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Neues aus dem Forum New Economy – der Newsletter #41

20. Mai 2021

Liebe Freunde, Kolleginnen und Kollegen,

es dürfte einer der Renner unter den Wahlkampfdebatten werden: woher soll das Geld kommen, um Corona-Spätschäden, Investitionen in Klima, bessere Schulen wie Bahnen und je nach Parteipräferenz noch ein paar Steuergeschenke zu bezahlen? Was international führende Experten und Expertinnen dazu heute empfehlen, wird den zweiten Tag unseres achten New Paradigm Workshops in der kommenden Woche bestimmen – am Dienstag, 26. Mai von morgens neun bis abends halb acht (zu Teil eins siehe unseren Newsletter von voriger Woche).

Es gab Zeiten, da galt Deutschland als Vorbild, wenn es um Umwelt- und Klimaschutz ging. Heute stellt sich die Frage, ob das Land den großen Umbau hinbekommt, alles bis 2050 – oder 2045 – auf klimaneutral zu stellen. Wie das überhaupt gehen könnte, stellt Patrick Graichen von Agora Energiewende in der Klima-Session vor. Was die Transformation der Autoindustrie für Beschäftigung und Wertschöpfung in Deutschland für die kommenden Jahre bedeutet – haben die Experten von Boston Consulting in einer bisher unveröffentlichten Studie geschätzt, deren Ergebnisse auf demselben Panel vorgestellt wird. Ebenso wie Schätzungen von Tom Krebs dazu, wie viel öffentlich in die Umstellung der Industrie auf grünen Wasserstoff investiert werden müsste. Weitere Panelisten zur großen Frage, ob Deutschland den Umbau schafft: die KfW-Chefvolkswirtin Friederike Köhler-Geib und Laurence Tubiana von der European Climate Foundation. Chair: Carlo Jaeger vom Global Climate Forum.

Start des Panels zur Climate Challenge: am 26. Mai um 11 Uhr (TBC).

Und wie soll all das bezahlt werden? Wird am Nachmittag in einem großen Schwerpunkt zur Frage danach geklärt, wie nach der Corona-Krise mit den Schulden umzugehen ist – und wie bisherige Schulden- und Fiskalregeln dazu reformiert werden müssten. Zum Start stellen Mark Blyth von der Brown Universität und Eric Lonergan von M&G Investments ihr Forum-Paper dazu vor, wie sich grundsätzlich Regeln aufstellen ließen, die besser wären als die simplen Zielmarken für Defizite und Schulden, die in den vergangenen Jahrzehnten vor allem in Europa dominierten. Diskutanten: Jakob von Weizsäcker, Chefökonom im Bundesfinanzministerium, Peter Bofinger von der Uni Würzburg und Véronique Riches-Flores aus Paris.

Start des Panels zu einem neuen Rahmen für die Finanzpolitik: am 26. Mai um 14 Uhr.

Was das für die deutsche Schuldenbremse heißt? Beantworten Philippa Sigl-Glöckner und KollegInnen in ihrer vom Forum in Auftrag gegebenen Studie dazu, wie sich selbst ohne Großreform der Schuldenbremse mehr Spielraum schaffen ließe, damit der Finanzminister mehr tun kann, als nur Defizite zu verhindern, also zu mehr Wohlstand im Land beitragen. Ähnliche Ziele verfolgen die Vorschläge, die Michael Hüther vom IW und Jens Südekum von der Uni Düsseldorf auf dem Panel vorstellen. Diskutiert werden diese von Monika Schnitzer aus dem Sachverständigenrat sowie Shahin Vallée von der DGAP.

Start des Panels zur deutschen Schuldenbremse: am 26. Mai um 15 Uhr.

Und für Europas Defizit- und Schuldenregeln? Dazu hat Macron Berater Philippe Martin zusammen mit Xavier Ragot vom Pariser OFCE und anderen vor Kurzem einen Vorschlag gemacht. Der Reformvorschlag gilt als quasi-offizielle französische Position – und wird auf dem dritten Panel des Fiskal-Nachmittags zur Diskussion gestellt. Unter den Diskutanten sind Thomas Westphal aus dem Bundesfinanzministerium, Guntram Wolff vom Think-Tank Bruegel, Margit Schratzenstaller vom österreichischen Fiskalrat sowie Annamaria Simonazzi von der Sapienza-Universität in Rom. Chair: Martin Sandbu von der Financial Times. Zum Start des Panels stellt Sebastian Dullien vom IMK Schätzungen dazu vor, wie sich Wirtschaft und Staatsdefizite entwickeln dürften, wenn die Regierungen etwa in Berlin, Rom und Madrid jetzt mehr oder weniger schnell auf Austerität schalten würden.

Start der Sessions zur Reform der europäischen Fiskalregeln: am 26. Mai um 16 Uhr 45.

Wie sich viel Geld machen lässt – oder verhindern, dass jemand so etwas auf illegalem Wege schafft: darum dreht sich außerdem die erste Session an Tag 2. Darin geht es um die Frage, ob die Finanzaufsicht nach all den Skandalen um Wirecard und anderen nicht ein ganz neues Selbstverständnis bräuchte – ein neues Paradigma jenseits der alten Nähe zu den gelobten Finanzmärkten. Den Vorschlag machen Gerhard Schick und Martin Hellwig. Ob sie das gut finden, sagen danach Jörg Kukies, zuständiger Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, und Ökonomin Daniela Gabor aus Bristol. Die zum Thema passende Moderation kommt von Olaf Storbeck von der FT, die den Wirecard-Skandal maßgeblich anstieß. Start um 9 Uhr.

Ganz neu im Programm: Harold James, der in einer kurzen Lecture darlegen wird, warum es nach Corona zu einer überraschend neuen Hochzeit der Globalisierung kommen könnte. Vormerken für Tag 2, 18 Uhr 30. Welche Erkenntnisse sich aus der Corona-Krise zum Verhalten von Menschen ziehen lassen: dazu gibt zwischendurch die Verhaltensökonomin Nora Szech von der Uni Karlsruhe einen Einblick.

Zum Schluss noch einmal der praktische Hinweis: an den ersten beiden Tagen wird der Workshop erstmals auch wieder mit real präsenten Speakern (wie Joe Kaeser, Jakob von Weizsäcker, Michael Hüther, Gerhard Schick u.a.) sowie Zuschauern gehalten, also hybrid – natürlich unter allen gebotenen Hygieneregeln und mit limitierten Plätzen. Zur Anmeldung digital wie real hier – und dringend bitte angeben, ob Sie per Video oder vor Ort dabei sein wollen.

Bleiben Sie gesund – und offen für Neues.

Thomas Fricke 

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