Wirtschaftsdienst exklusiv – Die Zukunft des Welthandels
Die aktuellen Debatten über den innerhalb der Europäischen Währungsunion problematischen Exportüberschuss Deutschlands und die Verhandlungen über das Handelsabkommen zwischen den USA und der EU, TTIP, spielen sich vor dem Hintergrund einer rasanten globalen Handelsentwicklung ab. Was sagen die Daten zur Handelsentwicklung? Wer sind die Global Player? Wie hat sich die internationale Handelsordnung verändert und was ist für die Zukunft zu erwarten oder zu wünschen? Über diese Fragen diskutierten renommierte Wissenschaftler im aktuellen Zeitgespräch.
Tatsächlich ist der Welthandel massiv gewachsen, allein in den letzten zehn Jahren um etwa das Zwei- bis Dreifache – die globale Wirtschaftsleistung konnte mit dieser Entwicklung nicht mithalten. Dabei hat der Dienstleistungshandel nicht schneller zugenommen als der Handel mit Waren. Mittlerweile hat China Deutschland als Exportweltmeister abgelöst. Wie kam es zu dieser rasanten Entwicklung? Vier Faktoren waren dafür entscheidend: der Abbau von Zollschranken, das Wachstum der Schwellenländer, die leichtere Handelbarkeit von Dienstleistungen und – vor allem – die zunehmende Globalisierung der Produktionsprozesse, beides wurde durch das Internet möglich. Holger Görg sieht vor allem im Dienstleistungshandel die Zukunft.
Vergessen wird leicht die physische Realität des Welthandels: Transport und die Hafenkapazitäten werden vor allem aus ökologischen Gründen zu einer realen Begrenzung des Wachstums führen. Martin Klein ist davon überzeugt, dass daher die Produktion zu den Verbrauchern wandern muss. Und dies geht nur, wenn anstatt Güter Know-How und Kapital bewegt wird. Allerdings müsste dafür der globale Ordnungsrahmen stärker angepasst werden.
Bedenklich finden Michael Pflüger und Oliver Krebs die Verschiebung der Verhandlungsebene von der Multilateralität zum Regionalismus. Dies führt zu einem unüberschaubaren Geflecht von Regeln, zu Handelsumlenkung anstatt effizienzbasiertem Handel, überbordender Bürokratie und leichterer Durchsetzbarkeit von Lobbyinteressen. Die beiden Wissenschaftler plädieren für eine Abkehr von diesem machtbasierten System wieder hin zu einem regelbasierten Handelsregime, wie es die WTO anbietet. Die Doha-Runde ist unbedingt abzuschließen und um die leidige Angelegenheit internationaler Investitionsschutzabkommen zu regeln müsste ein internationaler Gerichtshof gegründet werden.
Christoph Scherrer übt grundsätzliche Kritik an der Welthandelsordnung. Er findet, aus Sicht der Entwicklungsländer hat sich eine totale Öffnung nie als der beste Weg erwiesen: China, das sich nur selektiv geöffnet hat, ist dafür das beste Beispiel. Für die „Schwachen“ hält er eine Demokratisierung des politischen Verfahrens für unabdingbar.