Die Kolumne – Euro-Kriseln mit den Söslerhofers
Mit dem Sommerbrabbeln deutscher Politiker erreicht das Niveau der Krisendebatte neue Rekordtiefs. Kein Wunder, dass alle Welt über uns spottet. Zeit für eine neue Expertenkultur.
Früher gab es Sommerlöcher, da wurde aus Langeweile tagelang über angebliche Krokodile in lokalen Badegewässern berichtet. Oder über bis dahin unbekannte Bundestagsabgeordnete, die, was weiß ich, ein Nachtfahrverbot für Frauen forderten.
Das ist heute anders. Heute haben wir Nachwuchspolitiker wie Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler und Bayernfinanzminister Markus Söder, die den Leerraum mit Sprüchen über Griechen füllen. Was wiederum amüsant wäre wie Badekrokodile, wenn in dieser dramatischen Finanzkrise in diesem Sommer nicht das Schicksal von ziemlich vielen Menschen davon abhinge. Und Jobs und Unternehmen im eigenen Land.
Und wenn das Gebrabbel nicht Ausdruck eines viel tieferen Dramas wäre: dass uns vor lauter Krise und Pseudo-Netzdemokratie eine aufrichtig-seriöse Expertenkultur abhandengekommen ist. Da darf heute jeder mitbrabbeln. Was mit der enormen Aufgabe kollidiert, gegen eine ungekannte Krise ganz dringend ausgetüftelte Mittel zu entwickeln. Höchste Zeit für eine neue Expertenkultur.
Röslers Fehlbefunde
Schon jetzt werden wir für unsere intellektuellen wie politischen Beiträge zur Krise von der halben Welt verspottet. Da brabbelt der Wirtschaftsminister der Bundesrepublik Deutschland mal eben über mangelnden Fortschritt bei den Griechen – bevor die Troika überhaupt angefangen hat, das zu prüfen. Was sie anschließend getan hat, um diese Woche festzustellen, dass es offenbar doch vorwärtsgeht. Für solche kontraproduktiven Fehlbefunde bekäme jeder Mechaniker irgendwann die Papiere.
Da orakelt der gleiche Wirtschaftsminister mit abgebrochener Facharztausbildung, dass ein Griechenaustritt für ihn den Schrecken verloren habe. Was sich angesichts der enormen Unsicherheit über mögliche Ansteckungen anderer Länder einfach nicht seriös behaupten lässt. Und vor allem daran zweifeln lässt, ob der Minister ahnt, wie gefährlich falsche Worte in so einer latent panischen Lage sein können, weil sich solche Prophezeiungen in Finanz- und Bankenkrisen schnell von selbst erfüllen. Da hilft auch kein Gejammer, dass man sich von Finanzmärkten nicht treiben lasse. Das hilft ja jetzt nichts. Da muss man halt dafür sorgen, dass die Märkte mittelfristig geschrumpft werden.
Wenn in einem Kino alle geordnet rausgehen, ist das halb so wild. Wenn Panik ausbricht und alle gleichzeitig rauswollen, wird es zur Katastrophe. So ähnlich ist das in Finanz- und Bankenkrisen, wo alle Welt versucht, es bloß nicht zur Panik kommen zu lassen – und die Herren Rösler und Söder im Saal mal eben laut „Feuer“ rufen. Das hat etwas kriminell Fahrlässiges oder unfassbar Dummes.
Kein Wunder, könnte man sagen, wenn es im Land fast täglich Talkshows vermeintlicher Experten gibt, in denen keine zwei Minuten vergehen, ohne dass nicht irgendein Blödsinn gesagt wird. In denen behauptet wird, die Griechen hätten noch nicht gespart. Oder dass die Notenbanken die Geldmenge aufblähen. Oder dass die Bundesbank stets heroisch zwischen Geld- und Finanzpolitik unterschieden und nie interveniert habe. Oder dass die Krise von hohen Staatsschulden in Europa komme.
Es würde reichen, in Statistiken und Chroniken zu schauen, um den Blödsinn zu erkennen. Die Geldmenge steigt seit Jahren langsamer, als sie es müsste. Die Bundesbank hat in Krisen selbst Staatspapiere gekauft (1975) und fremde Währungen gestützt (1993). Und die Europäer hatten 2008 nachweislich weniger Staatsschulden als andere und vorher.
Den kürzlichen Aufruf gegen eine europäische Bankenunion initiierte ein Dortmunder Professor, der nach eigener Publikationsliste zwar viel über Statistikmethoden geforscht hat und sich auch für die Reinheit der Sprache interessiert, was toll ist – aber bisher kein wissenschaftliches Paper oder Buch über Finanzkrisen, das internationale Währungssystem oder den Euro publiziert hat. Was erklären könnte, warum der Aufruf mangels analytischer Überzeugungskraft bei ausgewieseneren Krisenexperten auf Verwunderung stieß.
Die Krise scheint ein Vakuum geschaffen zu haben, in das nun massig Pseudoexperten oder Experten mit Hang zur Demagogie drängen. Das Nichtvorhersagen der Krise hat den etablierten Ökonomen einen Imageeinbruch beschert. Kein Wunder: Als die Krise ausbrach, wurden fast sämtliche Forschungsinstitute von ausgewiesenen Arbeitsmarktprofessoren geleitet. In den Lehrbüchern kamen Finanzmärkte kaum vor. Jetzt scheinen viele frühere Großökonomen still geworden. Und vor Millionenpublikum dozieren stattdessen telegene öffentlich-rechtliche Börsenkursaufsagerinnen und frühere DAX-Fotomodels wie Dirk Müller. Inhaltlicher Mehrwert: zweifelhaft.
Kein Wunder, dass die Krise immer noch da ist – wenn in deutschen Expertenrunden im Grunde immer rauskommt, dass die Südeuropäer schuld sind. Und die Welt angeblich immer nur unser Geld will. Was für ein Blödsinn. Die Welt will einfach, dass wir die Krise beenden helfen, statt etwa anderen die Austeritätspolitik aufzuerlegen, die bei uns 1933 zu 25 Prozent Arbeitslosigkeit geführt hat – exakt die Quote, die jetzt Griechen und Spanier haben. So einfach ist das eben nicht. Systemische Krisen stoppt man nicht mit Rumtata.
Dabei muss nicht herauskommen, dass am besten die Europäische Zentralbank interveniert. Vielleicht ergibt der Erkenntnisfortschritt ja doch etwas anderes. Nur, um das herauszufinden, braucht es eine Debatte auf hohem Niveau und mit Experten, die ohne demagogischen Eifer über Währungs- und Schuldenkrisen forschen, historische Präzedenzfälle analysieren und die Panikanfälligkeit von Anlegern beobachtet haben. Und die gewissenhaft prüfen, wie gut Austerität, Notenbankinterventionen und Schuldenschnitte in der aktuellen Krise bisher gewirkt haben. Nur so lässt sich Erkenntnisfortschritt erzielen.
Was wir dringend brauchen, ist eine neue Kultur aufrichtigen Expertentums. In der all die erst mal demütig zuhören, die vom Thema nicht wirklich Ahnung haben – und die Klappe halten oder zumindest nicht so tun, als sei alles klar und einfach. Und in der auch mal ausgeladen wird, wer zu viel haltlosen Unsinn erzählt. Wer weiß: Dann würde deutsches Krisenmanagement im Rest der Welt auch wieder ernster genommen.
Natürlich ist es im Grunde toll, dass jeder via Internet irgendwie mitreden kann. Nur, im Moment haben wir definitiv zu viele Söders und Röslers – und zu wenig richtige Experten. Zeit zu wechseln.
Email: fricke.thomas@guj.de
H Fricke, wo bleiben denn ihre Gewinne, die wir mit GR laut ihrer Expertenmeinung machen sollen und die sie im Presseclub usw verkündet haben? Kommen die noch? Oder war das nur ein Gag von Ihnen (und H Heusinger) ?
Herr Bauer, vielen Dank, dass Sie sich so vertrauensvoll an uns wenden. Die Antwort finden Sie ganz leicht in den betreffenden Pressemitteilungen des Bundesfinanzministeriums, in denen die genaue Summe der Überweisungen Griechenlands aufgeführt sind. Nicht schlimm, wenn Sie die übersehen haben. Das passiert vielen, daher ja auch diese Kolumne. Was den gesamten deutschen Krisengewinn bislang angeht (inkl. Ersparnis durch krisenbedingt ungewöhnlich niedrige Zinsen), gibt es ja, wie Sie sicher wissen, mittlerweile eine Reihe Studien etwa vom Kieler Institut für Weltwirtschaft und von Kiel Economics, die diesen vorläufig auf insgesamt 150 Mrd. Euro schätzen. Dagegen waren meine Schätzungen zugegebener Maßen noch recht konservativ. Das werden Sie mir aber verzeihen, oder? Nichts für ungut. TF
Guten Morgen, Herr Fricke,
Ich konnte so deutlich nicht erkennen, dass Ihre Kolumne nur dazu diente, sicherlich wichtiges Zahlenmaterial aufspüren zu können.
Somit bitte ich Sie wegen meines unteren Kommentars um Verzeihung, womit ich glatt das Thema verfehlt habe. Denn ich glaubte, es ginge auch um Fragen zum deutschen Habitus im Umgang mit der aktuellen Wirtschaftskrise – und eben daraus abzuleitender Verhaltens- und Handlungsweisen von Seiten Deutschlands.
Selbstverständlich könnte ich meinen unten stehenden Kommentar differenziert ausweiten, etwa hinsichtlich auf das von Deutschland vermutlich zu prägen gedachte Welt- und Menschenbild. Bevor nämlich die angeblichen Krisenstaaten als quasi böse, weil faule Kinder eingestuft werden – und angesprochen ist hierbei das im Sozialisationsprozess zu formende Körper-Geist-Verhältnis, entsprechend die Beherrschung der körperlichen Triebe durch Verstand und Vernunft – räumt man den betroffenen Staaten einen Zeitrahmen zur so genannten Selbsthilfe in eigenverantwortlicher Selbstbestimmung ein: Sie, die Staaten, hätten zunächst einmal ihre “Hausaufgaben” eigenständig nachzuholen.
