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Konjunktursignale der nächsten Tage

30. April 2015

Ob ein Referendum über den Austritt des Vereinigten Königreichs auf die Tagesordnung der europäischen Politik gesetzt werden muss, entscheidet sich am Donnerstag bei den Unterhauswahlen. Einen Tag später erhalten wir mit den deutschen Produktionsdaten die letzten Indikatoren, die zur Schätzung des Bruttoinlandsprodukts im ersten Quartal notwendig sind. Am gleichen Tag kann der US-Arbeitsmarktbericht Hinweise darauf geben, ob die Zinserhöhung schon unmittelbar vor der Türe steht.

Die wichtigsten weltwirtschaftlichen Indikatoren der kommenden Tage lesen Sie hier: 2015-05-01 Wochenvorschau

1Donnerstag: Die britischen Unterhauswahlen am 7. Mai sorgen für besonders hohe Spannung. Dies gilt vor allem wegen des Versprechens des amtierenden Premierministers David Cameron, bei der Wiederwahl seiner Partei (Conservatives) ein Referendum über den Verbleib des Vereinigten Königreichs (UK) in der EU abzuhalten. Somit wird das Szenario eines Austritts von UK aus der EU („Brexit“ bzw. British Exit) konkreter, denn es könnte im Jahr 2017 ein Referendum geben. Die damit zusammenhängende Unsicherheit hätte das Potenzial, die britische Wachstumsdynamik, das Pfund und die Gilts zu belasten. Allerdings erachten wir einen Austritt von UK aus der EU als wenig wahrscheinlich.

2Freitag: Nach den schwachen deutschen Einzelhandelsdaten im März erwarten wir gegenwärtig für das Wachstum des deutschen Bruttoinlandsprodukts im ersten Quartal „nur“ noch 0,5 % gegenüber dem Vorquartal. Hierzu müssen aber die Konjunkturindikato­ren im März nochmal etwas zulegen – und die Chancen dafür stehen gut. So werden die Auftragseingänge in der deutschen Industrie nach zwei schwachen Monaten mit unterdurchschnittlichen Großaufträgen endlich wieder zulegen. Auch die Produktion im produzierenden Gewerbe sollte expandieren. Dazu tragen nicht nur die industrielle Erzeugung, sondern auch die Energie- und Bauproduktion bei.

3Freitag: War der enttäuschende US-Arbeitsmarkt­bericht für März ein Ausrutscher nach unten, oder nimmt die Dynamik am Arbeitsmarkt weiter ab? Die Mehrzahl der bislang vorliegenden Frühindikatoren für den Arbeitsmarkt deutet für April eine unverändert solide Entwicklung an. Wir erwarten daher einen wieder stärkeren Beschäftigungsaufbau sowie einen Rückgang der Arbeitslosenquote auf 5,4 %. Die Lohndynamik dürfte leicht ansteigen. Allerdings ist dieser Anstieg im Wesentlichen durch einen Basiseffekt vom Vorjahr begründet. Sollte der Arbeitsmarktbericht wie von uns prognostiziert ausfallen, wäre die Leitzinswende im Juni weiterhin möglich, bliebe aber ein unsicherer Termin.

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