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Das Postbank Goldsparbuch: Wie sich Zinsen zehnteln können

21. November 2012

In den Filialen der Post und online wirbt die Postbank für das Gold-Sparen mit einem neuen Sparbuch: Zu einem garantierten Basiszinssatz kommt noch ein Zinsbonus in Höhe der Hälfte der monatlichen Goldpreisveränderung in Prozent dazu. Monate mit Verlusten mindern die Zinsen nicht. Klingt gut. Und ist ein schönes Beispiel dafür, wie einem Sparer die Intuition im Reich der Zinsen einen Streich spielen kann, denn eine Rückrechnung zeigt: Trotz eines Goldpreisanstiegs um im Schnitt 20 Prozent pro Jahr seit 2001 wäre mit dem Goldsparbuch in keinem der letzten zehn Jahre ein Goldbonus von wenigstens zwei Prozent zustande gekommen.

Wer in deutschen Großstädten eine Postfiliale betritt, braucht vor allem eines: Zeit. Das weiß auch die Post und ihr Partner, die Postbank. Denn während man so in der Schlange steht, um seinen umgeleiteten Päckchen und Paketen nachzujagen, schweift der Blick über Angebote für Handys, Schreibwaren, Girokonten, Stromtarifen… und neuerdings auch das Postbank Goldsparbuch. „Sicherer Basiszins plus attraktiver Gold-Bonus“ heißt es auf der Broschüre. Zu einem Basiszins von – je nach Guthabenhöhe – 0,7 bis 1,25 Prozent – kommt bei dieser im Oktober aufgelegten Sparform noch ein „Gold-Bonus“ dazu, und zwar die Hälfte des monatlichen Goldpreisveränderung (Basis: Feinunze Fixing in London) in Prozent, maximal 4 Prozent p.a.. Klettert der Goldpreis also in einem Monat 8 Prozent, bekommt man 4 Prozent (p.a., also anteilig auf den Monat heruntergebrochen) gutgeschrieben. Monate, in denen der Goldpreis gefallen ist, mindern den Gold-Bonus nicht, er fällt dann einfach aus in diesem Monat. Ein an sich bestechendes Konzept, das auch einen indirekten eingebauten Inflationsschutz verspricht.

Was ist von dem Angebot zu halten?

Um das herauszufinden, untersuchen wir einfach, wie sich das Goldsparbuch in den letzten zehn Jahren entwickelt hätte. Unterstellen wir eine Anlage von 10.000 Euro, für die es derzeit 0,8% Basiszins p.a. gibt beim Goldsparbuch und lassen der Einfachheit halber Zinsveränderungen außen vor; es geht uns ja besonders darum, den Gold-Bonus zu hinterfragen.

Nehmen wir das Ergebnis vorweg: Im Durchschnitt der letzten zehn Jahre waren mit dem Goldsparbuch nur im Schnitt 2,2 Prozent pro Jahr zu verdienen – und das inklusive Basiszins und Goldbonus, obwohl sich der Goldpreis versechfacht hat seit 2001. Dabei haben wir die „Deckelung“ von maximal 4 Prozent Bonus p.a. sogar außen vor gelassen. Tatsächlich dürfte also die Bonusverzinsung noch etwas niedriger ausgefallen sein als die im Schnitt 1,4 Prozent für die Entwicklung des Goldpreises.

Konkret betrug der Goldpreisanstieg im Schnitt 20,1 Prozent pro Jahr. Davon wären aber in keinem Jahr auch nur zwei Prozent „Gold-Bonus“ beim Sparer angekommen – und das selbst in  Jahren  wie 2003 oder 2010 nicht, als der Goldpreis um knapp 30 Prozent zulegen konnte.

Basis unserer Rückrechnungen war stets der dritte eines Monats (weshalb es u.U. leichte Abweichungen zu anderen Rückrechnungen geben kann).

Sehen wir uns exemplarisch das Jahr 2003 an, wie es „passieren“ kann, dass von größeren Goldpreisanstiegen am Ende so wenig übrig bleibt:

Am 3. Dezember 2002 notierte die Feinunze Gold bei 319 Dollar. Am 3. Dezember 2003 notierte sie bei 403 Dollar. Macht rund 26 Prozent Zugewinn. Aus den Monatsveränderungen errechnet sich aber nur ein Bonus von gerade mal 1,5 Prozent.