Gleichgültig, ob sich die Krise bereits ausweitet, soll sich zuerst immer der Einzelne, hier die einzelne Nation, von selber aus dem Sumpf ziehen. Da ja zur menschlichen Gattung gehörend, wird die Befähigung zum rationalen Denken und Handeln vorausgesetzt, die das auf den Körper bezogene Lustprinzip – das “über den Verhältnissen leben” – zu besiegen hat.
Wir sehen, dass diese ausschließlich auf Autonomie, auf Selbstregulierung gerichtete Denkweise, nichts weiter als verbrannte Erde hinterlässt. Nun aber, da das Erkennen von realen Zusammenhängen und Wechselwirkungen auf Grund der veranlassten Isolationshaltung beschränkt wird, in Teilen beseitigt worden ist, geht es erst richtig los. Die jedenfalls aus dem Moment unterstellte Unfähigkeit zur eigenverantwortlichen Selbstbestimmung, wird mit autoritärer Erziehung (u.a. Austeritätspolitik) abgestraft, damit endlich die angeblichen Krisenstaaten zum Einsatz verstandes- und vernunftgemäßen Denkens und Handelns gebracht werden. Die Folge: Die Erde brennt weiter und weiter, lichterloh.
Auch wenn sich die Betroffenen bemühen, dem autoritären Erziehungsprogramm nachzukommen, es zu erfüllen, um das Lust- durch das vermeintliche Realitätsprinzip zu ersetzen, blüht die Entwicklung negativer Vorurteile in den dunkelsten Farben auf.
Ich möchte damit sagen, wie gefährlich der deutsche Dualismus zwischen Körper und Geist sein könnte, wie gefährlich er in alter deutscher Tradition die behauptete (Stabilitäts-) Kultur über zivilisatorische Prozesse erhebt – und damit sein Realitätsprinzip allenfalls in metaphysischen, eher in mythisch-mystischen Sphären einzuordnen wäre. Wenn auf diesem Realitätsprinzip, inklusive der Bündelung von verschwiegenen oder ausgesprochenen negativen Vorurteilen, alternativlose “Sachpolitik” in Form von beabsichtigten Gesetzen mündet, würden sie ohne einseitige und machterfüllte Interessenausrichtung kein Parlament passieren können, spätestens würden sie durch höchstrichterliche Rechtsprechung abgeschmettert.
Und schließlich, würde sich dieses Realitätsprinzip in Europa tatsächlich durchsetzen, wäre zwingend zu fragen, welche Auswirkungen das auf Bewusstsein und Wahrnehmung, Bedürfnisse und Bedarfe etc. bei den Menschen hätte – und schon hat.
Nun warte ich aber, bis Sie, Herr Fricke, eine Kolumne verfassen, in der sich oben angerissene Thematik gegebenenfalls vertiefen ließe.
Mit freundlichen Grüßen
blaublütiger hochadel
Fördern und Fordern – Die Verhartzung Europas
Es ist immer das gleiche Bild, auf sämtlichen Ebenen der Gesellschaft. Dem Deutschland folgt. Das Deutschland transportiert. Das mittlerweile fest etabliert, weil (gesetzlich) institutionalisiert worden ist. Wonach sich nunmehr auch Europa ausrichten soll. Dem sich Europa zu unterwerfen hat: Das Bild von dem der Entwicklungspsychologie entlehnten “Fördern und Fordern”, also der Beschreibung der Entwicklung des Kindes in seinem Sozialisationsprozess – der Verinnerlichung von sozialen Normen und Werten zum Zweck der Stärkung der (moralischen) Eigenverantwortung – bis zum Eintritt ins Erwachsenenalter. Deutschland verkürzt dieses Bild auf die Ökonomie: Wirtschaftskrisen sind Ausdruck von Devianz, von charakterlichen Minusmerkmalen, von Sozialisationsdefiziten – sie sind durch autoritäre Erziehung zu korrigieren. Es lässt sich auch sagen: Eine Regression der Völker Europas auf vermeintlich frühere- vereinfacht – Stufen charakterlicher, moralischer Entwicklung wird zur Behebung von abweichenden Verhaltensweisen angestrebt. Sie sind alle nur “böse”, weil “faule” Kinder. Gewissermaßen handelt es sich um eine Infantilisierung Europas. Die Söslerhofers transportieren dieses Bild eben ganz ungeniert mit diskriminierenden Worten. Aber dieses Vorgehen kennen wir ja schon zu genüge aus der innerdeutschen Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik.
Was ist eigentlich mit der Unterkonsumtionstheorie? Die wurde von nicht wenigen Experten für die Weltwirtschaftskrise 1929 ff. bemüht. Aktuell scheint sie außer Mode gekommen zu sein. Obwohl die Kapitalkonzentration heute doch noch weit stärker sein dürfte?
Zu lang – unreflektiert? Klingt irgendwie widersprüchlich, nicht wahr, borkssen?
Ich meine: Sie müssen ja nicht Punkt für Punkt darauf eingehen; aber eine exemplarische Behandlung z. B. meiner Feststellungen zum FTD-Artikel von Prof. Winkler hätten Sie schon leisten können.
Aber offenbar ist das zu viel verlangt. Versatzstücke aus wohlfeilem Geplapper lassen sich halt schneller in die Tasten hauen.
Sg Hr. Fricke,
Neckartalerin hat vollkommen recht.
Zur Veranschaulichung mal ein paar Zahlen (hab ich Ihnen schon mal geschrieben). Vor dem Schuldenschnitt häufte Griechenland 80 Millionen Euro neue Schulden PRO TAG an. Die Einwohnerzahl beträgt ca 10 Millionen. Das sind also täglich ca. 8 Euro pro Grieche. Im Monat ca 240 Euro. Auf einen Beschäftigten umgerechnet deutlich mehr wie der Hartz 4 Satz.
Verraten Sie doch bitte ihren Lesern wie das ohne Schuldenschnitt hätte funktionieren können.
Allerdings haben ihre Leser auch damals gesagt. Nach dem Haircut ist vor dem Haircut. So ähnlich wie im Fussball (nach dem Spiel ist vor dem Spiel).
Hinzu kommt, dass sich die EZB mit einem Taschenspielertrick aus der Verantwortung einer Beteiligung am Schuldenschnitt herausgemogelt hat. Auch auf Drängen der Bundesrepublik war zu lesen. Warum wohl? Was hat das für Auswirkungen auf die Motivation privater Schuldner künftig Anleihen mehr oder weniger kriselnder Euro-Staaten zu zeichnen?
Diskutieren Sie das mal mit Ihrem Kollegen A. Kühnlenz. Sind die Märkte wirklich so dysfunktional.
Dass der Haircut allein nicht funktioniert ist keine tolle Prognose. Der Haircut hätte mit einem Austritt aus der Währungsunion einhergehen müssen (Ottmar Issing).
Weil wir gerade beim Thema dysfunktionale Märkte sind. Es gab bei Ihnen ja vollkommenes Unverständnis bzgl. des Zinsspreads zwischen spanischen und deutschen Anleihen. Ihre Argumentation: das ist ungerecht! die Staatsverschuldung in Spanien ist doch geringer als in Deutschland. Wo war und ist ihr Denkfehler? Sie haben die Privatverschuldung incl. Immobilienblase übersehen. Vielleicht weil sie so groß war. Sorry wenn ich jetzt etwas pöble: Hier von griechischen Ansteckungseffekten zu fabulieren ist gnadenloser Unsinn. Von der hohen Arbeitslosigkeit rede ich erst gar nicht. Irgendwer muss die Schulden doch zurückzahlen.
In einer Ihrer Kolumnen haben Sie jüngst geschrieben, dass der Zins nicht für alle Euroländer passt. Das ist vollkommen richtig. Für die einen sollte er höher für die anderen niedriger sein. Aber was Sie nicht geschrieben haben: vielleicht passt auch der Euro nicht. Für den einen zu hart für den anderen zu weich, sofern man den Euroraum als geschlossenes System begreift.
Noch ein letztes. Manchmal habe ich den Eindruck, dass Phantom-Debatten geführt werden. Was Sie als Euro-Gegner bezeichnen sind in Wahrheit gar keine Euro-Gegner (eher das Gegenteil). Ich denke an der Stelle sollte man sprachlich etwas präziser sein. Wer für einen Ausschluss Griechenlands aus der Währungsunion ist, ist zumeist ein Euro-17-Gegner. Wenn man die Währungsunion restrukturiert, werden sich nach einem harten Übergang viele Probleme in Wohlgefallen auflösen. Behaupte ich einfach.
Und kommen Sie jetzt bitte nicht mit dieser Kausalketten-Argumentation. Fällt der Euro in Griechenland … blabla.
Lieber Herr Fricke, die FTD ist insofern falsch gelegen, als es Griechenland eben NICHT ohne Haircut schaffen konnte, und auch insofern, als nicht am Tag des Haircuts das Weltfinanzsystem zusammengebrochen ist. Was auch für jeden recht leicht zu erkennen war, der Zahlen lesen konnte. Dazu musste man nichtmal Ökonom sein – selbst Schäuble hat das gesehen.
Der Haircut kam schlicht und ergreifend zu spät. Zwei Jahre zu spät. Deshalb die Ansteckung. Gesunde kann man nicht anstecken. Nur solche, die bereits angeschlagen sind. Vor zwei Jahren waren Italien und Spanien nicht entfernt so angeschlagen wie jetzt. Auch das ist keine Erfindung der Neoliberalen. Konnten Sie bei vielen Ökonomen im Ausland auch nachlesen, wenn Sie mir kleiner normalsterblicher Ökonomin nicht glauben – von denen befürworteten, wie bereits geschrieben, so einige des Neoliberalismus Unverdächtige sogar von Anfang an einen Austritt Griechenlands.
