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Euro-Krise – holt die EZB nun zum großen Schlag aus?

19. August 2012

Wenn es stimmt, dass die EZB Zinsobergrenzen für Anleihen angeschlagener Euro-Staaten festsetzen will, könnte das den Anfang vom Ende einiger akuter Probleme im Währungsraum bedeuten. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Euro überlebt, dürfte mit einem Schlag beträchtlich steigen. Denn Länder wie Spanien und Italien würden Zeit gewinnen, ihre Reformen durchzuführen. 

Wie „Der Spiegel“ in seiner morgen erscheinenden Ausgabe berichtet, erwägen die Euro-Währungshüter, für künftige Käufe von Staatsanleihen Zinsschwellen für jedes Land festzulegen – Quellen nennt das Blatt leider keine. Das wäre endlich jener Schritt, den kluge europäische Makroökonomen wie Paul De Grauwe bereits seit langer Zeit fordern.

Das große Problem ist doch, dass obwohl Länder wie Spanien und Italien kräftig konsolidieren und reformieren, die Finanzierungskosten dieser Staaten auf Niveaus steigen, die langfristig kaum zu stemmen sind und viele Reformerfolge torpedieren. Die Finanzmärkte reagieren zwar regelmäßig auf schlechte Nachrichten aus diesen Ländern, nicht jedoch auf positive. Offensichtlich, dass da eine gehörige Portion Irrationalität im Spiel ist.

Die Gefahr ist groß, dass Investoren erst dann wieder kräftig Anleihen kaufen, wenn die EZB glaubwürdig versichert, dass sie hinter den reformbereiten Euro-Ländern steht. Das könnten die Währungshüter mit eben diesen Zinsschwellen erreichen, indem sie sagen: Klettern die Risikoprämien für Italiens Anleihen über – beispielsweise – sechs Prozent, kaufen wir alles auf – solange bis die Zinsen wieder unter diesen Wert fallen. Und das tun wir nicht nur temporär (vor allem deshalb funktioniert das Kaufprogramm SMP heute nicht), sondern für immer und alle Ewigkeit.

Kein Investor der Welt kann sich mit einer Notenbank anlegen. Deshalb stehen auch die Chancen gut, dass die Zentralbank langfristig kaum mit Stützungskäufen intervenieren muss – entscheidend dafür ist jedoch, wie glaubwürdig und resolut sie agiert. Am Ende könnte sich dann an den Märkten die Überzeugung durchsetzen, dass sechs Prozent Zinsen für spanische Anleihen keine schlechte Investition sind.  Zumal wenn dann klar wäre, dass Anleger ihre Kohle auch garantiert zurückbekommen.

  1. Darkman
    21. August 2012 um 17:03

    Soros hat sich mit der Britischen Notenbank angelegt….und gewonnen.
    So viel zu „Kein Investor der Welt kann sich mit einer Notenbank anlegen“…..
    Erst recherchieren , dann nachdenken, dann posten.
    Ich setze keinen Kasten Bier mehr auf den €.

  2. regnar
    21. August 2012 um 11:09

    Wir naehern uns langsam aber sicher der gesteigerten Form kurzschluessiger Wahnhaftigkeit, exklusiv in der FTD unter Berufung auf die ueblichen Claqueure dieser Entwicklung.

    Also heisst die Zukunft:

    Eurozonale Zwangsbewirtschaftung durch eine Zentralbank in der sich zwielichtige Gruppen schamlos, oder von mir aus pragmatisch, ueber Gesetze hinwegsetzen, um bitte was zu bewirken?????

    es ist wirklich unfassbar.

  3. Thomas
    20. August 2012 um 20:51

    eine waehrung die so was braucht, also einen verkappten rettungsschirm ist auf lange Sicht keine waehrung mehr ….

  4. 20. August 2012 um 00:36

    Also die EZB gibt bekannt ab welchen ZInssatz sie Bonds der Krisenländer aufkauft,das veranlasst die freien MARKTEILNEHMER praktisch die entsp.. Bonds wieder am Markt unterzubringen,ohne größeren wirklichen Kauf der EZB:.klingt vorzüglich,fragt sich nur ob die Märkte da mitspielen und warum wurde das nicht lange eingeführt.Bisher ist die Rede von enormen Milliarden Eurobeträgen die die EZB für Stützung der Krisenbonds aufwendete.Sollte das wirklich nur daran gelegen haben,weil die EZB NICHT ANGEGEBEN HAT ,ab welchen Zins sie eingreift ?? Wäre wirklich erstaunlich.Unter dieser Voraussetzung könnte man vergessen,daß die EZB mit den Aufkäufen von Bonds aus Krisenländern gegen EG-Recht und ihre eigene Satzung verstößt. Aber abwarten ,;

  1. 27. August 2012 um 13:31
  2. 21. August 2012 um 16:40
  3. 21. August 2012 um 08:37
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