142,50 $ bezahlt worden. Zudem trägt die steigende Arbeitslosigkeit dazu bei, die Binnennachfrage auszubremsen.
Seit langem warnen Experten, dass Russland zu einseitig abhängig von Öl und Gas sei. Das wird nun schmerzhaft deutlich, wie der Kontrast zu anderen Schwellenländern wie China oder Brasilien zeigt. Diese Ansicht teilt auch die russische Regierung selbst, die allerdings schon länger verspricht etwas an der Wirtschaftsstruktur zu ändern: „So kann es nicht weitergehen“, sagte Präsident Dmitri Medwedjew am Montag in Sotschi am Schwarzen Meer. „Es ist eine Sackgasse. Die Krise hat uns in eine Situation manövriert, wo wir uns entscheiden müssen, die Struktur der Volkswirtschaft zu ändern.“ Mit dem Verfall der Rohstoffpreise sei Russland verkümmert.
Im Aufsteiger-Check beleuchten wir jeden Dienstag die aktuelle Lage in den großen Schwellenländern China, Russland, Indien und Brasilien.