Mit Verlaub, es ist ziemlich genau dass passiert, wws wir damals befürchtet hatten. Kein Mensch hat vor einem sofortigen Implodieren des Weltfinanzsystems gewarnt, so ein Quatsch. Und die Behauptung, das Scheitern der Griechen sei doch klar gewesen, ist genauso wenig belegbar (weil hypothetisch) wie es die Gegenthese zu hundert Prozent, wonach es an der falschen Austeritätspolitik und dem Verweigern einer Systemsicherung lag (was nach Propheizeiung anderer zu einer sich selbst verstärkendden Spirale führen musste), was ich für plausibler halte. Gegenfrage: um wieviel weniger angeschlagen sind denn die Briten, die Amerikaner, die Japaner? Und warum haben die keine Pleite-Spirale bekommen? Kleine Anmerkung zu Roubini, den ich an sich schätze: man muss schon auch sagen, dass das jemand ist, der von fünf Katastrophen zehn vorhergesehen hat. Das macht ihn einfach nur bedingt überzeugend.
Lieber Herr Fricke, ob das Scheitern Griechenlands vorherzusehen war, darüber können wir streiten bis zum jüngsten Tag. Fakt ist, selbst ein Herr Krugman hat kürzlich im Interview – nachzulesen auf der Tagesschau-Webseite – gesagt, er habe von Anfang an nicht geglaubt, dass es Griechenland schaffen könnte. Nicht nur die verhassten Neoliberalen dachten so. Im Übrigen stehen in Griechenland dem Erfolg noch ein paar andere Faktoren entgegen als nur die Austeritätsmaßnahmen. Beispielsweise ein völlig funktionsunfähiger Staatsapparat. Aber auch das haben Ihnen schon andere gesagt.
„Gegenfrage: um wieviel weniger angeschlagen sind denn die Briten, die Amerikaner, die Japaner? Und warum haben die keine Pleite-Spirale bekommen?“
Das ist sehr einfach. Die Briten, die Amerikaner und die Japaner haben, wie Ihnen bekannt sein dürfte, eine eigene Zentralbank, die nicht den EZB-Statuten unterliegt. Die EZB-Statuten sind, wie Ihnen auch bekannt sein dürfte, nur zu ändern, wenn alle 17 Euroländer zustimmen. Das ist ziemlich unrealistisch. Das meinte ich mit praktikabler Beratung vs. Hirngespinsten.
Und was Roubini angeht, die altbekannte Leier, die immer gegen Ökonomen angebracht wird, denen man ihren Erfolg neidet. War schon bei Keynes dasselbe. Mit Sicherheit vorhergesagt hat Roubini gar nichts. Es waren immer was-wäre-wenn-Szenarien. Anscheinend haben Sie ihm nur aus Second-Hand-Verlautbarungen „zugehört“.
Ja, eben. Die anderen haben eine Zentralbank, die sich als Lender of last resort versteht, wie sich das für eine ordentliche Notenbank nach mehr als 100 Jahren Erfahrung mit Finanzmarktpaniken gehört. Dass dafür Verträge verändert werden müssten, ist eine sehr eigene Sicht der Bundesbank. Die EZB ist verpflichtet, das Funktionieren der Zahlungssysteme zu garantieren. Warum soll dazu im Notfall nicht auch ein Einsatz als Lender of last resort gehören?
Zu den zitierten Herren: Wer sagt denn, dass Paul Krugman immer recht hat? Und Nouriel Roubini kenne ich schon ganz gut, wir tauschen uns öfter aus – wo ist denn uum Beispiel der Double Dip, den er prphezeit hat? TF
Sehr geehrter Herr Fricke,
nennen Sie mir einmal bitte einen Experten. Seit der von Experten nicht vorausgesehenen Finanzkrise – außer evl. Minsky, Roubini, die man nicht ernst genommen hat – hat doch die Mainstreamtheorie in der VWL, die es ja eigentlich gar nicht gibt da in Lager aufgesplittet, doch das Vertrauen der Bürger verloren!
Eigentlich, wenn wir ehrlich sind, ist man sich ja noch gar nicht im klaren darüber, was die Ursache der Finanzkrise ist und insofern können selbstverständlich die Lösungsvorschläge der sogenannten Experten nur halb gar sein.
Derjenige, der mir von der Ursachenanalyse am Nächsten kommt ist Steve Keen aus Australien. Er argumentiert, daß die Ursache eine Kreditblase ist, die mit jährlichem Kreditwachstums weit weit über dem globalem Wirtschaftswachstum seit 30-40 Jahren zu instabilen Schuldner- und Gläubigerverhältnissen geführt haben, die dann in der Finanzkrise aufgebrochen sind. Wenn dem so ist, gibt es nur ein langsames Abschmelzen über die sogenannten 1-2 verlorenen Jahrzehnte oder einen Schuldenschnitt. Ein mehr an Schulden löst das Problem nicht, da sie die Instabilität als Blase nicht mehr verleugnen können.
Wie konnte dieses gefährliche Kreditwachstum nun weitgehend unbemerkt ablaufen, obwohl doch Geldmengen bis M3 (außer in den USA) planungsmäßig reguliert sein sollten?
MfG
Dr. Huthmann
Sehr geehrter Herr Huthmann, vielen Dank für den Kommentar. Ich denke, dass es außerhalb Deutschlands mittlerweile eine Menge Ökonomen gibt, die in die Richtung Steve Keens arbeiten, wenn auch die Schlüsse deshalb nicht immer die selben sind (was angesichts der Größe der Aufgabe auch nicht schlimm ist, wie ich finde – es geht ja darum, die Krise allmählich zu verstehen). DAzu gehören Ken Rogoff, Robert Shiller, Markus Brunnermeier, Adair Turner, Dirk Bezemer, um nur ein paar zu nennen. Verglichen zu den Arbeiten dieser Leute ist die Debatte bei uns einfach erschreckend plump (der Grieche ist schuld, der Euro ist böses Machwerk usw…). Wie der Kredit-Überhang abzubauen ist, lässt sich sicher nicht so einfach sagen. Aber es gibt ja durchaus Präzedenzfälle, wie die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, wo die financial repression geholfen hat. Was ich übrigens schon glaube, ist, dass man kurzfristig mit höheren Schulden eine gefähliche Deflation verhindern muss – bevor man an den strukturellen Abbau gehen kann. Mit besten Grüßen, Thomas Fricke
Sehr geehrter Herr Fricke,
wie soll das funktionieren mit den etwas mehr Schulden kurzfristig? Die Blase ist bekannt, die Notenbanken bemühen sich ja schon, aber die Pferde wollen nicht saufen. Wenn sie Konjunkturprogramme machen, fehlt demgemäß der Multiplikatoreffekt.
Da würde mich Ihre Einschätzunn interessieren.
MfG
Dr. Huthmann
Lassen wir mal das viele Expertengedusel. Es kann mit ganz, ganz wenigen Worten auf den Punkt gebracht werden- was kein geringerer geschafft hat als Hermann Hesse:
„Das Chaos will anerkannt sein, will erlebt sein, ehe es sich in eine neue Ordnung bringen lässt.“
Aus Hesses Essay „Über Jean Paul“, 1921
Ob Rössler Fricke und Co. – solange keiner bereit ist, des Pudels Kern anzuerkennen, werdet Ihr Euch noch auf ewig niederschafeln.
Gestern habe ich versehentlich die Kolumne von Thomas Fricke, Chefökonom der Financial Times Deutschland, konsumiert.
Dieses Glanzlicht journalistischen Schaffens liegt mir einen Tag später noch quer im Magen und drängt mich zur Äußerung:
Mich stört, dass Thomas Fricke bekannte Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft, die nicht seiner vernünftigen Meinung entsprechen mit herabwürdigenden Adjektiven wie z. B. „Gebrabbel“ belegt.
Gebrabbel bezeichnet:
– frühsprachliche Lautäußerung bei Kleinkindern.
– Abwertend einen als nicht sinnvoll betrachteten Redebeitrag.
Fricke setzt sich nicht mit Äußerungen verschiedener Persönlichkeiten auseinander, die teils schon vor sehr vielen Jahren das drohende (Euro) Debakel vorhergesehen und erläutert haben. Statt dessen ruft er flehentlich nach einer „Kultur aufrichtigen Expertentums“ und attackiert „telegene öffentlich-rechtliche Börsenkursaufsagerinnen“ die tatsächlich noch eine Nuance hübscher sind als Fricke selbst. Das schließt wirtschaftliches Fachwissen jedoch nicht per se aus.
Dirk Müller (cashkurs.com) wird als „früheres DAX Fotomodel“ herabgewürdigt. Ein Akt unsäglicher Arroganz seitens Frickes gegenüber einem Mann den ich seit vielen Jahren wegen seiner moralischen Integrität, seiner profunden Kenntnisse und seiner offenen Art außerordentlich schätze! Müllers Lageeinschätzungen sind nicht nur interessant zu lesen, sie haben sich zudem auch noch in der Vergangenheit als zutreffend erwiesen.
Als Baustein für die Krisenlösung empfiehlt Fricke möglichst nicht über die Krise zu reden und wenn, dann nur Vernünftiges. (Vielleicht kann man ja so künftige Krisen sogar am Ausbrechen hindern.)
Als Sahnehäubchen empfiehlt Fricke Leute von TV – Sendungen fernzuhalten die „zu viel haltlosen Unsinn erzählen“ Gemeint sind sicherlich „vermeintliche Experten“ die nicht Frickes (Dienst?) –Meinung entsprechen und den Interessen derer hinderlich sind, die Fricke in seinen Sessel gehievt haben.
Übrigens wurde im Fernsehen der DDR sichergestellt das garkeiner was Falsches sagen konnte. Das hat den Zusammenbruch des Systems aber auch nicht verhindern können.
