Altes Einheitsdenken oder neue Vielfalt? – Eine systematische Auswertung der großen Umfragen unter Deutschlands Wirtschaftswissenschaftlern
Deutschlands Ökonomen stecken in einer Krise. Aus dem Volk gibt es Spott für Fehlprognosen. Aus der Zunft kommen Klagen über die Einseitigkeit von Forschung und Lehre. Und international renommierte Ökonomen schelten die Deutschen seit Jahren für ihre vermeintlich allzu orthodoxe Wirtschaftspolitik. Was ist dran? Wir haben in den vergangenen zehn Jahren drei große Umfragen unter Deutschlands Ökonomen gemacht. Jetzt haben wir erstmals alle Ergebnisse zusammengeführt und umfassend ausgewertet – in einer Studie im Auftrag des Forschungsinstituts für gesellschaftliche Weiterentwicklung (FGW). Hier ist vorab eine vorläufige Fassung der Kurzexpertise.
Wie einseitig sind die Meinungen jenseits medial präsenter Wortführer à la Hans-Werner Sinn wirklich? Und hat die Finanzkrise dazu geführt, dass alte Paradigmen wanken? Um das zu beantworten, werden in dieser Kurzexpertise erstmals systematisch alle drei großen Umfragen unter Deutschlands Wirtschaftswissenschaftlern seit 2006 ausgewertet und mit früheren Studien verglichen. Dabei zeigt sich, dass die Zunft an der Basis nie ein hermetisch geschlossener Block, bis zur Krise aber von einem Paradigma geprägt war – und dass die Finanzkrise dazu beigetragen hat, dieses Meinungsbild aufzubrechen, ohne dass bisher ein neues dominierendes Dogma erkennbar wäre. Das Problem könnte demnach eher darin liegen, dass so ein Wechsel von den öffentlich stark präsenten, führenden Ökonomen eher gebremst als befördert wird. Zur Kurzexpertise.