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Neues aus dem Forum New Economy – der Newsletter #37

29. März 2021

Liebe Freunde, Kolleginnen und Kollegen,

spätestens seit dieser Woche deutet sich an, dass sich zwischen Europa und den USA bald ein ziemlich großer Graben auftun könnte – zumindest was die Frage angeht, wie mit den Corona-Schulden umzugehen ist; und was die Aufgabe der Regierungen in nächster Zeit vor allem ist. Während in Deutschland noch darüber sinniert wird, ob vielleicht nächstes Jahr die Schuldenbremse schon wieder einzuhalten, sprich: die staatlichen Defizite wieder deutlich sinken könnten, gibt der neue US-Präsident ein etwas anderes Prinzip vor. Und das lautet: es gibt enormen Bedarf an staatlichen Ausgaben und Investitionen – und da spielt es erst einmal keine Rolle, was es kostet. Dem gerade erst beschlossenen Paket über 1,9 Billionen US-Dollar zur akuten Belebung der US-Wirtschaft soll bald eines über 3 Billionen folgen, mit dem längerfristig in Infrastruktur und Zukunft des Landes investiert werden soll.

Die Europäer könnten an Bidens Kurs bald gemessen werden, hat Martin Sandbu, Kolumnist und Economics Redakteur der Financial Times, diese Woche gesagt, als er beim New Economy Short Cut sein jüngstes Buch vorgestellt hat. „Die USA haben ihre Zurückhaltung weggelegt, und es herrscht das Gefühl, dass beides geht: der Wirtschaft in akuter Note zu helfen – und zugleich die Art und Weise fundamental zu ändern, wie die US-Wirtschaft funktioniert“, so Martin. Allein durch die Tatsache, dass so etwas in den USA nun denkbar scheint, werde es auch anderswo wirken – und auch in Europa die Debatten beeinflussen. Die USA seien in dem Sinne nach wie vor die „soft superpower“. Was dort denkbar wird, werde auch anderswo möglich und kopiert.

Martins Buch geht übrigens über „einen radikalen Weg“, die Wirtschaft zu ändern. Den kompletten Talk können Sie hier nachsehen.

Mehr zur Einordnung der Biden-Pakete hat Xhulia Likaj zusammengetragen – hier. Gut möglich also, dass all das als etwas Denkbares auch in Deutschland ankommt. That’s paradigm shift in the making.

Einen guten Wochenstart
Thomas Fricke