Mit freundlichen Grüßen
schloli
Sehr geehrter Herr Schloti (stellvertrende für den ein oder anderen Erbosten hier), Sie haben Recht, in dem Artikel ging es nicht um die nüchterne fachliche Analyse der Krise (die Argumente können Sie in allen möglichen früheren Kolumnen nachlesen), sondern um eine Polemik. Und seien Sie mir nicht böse: die dahinter steckende Kritik haben in den vergangenen Tagen auf vornehmere Art, aber inhaltlich mit gleicher Schärfe Leute wie Helmut Schmidt, Hans-Dietrich Genscher und einige andere ebenfalls geäußert. Mir ist auch nicht ganz klar, warum es Sie so erbost, wenn ich mehr Aufrichtigkeit und Fachkenntnisse einfordere. Ist das so schlimm? Oder kann es sein, dass Sie nur Experten wollen, die über die Griechen (mit)schimpfen, gegen den Euro sind, das Euro-Debakel seit Jahren vorhergesehen haben undsoweiter? Ahnen Sie, dass sich diese Art von Experten oft auf sehr populistisch-niedrigem Niveau bewegen? In der Kolumne steht übrigens an keiner Stelle, dass sich Leute nicht äußern dürfen. Und es steht auch drin, dass das Ergebnis der Debatte durchaus andere Erkenntnisse bringen kann (Stichwort EZB), als es viele internationale Experten derzeit für naheliegend halten. Nichts für ungut. TF
Vielen Dank, Herr Fricke, für die direkte Antwort auf meinen Kommentar. Meinem Magen geht es wieder etwas besser.
Selektive Wahrnehmung zählt zu den größten Feinden auch des Kleinanlegers, deshalb nehme ich auch konträre Meinungen von Fachleuten (Folker Hellmeyer u.a.) sehr ernsthaft zur Kenntnis. (Allerdings ist mir bisher noch nie so der Kragen geplatzt.)
Die Aussagen von Politikern der aktuellen Ersten Reihe nehme ich ebenfalls zur Kenntnis, -aber nicht ernst. Zu oft, in den letzten Jahren, kam man der Wahrheit näher, wenn man das Gegenteil ihrer Worte unterstellt.
Das die Geldkrise, mit der fast alle westlichen Länder zu kämpfen haben, auf unserem zinsbasierten Schuldgeld System beruht ist mathematisch mittels einfacher Prozentrechnung darstellbar. Das diese Geldkrise tatsächlich eine Systemkrise ist, die nach einem Reset geradezu schreit lässt sich, auch ohne Studium, leicht ableiten. (Wie schon so oft in den letzen 100 Jahren.)
Auch ich möchte in einem Haus Europa wohnen in dem die Familien pfleglich miteinander umgehen und einander weiterhelfen. Die Einrichtung eines gemeinsamen Giro Kontos darf man wohl als kontraproduktive Schnapsidee bezeichnen, angesichts dessen was sich jetzt zeigt und vorhersehbar war. Bisher hat keine der etlichen Währungsunionen als Hätschelkind der Eliten längere Zeit überlebt. (Danke an Burkhardt Brinkmann für seinen Link bezüglich der Lateinischen Münzunion.)
Die Gründung der Vereinigten Staaten von Europa (unter anderem Namen selbstverständlich) wie sie den Eliten offenbar via ESM vorschwebt könnte nicht nur die Demokratie besiegeln sondern auch das Haus Europa in Flammen aufgehen lassen!
Die fürchterliche Begleiterscheinungen beim Zerfall der Sowjetunion und Jugoslawiens sollten ernsthafte Warnung sein!
Die Geschichte ist reich an Vorgängen mit Bezug auf unsere aktuelle Situation, aus denen sich lernen ließe. Leider werden sie kaum publiziert. Man verlegt sich statt dessen auf Angstmacherei und Erpressung den eingeschlagenen falschen Weg keinesfalls zu verlassen.
Eine Kultur aufrichtiger, kluger Menschen wäre wünschenswert.
Die Meinungsbildungsinstitute, auch Ihr Haus, versagen hierbei komplett.
Nichts für ungut. schloli
Herr Schloli, lesen Sie unsere Zeitung wirklich? Wir haben zu den von Ihnen zitierten, originellen Theorien immmr wieder Artikel im Blatt. Es gibt bei der FTD sogar eine tägliche Rubrik, die von Autoren mit viel Symphatie für solche Radikalkritik am Geldsystem geschrieben wird. Und ich würde einen Teil der Grunddiagnose ja auch teilen, wonach wir einen Kreditexzess hatten. Nur müssen Sie mir und uns als Redaktion schon die Möglichkeit lassen, von den radikalen Theorien und Argumenten, die daraus abgeleitet werden, nicht überzeugt zu sein. Dass Währungsunionen in der Vergangenheit nicht funktioniert haben, ist am Ende ja kein Beleg dafür, dass sie unter den besonderen Umständen einer globalisierten Finanzwelt heute nicht doch funktionieren können (oder sogar müssen). Was mich an der Kritik vor allem stört, ist die Leichtigkeit, mit der den Leuten suggeriert wird, es wäre alles prima, wenn nur jeder Kleinstaat wieder seine eigene Währung hätte und sich diese Währungen wie im Märchen immer anpassen, wie wir das im zweiten Semester gelernt haben. Die Praxis von fast 40 Jahren mehr oder weniger freier Wechselkurse spricht einfach dagegen. Das funktioniert nicht. Besten Gruß TF
„Da darf heute jeder mitbrabbeln. Was mit der enormen Aufgabe kollidiert, gegen eine ungekannte Krise ganz dringend ausgetüftelte Mittel zu entwickeln. Höchste Zeit für eine neue Expertenkultur.“
Genau, denn schließlich wissen nur Experten, wie man die Elster (das Volk) rupft, ohne dass es schreit (wie ein italienisches Sprichwort sagt).
Und Mario Monti hat völlig Recht, wenn er eine Erziehung der Parlamente fordert: Die wissen nicht wirklich, wie man die Kapitalmärkte zufrieden stellt. Experten dagegen wissen das! Die haben „ausgetüftelte Mittel zu entwickeln“ entwickelt, um die Massen über’s Ohr zu hauen. Das war zu Zeiten der lateinischen Münzunion so (http://www.wiwo.de/politik/europa/essay-vom-scheitern-einer-europaeischen-waehrungsunion/6986728.html) und ist heute nicht anders, wo sich der Herr Finanzprofessor Adalbert Winkler nicht entblödet, in der FTD Devisenkredite für eine Notenbank im Goldstandard mit unbegrenzter Staatsfinanzierung der eurozonären Verschwenderregierungen gleichzusetzen (http://beltwild.blogspot.de/2012/08/die-eurozone-ist-ein-gebaude-aus-lug.html).
Solche „Experten“ braucht das Land: nur so fährt man wirksam den Karren an die Wand!
„… bevor die Troika überhaupt angefangen hat, das zu prüfen. Was sie anschließend getan hat, um diese Woche festzustellen, dass es offenbar doch vorwärtsgeht“.
Ich will nicht bestreiten, dass in der Troika Experten sitzen. Aber deren Berichte dürften das Werk anderer „Experten“ sein: Experten der politischen Fälscherwerkstatt nämlich. Das Sie, Herr Fricke, uns die Troika-Desinformationen als fachliche Qualitätsarbeit verkaufen wollen, ist schon traurig: Sie wissen es besser!
Aber schon klar, dass und warum Sie uns den Schein andrehen wollen: damit die EZB noch mehr Scheine drucken darf!
Und das blöde Brabbel-Volk brav zuschaut – wie der Kapitalsozialismus uns über’s Ohr haut!
„….. die Herren Rösler und Söder im Saal mal eben laut „Feuer“ rufen. Das hat etwas kriminell Fahrlässiges oder unfassbar Dummes.“
Dumm und kriminell ist es, weiterhin deutsche Steuergelder an Griechenland (letztlich:) zu verschenken!
“ … ohne dass nicht irgendein Blödsinn gesagt wird. In denen behauptet wird, die Griechen hätten noch nicht gespart.“
Behauptet das jemand? Ich lese lediglich, dass sie a) nicht genug sparen und b) vor allem ihre politökonomischen Verkrustungen nicht auflösen. Und wenn ich mir Süditalien anschaue bin ich sicher, dass das mit Griechenland ebenso wenig was wird, denn das ist die gleiche (zwar nicht mafiöse, aber:) klientelistische Mentalität. Die ist 2.000 Jahre alt, und die rottet man nicht aus, indem man deutsche Steuerbeamte (oder bayerische Verwaltungsexperten – wie im 19. Jh.) da runterschickt.
Sie wissen doch genau, Herr Fricke, dass selbst Unternehmenszusammenschlüsse an unterschiedlichen „Kulturen“ scheitern. Und Staaten wollen Sie in einer Zwangsgemeinschaft prokrustisieren?
Der kürzliche Aufruf gegen eine Vergemeinschaftung der europäischen Bankschulden wurde, wie Sie sicherlich wissen, Herr Fricke, von mittlerweile über 250 deutschen Volkswirten unterzeichnet. Gut, von denen dürften die wenigsten Finanzprofessoren sein. Aber das sind Sie ja wohl auch nicht, oder? Und wie kommen Sie dazu, sich selbst (implizit) die Kompetenz beizumessen, eine Bankenhaftungsunion zu fordern, wenn Sie (mutmaßlich) ebenfalls noch nie ein wissenschaftliches Papier darüber publiziert haben? Ganz einfach: weil sie nämlich einen „Expertenstatus“ nur denjenigen zubilligen, die eine europäische Transferunion fordern. Und umgekehrt dürfte dann für Sie auch jeder ein Experte sein, der eine solche Forderung erhebt.
