Wirtschaftsdienst exklusiv: Zeitarbeit geht zurück
In der Juni-Ausgabe des Wirtschaftsdienst befassen sich Christian Hutter, Sabine Klinger und Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) mit der Frage, wie sich die Anzahl der Beschäftigten in der Zeitarbeitsbranche verändert hat. Die Wirtschaftsdienst-Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass seit Ende 2017 die Anzahl der in Zeitarbeit beschäftigten Personen rückläufig ist. Gründe für diese Entwicklung sind nach Ansicht von Hutter, Klinger und Weber vor allem die Neufassung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes sowie die schwächelnde Konjunktur.
Insbesondere durch die Deregulierungen der Hartz-Gesetze in den Schröder-Jahren hat die Zeitarbeit seit 2004 stetig an Bedeutung gewonnen. Seit 2013 schwächte sich der Anstieg ab, aber dennoch nahm die Anzahl der Zeitarbeiter weiter zu. Lediglich während der Wirtschaftskrise 2008/09 und der wirtschaftlichen Flaute 2012/13 ging die Anzahl der Zeitarbeiter zwischenzeitlich zurück.
Die Wissenschaftler des IAB haben nun errechnet, dass sich der Rückgang von Zeitarbeit seit Ende 2017 zu knapp der Hälfte durch die schwächelnde Konjunktur zu erklären ist. Neben der konjunkturellen Entwicklung ist laut Hutter, Klinger und Weber das neu gefasste Arbeitnehmerüberlassungsgesetz für den Rückgang verantwortlich, auch wenn dieser Effekt mangels Daten nicht quantifiziert werden kann. Die Neufassung regelt unter anderem, dass Leiharbeiter grundsätzlich für die gleiche Arbeit ebenso gut entlohnt werden müssen wie die Stammbelegschaft eines Unternehmens. Darüber hinaus schreibt das Gesetz vor, dass Leiharbeiter grundsätzlich nicht länger als 18 Monate beim selben Entleiher beschäftigt sein dürfen.
“Denkbar wäre weiterhin, dass angesichts der zunehmenden Knappheit an verfügbaren Arbeitskräften Arbeitnehmer leichter Jobs außerhalb der Zeitarbeit finden, sodass in der Zeitarbeitsbranche selbst mangels Besetzungschancen weniger Stellen ausgeschrieben werden.”, lautet eine weitere Hypothese zum beobachteten Rückgang der Zeitarbeit von Hutter, Klinger und Weber, die in ihren Modellrechnungen allerdings nicht bestätigt werden konnte.