Hier die Veränderungen jeweils am 3. eines Monats zum 3. des Vormonats des Goldpreises (gerundet)

Januar 2003: 8,5 Prozent

Februar 2003: 6,4 Prozent

März 2003: -5,6 Prozent

April 2003: -6,5 Prozent

Mai 2003: 4,3 Prozent

Juni 2003: 7,4 Prozent

Juli 2003: -3,9 Prozent

August 2003: 1,0 Prozent

September 2003: 5,2 Prozent

Oktober 2003: 2,8 Prozent

November 2003: -1,2 Prozent

Dezember 2003: 6,6 Prozent.

Nun gibt es den „Bonus“ in Form der Hälfte der Monatsveränderung und dieser wiederum „pro Jahr“.

Die Rechnung also für den Januar: 8,54 Prozent durch 2 = 4,27 Prozent. (wie erwähnt, wir lassen die Kappung auf 4 Prozent großzügig außen vor). Macht, heruntergebrochen auf den Monat (die 4,27 Prozent sind ja der Zins „pro Jahr“) näherungsweise 0,355 Prozent in diesem Monat. Für eine Anlage von 100 gäbe es also rund 35 Cent Zinsen.

Im Februar ist die Rechnung dann genauso: 6,4 Prozent Goldpreisveränderung, durch zwei = 3,2 Prozent, heruntergebrochen auf den Monat = näherungsweise 0,27 Prozent. Für die zuvor aufgelaufenen 100,35 Euro gäbe es also inkl. Zinseszinseffekt 27 Cent Goldbonus.

Die gesamte Bonusverzinsung beträgt also per Ende Februar 0,35 + 0,27 =  0,62 Prozentpunkte. Obwohl der Goldpreis einmal 8,5 und dann noch mal 6,4 Prozent gestiegen ist. In den Monaten März und April fiel sie dann aber aus. Im Mai bleiben dann von den 4,3 Prozent Goldpreisanstieg 0,18 Prozent Monatsverzinsung übrig…. ehe sich die Bonusverzinsung bis zum Jahresende 2003 auf 1,49 Euro je 100 Euro oder 1,49 Prozentpunkte summiert. Hinzu käme natürlich im Rechenbeispiel noch die Basiverzinsung von 0,8 Prozent.

Die Rechnung wirkt verwirrend – wie kann von solchen Anstiegen des Goldpreises so wenig übrig bleiben, wo doch die Monate mit Verlusten nicht zählen? Der Grund ist, dass unter dem Strich die tatsächliche Veränderung des Goldpreises in nur wenigen Monaten über die Bühne geht. Von diesem starken Monat profitiert der Sparer aber eben auch nur bruchstückhaft den einen Monat  –  anschließend liegt das Geld mit Blick auf den Bonus ja wieder unverzinst herum. Und schlimmer noch: Bei ganz starken, ja panikartigen Anstiegen greift dann die Kappung von vier Prozent Bonuszins.

Fairerweise muss man sagen, dass zwar der Goldpreis seit Jahresbeginn im Rückwärtsgang ist, aber die „Bonusverzinsung“ in unserer Rückrechnung dank nur zwei starker Monate immerhin auch auf Kurs für 0,8 Prozentpunkte wäre.

Dennoch: Ein Sparer, der vor zehn Jahren 96 Prozent seines Vermögens auf ein Sparbuch gepackt hätte und für vier Prozent Gold erworben hätte, hätte am Ende eine höhere Rendite erzielt als ein Halter eines Goldsparbuchs in dieser vereinfachten Rückrechnung. Die Chancen auf eine Verzinsung von mehr als drei Prozent sind verschwindend gering auf Basis der Kursmuster selbst in einem langjährigen Bullenmarkt.

Für einen risikoaversen Anleger, der Wert auf Einlagensicherung und absolute Sicherheit legt mit ein bisschen Lust auf Spielerei mag es sich indes dennoch lohnen, zu einem „Goldsparbuch“ zu greifen. Sinnvoller und rationaler ist aber, lieber eine kleine Portion physisches Gold im Banksafe dem Sparvermögen beizumischen und beim Sparbuch auf eine möglichst hohe Verzinsung zu achten – hier sind derzeit bei einem hausinternen Konkurrenzprodukt der Postbank (Postbank Sparcard 3000 plus direkt) 1,6 Prozent pro Jahr drin.

  1. Thomas
    21. November 2012 um 17:59

    Vielleicht sollte man statt dessen halt GOLD kaufen, statt sich von der Postbank verdummen lassen !

    Auch wenn es nur kleine Stücke sind…

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