Da kommt dann eine Aussage raus wie „die Europäer hatten 2008 nachweislich weniger Staatsschulden als andere und vorher.“ Sachlich zweifellos richtig, aber es gibt ja auch keine „europäische“ Staatsschuldenkrise. Sondern eine griechische, eine spanische, portugiesische, irische usw. mit jeweils spezifischen Ursachen. Warum überzeugt Ihr „Gegenargument“ nicht die Finanzmärkte, Herr Fricke? Keine Experten, wie?
„….. die Welt angeblich immer nur unser Geld will. Was für ein Blödsinn. Die Welt will einfach, dass wir die Krise beenden helfen, statt etwa anderen die Austeritätspolitik aufzuerlegen, die bei uns 1933 zu 25 Prozent Arbeitslosigkeit geführt hat – exakt die Quote, die jetzt Griechen und Spanier haben.“
So, wer deutsches Steuergeld NICHT versüdet, oder wer es ablehnt, Volkswirtschaften mit einem Außenhandelsdefizit frisch gedrucktes EZB-Geld in die Hand zu drucken, damit sie ihre Blasen weiter inflationieren können, der ‚“erlegt ihnen Austeritätspolitik auf“? Kann doch jeder gerne aus der Eurozone ausdrucken, und Geld nach Herzenslust drucken. Freilich nicht unter dem EZB-Statut! Und gerne darf sich der griechische Staat mehr Steuern bei seinen Reichen holen – aber bitte nicht bei mir!
„Die Welt“ – die angelsächsische Welt insbesondere – will, dass die EZB Geld druckt. Und ob den einschlägigen Schuldenmissionaren das nun subjektiv bewusst ist oder nicht: Dahinter steht das objektive Interesse der inflationierenden USA und GB, keine Hartwährungskonkurrenz aufkommen zu lassen. Für die Gelddruckspezialisten in New York und London könnte es nämlich eines Tages verdammt ungemütlich werden, wenn sich die Kapitalströme umkehren!
„Experten, die ohne demagogischen Eifer über Währungs- und Schuldenkrisen forschen, historische Präzedenzfälle analysieren und die Panikanfälligkeit von Anlegern beobachtet haben. Und die gewissenhaft prüfen, wie gut Austerität, Notenbankinterventionen und Schuldenschnitte in der aktuellen Krise bisher gewirkt haben“
Forschen ist gut; das Problem ist nur, dass wir aktuell auch handeln müssen. Und wenn „Experten“ wie Ihr Artikelschreiber Adalbert Winkler (s. o.) keine besseren Argumente für unbegrenzte Staatskredite einfallen, als die Schwindel-Konstruktion einer haarsträubenden historischen Scheinanalogie, dann darf man ruhig unterstellen, dass hier Lobbyismus am Werke ist.
„Im Moment haben wir definitiv … zu wenig richtige Experten“.
Auf dieses Statement könnte ich mich mit Ihnen sogar einigen – mutatis mutandis im gedanklichen Hintergrund. 😉
Dieses Elaborat ist einfach zu lang, um es Punkt für Punkt zu beantworten … zum Glück geht es aber auch in ein paar wenigen Sätzen, da der Herr Brinkmann letztlich nichts anderes macht, als die Stammtischparolen der – bevorzugt bayerischen – Wahlkämpfer zu wiederholen. Und nationalistisch-unreflektiertes Geplapper wird durch Wiederholung nicht besser oder gar fundierter. Nur öfter. Eigentlich reicht es.
Werter Hr. Fricke, bei allem Respekt fuer ihr Engagement, doch Sie selbst geben Hier dem Spott ueber deutsche Beitraege zur Systemkrise neue Nahrung. Schon ihre These das von dem „Gebrabbel“ der Hrn. Roelser, Soeder etc „das Schicksal vieler Menschen abhinge“ blaest in das gleiche Horn der Realitaesverweigerung wie wir es derzeit europaweit durchleiden. Ist es nicht eher die jahrelange Verweigerung dringend benoetigter Reformen und das Abstellen einer , teils, kriminellen Klientelpolitik in den Krisenlaendern Europas, von dem unser aller Schicksal nun bedroht ist? Sowie der derzeitige Trend relativ gewohnte Zinsaufschlaege fuer o.g. Staaten als untragbar zu klassifizieren um an die Gelder von Solidarpartnern zu gelangen, waehrend man der eigenen Geldeilite noch Zeit gibt Kapital ausser Landes zu schaffen sowie Investitionsrisiken zu sozialisieren? Nun, das Sie aber ebenfalls der, ziemlich widerwaertigen, Strategie der Diffamierung Andersdenkernder folgen – Bezug auf z.B. abgebrochene Berufsausbildung des Hrn. Roesler – hat in diesem Kontext der Diskussion wirklich keinen Platz. Sachlichkeit und Argumente waeren hier wohl angebrachter gewesen. Das voellige Fehlen tragfaehiger Argumente in der Kommunikation der Krise zeigt sich immer wieder in der Nennung der Alternativlosigkeit – der Klassiker des sinnentleerten Arguments – sowie der Forderung nach mehr Europa, wo der derzeitige Status Quo dieser Gemeinschaft so offensichtlich einen Prozess der Entschleunigung zwecks natuerlicher Integration verlangt. Das die Eliten sich zieren und winden ihre Fehler, ja Inkompetenz, durch entschlossenes Krisenmanagement zu beheben und dabei den Rueckbau von in Jahrhunderten erkaempften demokratischen Grundwerten in Europa bewusst nutzen, zeigt uns ueberdeutlich das diesen „Verwaltern“ unserer Vermoegen und Zukunft kein weiterer Vertrauensvorschuss zu gewaehren ist. Es gibt solide und vielfaeltige Alternativen zu diesem kopflosen Krisenmanagement, Hr. Fricke. Wir werden es, hoffentlich, bald erleben.
Also, daß „wir“ von der „Welt“ verspottet werden, ist zunächt mal eine leere Behauptungshülse.
Sollte dies so sein, daß nicht nur ausländische Medien das alte Klischee des häßlichen Deutschen populistisch oder auflagegeil (wieder)bemühen, sondern auch „normale“ Bürger Frankreichs, Griechenlands oder gar Großbritanniens durchschnittlicher Intelligenz die Besorgnis einiger verfassungstreuer deutscher Politiker um legitime deutsche Steuerzahlerinteressen bespötteln, dann sollte dies solidarisch als grober und zugleich recht dummer Undank gebrandmarkt werden. Schließlich sind die bereits durch Deutschland garantierten und teils abgeschriebene 27% an allen Garantieleistungen kein Pappenstil.
Keinesfalls ein Grund für für eine softe journalistische Spottposse.
Oder fordert der Autor mit effektivem „Krisenmanagement“ etwa einen effektiven Regierungsbeschluß über die überfällige Einstellung z.B. aller Griechenlandsubventionen, also das längst überfällige Ende mit Schrecken, statt weiterem „Talkshowblödsinn“?
Die Welt will einfach, dass wir die Krise beenden helfen, statt etwa anderen die Austeritätspolitik aufzuerlegen“…. Es ist ja alles sooo einfach.
Was für ein Blödsinn! Die „Welt“, der geschätzte Autor mein die PIIGS, will einfach nur unser Bestes, unser Geld!
Undank? Wissen Sie, dass jedes andere Zahlerland der Euro-Zone pro BIP-Einheit rsp Kopf seiner Bevölkerung genauso viel zahlt wie Deutschland, teils sogar mehr? Die leisten gemessen an ihrer Leistungsfähigkeit genauso viel, machen nur nicht so ein Theater. Sehen Sie, genau das meine ich. Zu einer aufrichtigen Debatte gehört, dass man nicht dies und das behauptet, sondern zumindest die naheliegenden Fakten nicht übergeht. Man kann dann ja immer noch zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen.
Herr Fricke, ich will noch konkret für eine Expertin, die ich seit meiner Studienzeit verehre, eine Lanze brechen. Frau Prof. Ohr ist eine solche Expertin, die still und leise (für meinen Geschmack viel zu leise) die Gefahren der gemeinsamen Währung beschrieben und leider Recht behalten hat. Renate Ohr war 1992 Initiatorin des Manifests der 62 Professoren gegen den Vertrag von Maastricht unter dem Titel „Die EG-Währungsunion führt zur Zerreißprobe“. Und 1998 war sie wieder Mitinitiatorin eines Manifests von mehr als 160 Professoren gegen eine zu frühe Einführung des Euro. Kürzlich hat sie in der FAZ am 27.10.2011 mit der Abhandlung „Braucht der Markt den Euro?“ (http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/europaeische-union-braucht-der-markt-den-euro-11508261.html) Stellung bezogen. Und? Irgendeine Reaktion seitens der Politik? Nichts! Und wenn ich dann in Talkshows einem wahlweise dreist tönenden oder süffisant lächelnden Staatssekretär Kampeter zuhören muß, wie er Frau Ohrs Argumente vom Tisch fegt und stattdessen Platitüden und Phrasen wie „die deutsche Haftung bleibt begrenzt“ verkauft, dann packt mich wahlweise Verzweiflung oder kalte Wut. Herr Fricke, Sie bemängeln fehlende Expertenstimmen? Dann helfen Sie aktiv mit, den stillen und leisen Experten mehr Einfluß zu verschaffen!
Mit Verlaub, gerade die FTD sollte sich mit Bashing bestimmter Personen, insbes. Börsenexperten oder ungeliebte Wirtschaftsprofessoren, ein bisschen zurückhalten. Wie oft Sie in den letzten zwei Jahren schon spektakulär daneben gelegen haben und Ihre Position „korrigiert“ haben, geht auch auf keine Kuhhaut mehr.
Herr Fricke, die Söders und die Röslers konnten es doch in unserem Parteiensystem nicht anders lernen. Man kämpft um jeden Milimeter Macht, redet dem Volk nach dem Mund und das natürlich öffentlich über die Medien. Macht mal ein Experte einen Vorschlag, der auch nur eine Wählerstimme kosten könnte, wird er sofort erledigt, auch wenn er früher mal Verfassungsrichter war. Es sind doch die gleichen Typen, die den Vertrag von Maastricht dreist lächelnd brechen, das Geld der heutigen Steuerzahler (ohne zu wissen, wie das ist, wenn man dafür arbeiten muß) in milliardenschwere Rettungspakete stecken und gewissenslos für die Schulden der nächsten Generation die Feder führen. Was erwarten Sie denn von unseren Politikern? VERANTWORTUNGSGEFÜHL? GEMEINSINN? Aufwachen, Fricke!
