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Thomas Fricke: Zusätzliche Ausgaben – So teuer ist die GroKo wirklich

9. Februar 2018

Angeblich haben Sozial- und Christdemokraten unfassbar viele Wohltaten beschlossen, die Deutschland unheimlich teuer kommen. Wirklich? Eine Schnellaufklärung.

Noch ist nicht sicher, ob wir diese Große Koalition überhaupt kriegen. In einer Klage scheinen sich die Politbeobachter im Land aber schon einig: Merkel und Schulz und Seehofer wollen allen möglichen Geschenke machen – ob Rentnern, Kindern, Internetbenachteiligten oder Bildungsbedürftigen – und das wird teuer.

Schon gibt es Wehklagen über „neue Großzügigkeit“ und „große Kosten“, über „massive Ausgaben“ und „Umverteilung“. Hilfe! Da scheint so manchem vor lauter Dauer-GroKo-Vorberichterstattung über die Monate der Taschenrechner abhandengekommen zu sein. Also: einmal nachrechnen.

So um die 46 Milliarden Euro sollen zusätzlich ausgegeben werden. Klingt für unsereins und Tante Erna viel. Nur geht es ja nicht um die Kegelkasse vom Ortsverein, sondern um die vermeintliche Belastung einer der größten Volkswirtschaften der Welt. Weshalb man solche Summen an der Wirtschaftsleistung misst. Und die wird in den (fast) vier Jahren von 2018 bis zum geplanten Ende der Legislatur 2021 mehr als 14.000 Milliarden Euro erreichen.

Kleine optische Hilfe zur Veranschaulichung:

Macht 0,3 Prozent Mehrausgaben. Und mit einiger Wahrscheinlichkeit ein deutlich weniger als 0,3 Prozentpunkte höheres Staatsdefizit (weil ein Teil des Geldes wieder zum Finanzminister zurückkommt, wenn Rentner, Eltern und andere es ausgeben und darauf wiederum Steuern zahlen).

Zum Vergleich: Donald Trump wirft gerade ein Zigfaches für Steuersenkungen an (vor allem) Superreiche raus – was hierzulande von denselben Wirtschaftsbeobachtern für toll befunden wird, die sich über ein paar Milliarden GroKo-Gelder aufregen.

Selbst wenn’s noch etwas mehr würde, wie der eine oder andere munkelt: Das reicht weder, um die Betroffenen glücklich zu machen und uns alle in eine großartige Zukunft zu befördern, noch wird es unser schönes Land auch nur einen Hauch dem finanziellen Ruin näherbringen. Kein Grund für so viel Aufregung.

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Die neue Kolumne „Die Rechnung, bitte!“ erscheint seit dem 15. April 2016 im wöchentlichen Rhythmus auf Spiegel Online (SPON).

  1. bernhard k. kopp
    16. Februar 2018 um 15:37

    Bedauerlich dass sie sich auf eine so billige polemik gegen die soziale marktwirtschaft /ludwig erhard einlassen. Ich hatte 1965 mein volkswirtschaftsstudium schon abgeschlossen und erinnere mich sehr gut an die unsaeglichen beitraege von neue heimat, coop-konzern und bank fuer gemeinwirtschaft fuer fehlentwicklungen der sozialen marktwirtschaft und die absurde praeferenz der gewerkschaften fuer mitbestimmung, letzteres hat zwar in spaeteren generationen zu betriebsratsvorsitzenden mit bis zu € 700,000 jahreseikommen gefuehrt, hat aber verteilungspolitisch nicht dazu gefuehrt, dass auch im sinne von philip rosenthal, aktienoptionen und beteiligungen an sachwerten in pensionsfonds der arbeiter und angestellten geflossen waeren, sodass heute mindestens ein viertel aller groesseren unternehmen diesen pensionsfonds gehoerten, und jedem an, nach einer transparenten formel, eine zusatzrente von mindestens der gesetzlichen rente auszahlen koennten. Es waren die sozialdemokraten und die gewerkschaften die seit den 1960er jahren immer besser wussten was gut fuer die lohnabhaengigen war. Die welt heute ist auch in wesentlichen teilen das ergebnis des verteilungspolitischen schwachsinns der sozialdemokraten.

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