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Wirtschaftsdienst exklusiv – Bargeld abschaffen?

8. August 2015

Die digitale Wirtschaft hat es den Verbrauchern ermöglicht, ganz unterschiedliche Bezahlsysteme zu nutzen. Bargeld wirkt da eher wie ein Anachronismus  – und sollte nach Auffassung einiger Wissenschaftler abgeschafft werden. Warum das falsch wäre, erklären Ökonomen im aktuellen Zeitgespräch.

Barzahlungen sind auf dem Rückzug. Die Notenbank Dänemarks hat angekündigt, ab 2017 keine Banknoten mehr zu drucken. Italien und Frankreich erlauben Barzahlungen nur noch bis zu einer bestimmten Höhe. Nun haben Peter Bofinger und Kenneth Rogoff vorgeschlagen, Bargeld ganz abzuschaffen. Warum? Zum einen würde Bargeld Schwarzmarktaktivitäten erleichtern, ein Verbot könnte die Notenbanken in die Lage versetzen, ein wirksames Negativzinsregime zu installieren und die Transaktionskosten würden sinken, wenn alles elektronisch abgewickelt würde.

Die Zeitgesprächsteilnehmer halten dies für leicht widerlegbar: Steuerhinterziehung und Kriminalität finden leicht andere Wege, Werte aufzubewahren. Ohne Bargeld würde Schwarzgeld noch stärker in Blasen fördernde Anlageformen fließen und die Frage, ob Bargeld wirklich ineffizienter bei der Geschäftsabwicklung ist, bleibt fraglich.

Dies lässt noch einmal die positiven Eigenschaften der uralten Zahlungsmittel „Münzen und Banknoten“ aufscheinen: Bargeld „ist anonym nutzbar, es kann ohne jede weitere Beteiligung von Dienstleistern verwendet werden, Zahlender und Zahlungsempfänger müssen nicht in irgendeiner Form „online“ sein, es kann für kleine und große Beträge genutzt werden, die Zahlung ist einfach, bequem und schnell, sie ist definitiv und final (sie kann nicht rückgängig gemacht werden).“

Bargeld ist in Deutschland im europäischen Vergleich überdurchschnittlich beliebt und auch in der Eurozone steigt der Gesamtwert der Banknoten noch immer stark an. Offenbar sehen die Bürger nach wie vor große Vorteile in der Bargeldhaltung, auch wenn der zunehmende Onlinehandel und die verbesserten Möglichkeiten durch technische Umwälzungen auf dem Kartenmarkt diesem Zahlungsmodell Konkurrenz machen.

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