Sehr guter Artikel!
Aber, als Nichtexperte und sehr interessierter Laie möchte ich schon meinen Senf dazugeben können. Außerdem haben in diversen Foren diverse Leute die heute zu besichtigenden „Ergebnisse“ dieser Krisenpolitik schon vor 2 Jahren voraus gesagt.
Es gibt eine Menge Leute, die was davon verstehen, aber nicht gehört werden. Schade!
Dass aber die aktuelle Politik rein interessegeleitet ist, dürfte auch Ihnen nicht verborgen geblieben sein. Es setzen sich seit dem Ausbruch der Finanzkrise ausschließlich die Interessen der Finanzelite durch, während die arbeitende Bevölkerung in fast allen Krisenstaaten Sparorgien zu erleiden haben – die natürlich absolut kontraproduktiv sind (dafür braucht es nun wahrlich keinen Experten). Vielleicht könnten Sie einfach mal recherchieren, warum das so ist? Man könnte ja fast meinen, der Zusammenbruch der Währungszone ist gewollt … Wer sind die Profiteure dieser Krise und wer ist daran interessiert, dass die Krise nicht bewältigt wird? Das sind doch wirklich Hausaufgaben, die einem versierten Journalisten Spaß machen müssten … Ich zähle auf Sie!!
Kann es sein, dass die Probleme so dermaßen komplex und schwer zu verstehen sind, dass genau gar kein „Experte“ aufzutreiben ist, der in der Lage wäre, Lösungsansätze im knappen TV- oder Zeitungsformat erhellend darzulegen? Mangels Basiswissens der meisten Menschen und daher fehlender Breitenwirkung bei komplizierteren Erklärungsversuchen bleibt dadurch mehr Raum für die eitlen Luftpumpen.
Da ist mir dir Piraten-Einstellung „Dazu können wir im Moment nichts sagen, davon haben wir (noch) keine Ahnung“ irgendwie lieber. Aber eigentlich sollte man heute von den etablierten Parteien erwarten können, zu liefern.
Ich stimme dem Autor insofern zu: es fehlen geeignete Multiplikatoren in der öffentlichen Wahrnehmung und ich glaube weil es wirklich zu wenige davon gibt.
Eine im Ton recht polemisch formulierte Kolumne und in der Sache wenig hilfreich.
Die unverschämte Krönung ist folgender Satz:
„Die Krise scheint ein Vakuum geschaffen zu haben, in das nun massig Pseudoexperten oder Experten mit Hang zur Demagogie drängen.“
Mit diesem Satz haben Sie sich diskreditiert – eines anderen Beweises bedarf es nicht.
Es ist das schliche alte Muster in der Diskussionskultur: fehlen oder gehen die Sachargumente aus, wird stramm unter die Gürtellinie gezielt.
Schade Herr Fricke!
…erste Sahne !!!!! Wie wahr …..
Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Denn was Herr Fricke da in den letzten Jahren so alles von sich gegeben hat, gibt zum dauerhaften Kopfschütteln Anlass. Es waren einige inhaltlich und fachlich wirkllich grausame Kolumnen dabei. Wenn ausgerechnet Herr Fricke schreibt, es sei Zeit für eine neue Expertenkultur, hat das schon etwas von einer humoristischen Einlage. Generell gesehen muss man die letzten Jahre doch auch als Bankrotterklärung der Ökonomen, Experten, Wissenschaftler, Fachjournalisten etc. werten. Was die eine Hälfte dieser sogenannten Experten für die Problemlösung schlechthin hält, bezeichnet die andere Hälfte als pures Teufelszeug. Man könnte auch sagen, dass man unter 10 Experten bestimmt fünf unterschiedliche Einschätzungen und Lösungsansätze finden wird. Und wenn sich schon diese Experten völlig uneinig sind und sich teilweise sogar unversöhnlich gegenüber stehen, dann sollen ausgerechnet die Politiker den Königsweg kennen, den vermutlich sowieso niemand weiß, schon gar nicht Herr Fricke.
Welche Kolumnen und Einschätzungen meinen Sie? Ich fand, dass ich eigentlich ganz gut gelegen habe mit der Kriseneinschätzung. Ansonsten: lesen Sie nochmal den Text. Da schwingt mit, dass wir vor einem gewaltigen neuen Problem stehen – und dazu gehört, dass man die Antworten erst gewissenhaft suchen muss; und dass es auf dem Weg dorthin auch unterschiedliche Einschätzungen von unterschiedlichen Experten gibt, ist gut und normal. Was nicht gut ist, ist die Schar von Pseudoexperten, die auf den Krisenzug aufspringen und gewissenlos herumreden, ohne aufrichtig zu argumentieren. TF
Wenn ich nur an das Thema Haircut für Griechenland denke. Was hat die FTD nicht dagegen angeschrieben, weil angeblich das große Chaos drohe bei einem Schuldenschnitt. Der von Ihnen so geschmähte Herr Sinn sagte von Anfang an, Griechenland würde es nicht schaffen und der Schuldenschnitt müsse kommen. Wer hatte nun recht am Ende?
Dasselbe jetzt mit dem Griechenland-Austritt.
Darf ich übrigens darauf hinweisen, dass die keineswegs des Neoliberalismus oder der Deutschtümelei verdächtigen Krugman und Roubini auch seit Anfang der Krise der Meinung waren, dass Griechenland das nicht schaffen kann und ein Austritt trotz der zu erwartenden Turbulenzen die beste Lösung wäre?
Außer der Idee, die Ponzi-Finanzierung weiter zu führen, kommt seitens FTD doch nichts. Soviel zum Thema Gebrabbel. Immer noch mehr Geld auf die Schulden zu werfen alleine löst die strukturellen Probleme doch nicht.
Liebe Neckartalerin, die FTD hat vergangenes Jahr vor der Privatgläuberbeteiligung rsp Haircut mit dem Argument gewarnt, dass dies die Krise nicht löst und im Gegenteil andere Länder noch ansteckt. Die Bundesregierung hat es im Juli 2011 trotzdem gemacht. Und was ist passiert? Es hat nicht geholfen, Italien und Spanien aber angesteckt und im zweiten Halbjahr bekanntlich die bis dahin schlimmste Zuspitzung der Krise gebracht. Mir ist nicht ganz klar, wie Sie zu dem Urteil kommen, die FTD habe da nicht richtig gelegen. Und es hilft halt nichts: was ein Stopp der – wie Sie es nicht zu Unrecht sagen – Ponzifinanzierung bedeuten würde, hat die Welt (offenbar) Anfang der 30er-Jahre gesehen, als man eine große Blase einfach hat platzen lassen, wie es viel heute großspurig mal eben einfordern. Das wollen Sie sicher nicht wiederholen, oder? Beste Grüße TF
Das Schlimmste in dieser Krise mit der Ökonomie ist, dass sie immer noch die Lagerkämpfe nicht lassen kann. Mir geht das so dermaßen auf den Nerv, ich kann es niemandem sagen. Ich komme auch aus der heterodoxen Ecke und wurde an einem keynesianischen Lehrstuhl promoviert. Gottseidank war ich danach an einem Wirtschaftsforschungsinstitut und musste Politikberatung machen in einer Weise, die tatsächlich praktikabel ist. Da werden einem ideologische Hirngespinste bald ausgetrieben.
Ich habe auch des Öfteren meine Probleme mit Sinns Haltung gehabt. Aber wenn er recht hat, dann hat er eben recht. Es kann doch nicht sein, wie manche Sinn-Kontrahenten simple bilanzrechtliche Grundsätze ignorieren und schlicht behaupten, dass auf der Aktivseite der Bundesbank-Bilanz 730 Milliarden – fast drei Viertel der Bilanzsumme! – „bloße Verrechnungssalden“ als Forderungen, also Vermögenswerte ausgewiesen sind! Jeder Buchhalter kann bestätigen, dass irrelevante Posten in einer Bilanz nicht auftauchen dürfen und so eine Bilanz gar nicht testierfähig ist. Aber da wird eher behauptet, Schwarz sei Weiß, als dass man zugeben würde, dass der Sinn mal richtig liegt.
Das Problem ist nicht das mangelnde Expertenwissen in der Diskussion sondern der Dogmatismus und die monokausale Denke. Je nachdem, aus welcher Denkrichtung die Experten kommen, sind entweder nur die Staatsschulden oder nur die Banken oder nur die Zahlungsbilanzkrise das Problem. So kommen wir nicht weiter. Die Eurokrise besteht aus allen drei Themenkomplexen, die miteinander in Wechselbeziehung stehen.
Das ist es, warum ich von jemandem wie Roubini verdammt viel halte. Der hat seine Theorien im Griff, er sieht sich die Zahlen an, und vergisst den historischen und politischen Kontext nicht. Dann schaut er sich die theoretischen Ansätze an und überlegt sich, was zur Erklärung tauglich ist. Er ist nicht auf einem ideologischen Kreuzzug und er glaubt nicht, ein allumfassendes theoretisches Modell zu haben, das zur Erklärung des Wirtschaftsgeschehens als solches tauglich ist. Dazu hat er noch einen guten Riecher – und das Resultat ist, dass er öfter als die meisten anderen richtig liegt.
Das Beste an der Kolumne ist, dass die Porbleme der Mainstreamökonomie und deren Vertretern thematisiert werden. Damit ist jedoch noch nicht der erste Schritt zu einer besseren Erkenntnis der Probleme in der Forschung und Lehre der Wirtschaftswissenschaften getan.Solange Monetatristen mit Keynesianern über die bessere Lösunbg der Weltfinanzen und der Weltwirtschaft streiten, dürfte ein Erkenntnisfortschritt so ziemlich ausgeschlossen sein. In einer ganzheitlichen Weltwirtschaftsökonomie sind Finanzwirtschaft und Realwirtschaft zwei Seiten einer Medaille. Hier ist für sogenannte externe Schocks kein Platz. Solche Phänomene müssen im Zusammenhang analysiert und dann wissenschaflich konsistent hergeleitet und begründet werden. Wer beschäftigt sich damit?
Der Mangel an Erkenntnisfortschritt wird deutlich benannt. Aus dem Mainstream werden keine „Experten“ diesen Mangel beheben. Das ist völlig ausgeschlossen. Dazu fehlt neben vielem anderen ein hinreichender Begriff vom Geld in seiner heutigen Vielfalt und realwirtschaftlichen Bedeutung. Unter diesen Ökonomen ist nicht einmal klar, wie man zu einem Erkenntnisfortschritt in den Wirtschaftswissenschaften kommt und wie er festgestellt werden kann. Darauf habe ich in manchem meiner Kommentare hingewiesen. Ausführlich habe ich mich in meinem Buch „Die deutschen spielen verrückt“ dazu geräußert. Derzeit schreibe ich ein Buch über die Wechselwirkung von Finanzmärkten und Realwirtschaft, wo dann auch einige neue Definitionen erscheinen, z. B. Geld.
Solange eine neue Weltwirtschaftsdlehre nicht die Hoheit über den Stammtischen erreicht hat, sind politische Lösungen der Krisen unwahrscheinlich. Die Wirtschaft wird sich, wie so oft, selbst aus der Krise befreien müssen. Sie wird das schon schaffen. Natürlich ist dieser Irrweg mit großen wirtschaftlichen Verlusten verbunden, die auch einen hohen Preis von den betroffenen Menschen fordern. In diesem Punkt kann auf die 1930er Jahre verwiesen werden. In Griechenland und Spanien sind erneute Militärdiktaturen nicht ausgeschlossen. Die politischen Eliten in der Eurozone nehmen diese Risiken in kauf.
Das Wort Experte ist für solche Politiker, Wirtschaftler und Theoretiker eher als Schimpfwort geeignet, denn Sachverstand zu signalisieren.
Ja, Herr Fricke, schön wär’s ja, wenn man alle konträren Meinungen mit einem einfachen „Kusch!“
erledigen könnte. Schön wär’s auch, wenn die „wahren Experten“ zB die Gedanken eines Thilo Sarrazin
seriös analysierten, anstatt sein Buch totzuschweigen oder es pauschal als „chaotisch“ zu diffamieren.
Der Artikel ist genauso gut oder schlecht wie die Beiträge von Rösler oder Söder. Jemand der das Recht auf freie Meinungsäusserung hat, läßt sich von Niemandem die Klappe verbieten. Schon gar nicht von einem Ökonom eines Finanzblattes.
Der Euro ist ein Lobbyprodukt der Wirtschaft und vor allem ein Erpressungsprodukt der Franzosen zur deutschen Wiedervereinigung.
Kohl hat zur Euroeinführung eine Volksabstimmung ziemlich undemokratisch verhindert und das Volk war nur neugierig. Genauso undemokratisch wird der Euro wieder verschwinden und das Volk ist wieder nur neugierig auf das was kommt. Vielleicht diesmal auch nicht.
Fakt ist, daß der Euro der Grund für sämtliches Leid und Elend in Europa ist. Das liegt an der Widernatürlichkeit dieser Währung und am Schuldgeldsystem, dessen Erfüllungsgehilfe auch der Chefökonom hier ist.
Ich persönlich wünsche mir das Europa von vor der Euroeinführung zurück. Diesmal ohne den Apparatschik in Brüssel und Straßburg, der kostet auch nur Steuergelder die von irgend jemandem aufgebracht werden müssen. Und das alles für abgehalfterte Politiker.
Recht so, Herr Fricke.
Ja, ja, diese Söselröselhofers – innen- und außenpolitisch Problemlöser par execllence.
Einer im Wahlkampfritt über die Wallstreet, der andere im Kampf um die 5%-Hürde. Da wird auch nicht davor zurückgeschreckt populistisch antideutsche Ressentiments zu schüren, das eine oder andere Exempel zu statuieren und dies in jedes dahingehaltene Mikrofon zu seuseln. Wenn sie knackige, duchsetzungsfähige und charismatische Innenpolitiker wären, würde ihnen ja das eine oder andere verzeihen. Aber wenn sich die kleine Gruppe des Kindergartens an die Mikrofone drängelt, wird es problematisch.
Wenn auf derart niedrigem Niveau argumentiert wird, mag ich mir gar nicht vorstellen wollen, wie einem Wahlvolk vor einem EU-Entscheid das Für und Wieder der Mitgliedschaft erklärt weden soll. Davor muss man wirklich Angst haben – nicht vor dem Votum des Volkes, sondern eher vor den Politikern, die sich auf die Bühnen des Landes stellen.
Die Aussage des Artikels ist doch: „Blendet alles aus, was mir nicht ins Konzept passt“ !
Statements, die nicht genehm sind, kommen von „Nachwuchspolitikern“ oder anderen unqualifizierten Personen. Das ist Arroganz pur und ein Grund für die Krise in der wir uns befinden.
In diese Krise brachten uns arrogante und überhebliche Personen, welche überzeugend vermittelten „alles im Griff“ zu haben und wir sollen sie nur machen lassen. Das Ergebnis sehen wir.
Wir alle wurden getäuscht und wir alle, nicht nur der Nachwuchspolitiker sondern auch der Mann auf der Straße, haben das Recht ihre Meinung zu äußern.
Sg Hr. Fricke,
In gewisser Weise stimme ich Ihnen zu. Allerdings wie üblich aus unterschiedlichen Gründen.
1. Die Sprache.
M.E. dürfen Leserkommentare ruhig auch mal etwas pöbeln. Genauso wie die Boulevard-Presse. Da würde ich die Messlatte nicht zu hoch ansetzen.
Kommentare in Blättern mit Qualitätsanspruch können ruhig auch ironisch, sarkastisch und polemisch sein, aber nicht zu salopp. „Gebrabbel“, „Rumtata „ und dgl. … wenn Sie verstehen was ich meine. Ist lustig. Wirkt allerdings nicht so schrecklich seriös.
Bei Politikern in Regierungsverantwortung gelten hingegen deutlich höhere Maßstäbe. Beleidigungen anderer Nationen muss Tabu sein. Geht gar nicht.
2. Der wiederentdeckte Wähler
I.M. hat der Wähler in Deutschland, der seine Stimme einer etablierten Partei geben möchte bzgl. der Euro-Politik doch nur zwei Alternativen, die eigentlich keine sind.
Die eine ist die schrittweise Schulden- und Haftungsunion.
Die andere die schnellstmögliche Schulden- und Haftungsunion.
Alternative 1 klingt aus der Sicht der konservativen/liberalen Wählerschaft nicht sonderlich attraktiv. Über Alternative 2 brauchen wir gar nicht erst zu reden.
Deswegen plustert man sich jetzt bei CSU und FDP mit kräftigen Sprüchen gehörig auf um wieder gut Wetter zu machen.
Was mich dabei besonders stört ist die Hechelei, hat man doch ohne mit der Wimper zu zucken alle „Rettungspakete“ incl. EFSF und ESM durchgewunken.
Aber. Wenn der Habicht aus seinem Urlaubsnest in Tirol zurückkehrt, werden sich die Spatzen wieder verzwitschern.
In der Sache haben die Söslerhofers *LOL* natürlich recht. Schaun Sie sich mal längere Zeitreihen (einige Dekaden) der Inflationsraten, Zinssätze und Wechselkurzrelationen (soweit möglich) zwischen den 17 Euro-Staaten an. Dann werden Sie sofort sehen, wie eine funktionierende Währungsunion aussehen könnte.
Alternativ verteidigt man halt die Euro-17-Währungsunion. Koste es was es wolle.
Bis auf den letzten Cent (wie ein Kollege im HB lästerte).
Zitat:
„Zeit für eine neue Expertenkultur“
Was meint der Autor mit „neue“ ???
So in der Rückschau drängt sich mir schon seit geraumer Zeit der Eindruck auf, dass mit der Einführung des Euro an den wirklichen Schaltstellen nur Diletantten beschäftigt waren, deren Haupttätigkeit darin lag, Eurokritiker, wenn nötig auch mit druck, mundtot zu machen. So müsste es meines Erachtens doch eher heissen: „endlich Zeit für eine Expertenkultur“.
Herr Frick hat es (leider) auf den Punkt gebracht. Die Qulität der jetztigen Debatte – speziell in Deutschland – erinnert eher an ein Bierzelt denn an ein ernstzunehmenden Austausch von Argumenten. So könnte man versucht sein die Euro-Krise weder als ein politisches, noch als ein monetäres, sondern vielmehr als ein intellektuelles Problem zu begreiffen…
Das ist jetzt schon der zweite Artikel der kürzeren Historie, der nicht bloß verallgemeinert und reißerisch dargestellt wird. Dafür schonmal vielen Dank.
Doch wiedersprechen Sie sich innerhalb kürzerer Zeit doppelt selbst, da sie ihre Meinung als „die Wahrheit“ verkaufen. Nämlich bei dem Vergleich mit 1929-33, den sie als so tatsachengegeben beschreiben und anschließender Betonung von Forschungsergebnissen. Auch bezüglich des immer wieder gerne geforderten „New Deal“ und deren Wirkung sind die US-Amerikaner (Wissenschaftler) recht weit!
Daher Vorsicht nicht den selben Fehler zu machen, den man anderen vorwirft!
Zudem gab es aus dem Bereich der Ökonomen weitreichende Kritik am Euro bereits im Vorfeld seiner Einführung! Das muss aber wiederrum nicht bedeuten, dass die Krise in diesem Verlauf „genau sooo“ und nicht anders gesehen wurde: Dass der Markt, eventuell bei der Analyse der heutigen Zinsen daneben liegt, mag ja auch eine Möglichkeit sein.
Die Weltfinanzkrise wurde natürlich nicht gesehen, denn man wusste schlichtweg nicht, was nach der Lehman-Pleite passiert. Aber die Subprime-Krise wurde selbstverständlich gesehen und zwar von mehreren Schulen. Bloß waren nicht die externen Einflüsse soo klar geworden.
Was das übergeordnete Problem der westlichen Nationen, auch Deutschlands, meines Ermessens ist, nämlich allgemein zuvieler Schulden gegenüber zu geringem Umsatz, erklären sie nicht. Denn mit dem Begriff „Schuldenkrise“ sind nicht nur die Staatsschulden gemeint.
Ich schlage das INET vor. Die dortigen Experten, bezahlt von Herrn Soros, sind ja ausgewiesene Gegner einer Austeritätspolitik. Liegen also auf der Linie von Herrn Fricke. Herr Bofinger gehört ja auch dazu. Als Wirtschaftsweiser erreicht er Frau Merkel und kann ihr Herrn Soros „Wünsche“ ganz unmittelbar übermitteln. Ziel : Eine „Marktkonforme Demokratie“ unter Führung von Herrn Soros. Nach dem Motto: Die Krise ist so fundamental, dass nur noch „Oberexperten“ Regierungsgewalt erhalten dürfen. Also Soros for President!
„Was wir dringend brauchen, ist eine neue Kultur aufrichtigen Expertentums“
Ach, das wäre schon seit mindestens 1999 so dringend nötig gewesen. Das, was da ( besonders aktuell) in den Ministerien sitzt kann man doch nicht für voll nehmen.
Im Moment haben wir nicht zu viele Röslers und Söders, sondern zu viele „Schreiberlinge“ (als Replik auf die diffamierende „abgebrochene“ Facharztausbildung) selbst in anerkannten Zeitungen, die nicht in der Lage sind, die gegenwärtige Situation des Euro-
Desasters kritisch (mal weg vom gewuenschten Mainstream-Ergebnis) darzustellen. Weshalb werden die sehr verhalten geäusserten Ergebnisse der Troika ohne konkret zu werden, als hoffnungsvoll, und damit positiv dargestellt, wenn gleichzeitig Griechenland wieder anfängt, die Öffentlichkeit über das Institut der Notkredite erneut zu täuschen, wenn der zuständige Minister öffentlich einräumt, dass etwa 10% aller griechischen Renten weder in der Höhe noch inbezug auf den Berechtigten nachgewiesen werden können, wenn auf einer Inselgruppe anstelle von gewährten 700 Blindenrenten tatsächlich nur 60 berechtigt sind ……… und das liesse sich fortsetzen.
Also Herr Fricke, brabbeln nicht Sie so abfällig über die Röslers und Söders (deren Meinung über die Stammtische hinweg auch von ernsthaften d.h. nicht interessengebunden Wirtschaftlern geteilt wird), wenn Ihnen halt die Gabriels, Roths und Gysis gelegener sind.
Recherchieren Sie sauber und erklären Sie weshalb Sie trotz aller Mißstände weiterhin Griechenfan sind.
Sie sollten vielleicht besser recherchieren anstatt populistischen Einfaltsbrei zu schreiben. Ihre Auflistung der griechischen Missstande zeigt allerhöchstens, dass Sie sich die dumpfe Meinung des Boulevards und des Stammtisches zu eigen machen und tatsächlich glauben dass „ganz“ Griechenland betrügt. Das ist in etwa so als ob ich anhand von Mövenpick, Wulf, Guttenberg, Organhandel und Steuer-CDs da gleiche über Deutschland behaupten würde. Mich nerven diese selektiven Wahrnehmungen von Menschen die nicht eine Minute in der Lage sind, vernünftig zu differenzieren und plump alles über einen Kamm scheren. Um sich dann noch über kluge Analysen, die fernab von Demagogie bewegen, zu beschweren weil es nicht ihr banales und unaufgeklärtes Weltbild passen.
sorry, das waren nur wenige, in duchaus seriösen Zeitungen genannte Vorgänge. Natürlich gefallen Ihnen als Grieche, diese nicht, mir -als von Griechen bei deren Aufnahme in den Euro Betrogenen- auch nicht.Nicht persönlich beschimpfen, sondern widerlegen, aber das können Sie sicher nicht. Oder ist die Meldung der Trickserei mit Notkrediten im Rahmen von ELA falsch, oder die der Renten, sie stammt vom griechischen Minsterium, und auch der Blindenbetrug ist nachgewiesen.Den Einheitsbrei und die dumpfen Zustände (an denen sicher auch was dran ist) , habe ich noch gar nicht genannt- soll ich ??
MIch würde mal interessieren, Herr Kohl, was Sie mit dieser wütenden Aufzählung und Beschimpfung bezwecken?
Sehr geehrter Herr Fricke, Sie fragen an, was ich mit meiner wüsten Aufzählung und Beschimpfung bezwecke. Dazu muss ich zurück zu Ihrem Kommentar:
1. Ich verwahre mich gegen Ihre diffamierende Wortwahl inbezug auf das „Gebrabbel“ der
Söders und Röslers, die die an sich vernünftige Option:Austritt Griechenland -mit guten
Gründen vertreten. Wie wurde doch Herr Rösler schon einmal von der Presse
niedergemacht, als er vor vielen Monaten (als einer der ersten namhaften Politiker)den
Austritt Griechenland als Lösung offen angedacht hat. Heute wird dies immerhin
ernshafter diskutiert.
2.Ich halte es für weit unter Niveau ihn in diesem Zusammenhang als „mit abgebrochener
Facharztausbildung“ herabzuwürdigen.Was hat das mit dem Euro zu tun ?
3. Ich selbst halte -nach meinem erfolgreich abgeschlossenen Wirtschaftsstudium und
jahrzehntelanger erfolgreicher Tätigkeit in der Wirtschaft 🙂 – den Austritt Griechenland
für unausweichlich und gerade für den einzelnen Griechen für die beste Lösung (auch in
Kenntnis der Folgewirkungen)
4. Wir werden seit Monaten und Jahren von Poltikern, MainstreamMedien über das wahre
Ausmass des Desasters in Griechenland hingehalten. Immer wieder werden kleinste
Erfolge (so auch Sie inbezug auf den letzten Troika-Besuch) als Durchbruch dargestellt,
ohne die Realitäten zu benennen. Insofern habe ich 3 in den letzten 10 Tagen durch die
Presse gegangenen Fakten dargestellt. Mitnichten kann hier von Erfolgen gesprochen
werden. Im Gegenteil, es macht auch den nicht zu überbrückende Mentalitätsunterschied
der Südländer und der ach so schrecklich korrekten Deutschen sichtbar. Wir werden nicht
auf einen gemeinsamen Nenner inbezug auf Staatshaushalt kommen.
5. Mir hat ein offensichtlich griechischer Kommentator – so wie es bei Betroffenen üblich ist –
Stammtischmeierei vorgeworfen, was Sie durch Ihre Fragestellung noch verstärken. Das
ist zu billig.Insofern auch meine kurze Replik.
Die Erfahrung zeigt, dass die Griechen satt Jahrhunderten immer wieder die Gemeinschaft betrogen haben, siehe Lateinische Währungsunion bei wiwo
http://www.wiwo.de/politik/europa/essay-vom-scheitern-einer-europaeischen-waehrungsunion/6986728.html.
Auch sagt ein Sprichwort, mit Lavantienern macht man keine Geschäfte. Aus meiner Familie weiß ich, dass Griechen eine Freude daran haben einem über den Tisch zu ziehen, selbst bei Freunden. Es ist für sie schon eine sportliche Herausforderung dies täglich zu beweisen. Sie als Grieche müssten dies besser wissen als wir.
„… wenn auf einer Inselgruppe anstelle von gewährten 700 Blindenrenten tatsächlich nur 60 berechtigt sind ……… und das liesse sich fortsetzen…..“
Da geht es den vermeintlich Blinden wie einem Teil der hiesigen Vermögenden, die ihr Geld in der Schweiz vor vermeintlich zur entrichtenden Steuern in Sicherheit bringen. Und wie den Blinden in Griechenland hat man wissentlich Jahrzehnte zugeschaut. Und bis man den Delinquenten ans Zeug flicken kann, erhalten sie – bis ein Steuerabkommen nächstes Jahr endlich in Kraft tritt – unendlich viel Zeit, ihr Geld in den Steueroasen der ganzen Welt zu verteilen. Das ist unsere deutsche Art mit Veruntreuung umzugehen. Aber wir haben es ja.
Wie heuchlerisch auf den Griechen rumzuhacken und an ihnen ein Exempel statuieren zu wollen.
Kurzfristig würden die richtigen Worte, von der deutschen Regierung das Vertrauen zurückzugewinnen.Wenn das “ wir tun alles…“ von Merkel statt von Draghi gekommen wäre
die Erleichterung bei den Finanzmärkten noch deutlicher spürbar.
Langfristig kann man die Strukturproblem natürlich nur mit den richtigen Ökonomen lösen.
Der überflüssigen Wortspenden gibt es wahrlich genug.
Es ist aber auch bezeichnend dass unsere oberste Führungsriege (Merkel, Schäuble …) entweder schweigt oder falsch/nicht informiert und die Medien … Auch sie …… nur seichtes von sich geben. Wie wäre es, wenn die Medien dieses Thema aufgreifen und seriös aufbereite und endlich die Optionen aufzeigen und dahinter einen Geldbetrag, was diese Kostet, schreiben. Wo bleiben den der gute Journalismus (Watergate …) … Alles nur noch flach und keine Qualität …. Wo bleibt den Hr. Fricke, wenn es um diese Qualität geht, als Experte.