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Thomas Fricke: Unternehmer versus Lobbyisten – Wenn die Wirtschaft links wählt

1. Oktober 2021

Die großen Industrieverbände poltern gewohnt konservativ für Union und FDP. Doch damit scheinen sie die eigene Klientel immer weniger zu repräsentieren: Moderne Firmenchefs ticken in der Klimakrise ganz anders.

Es wirkt eben zunehmend abwegig, zur Rettung des Klimas wie einst auf Markt und Technologieoffenheit zu setzen – wenn Markt und Technologieoffenheit ja rund ums Auto über Jahre praktiziert worden sind, was dazu geführt hat, dass sich nichts tat, weil sich keine Technologie so einfach durchsetzt. Dann hat es nichts so Abwegiges, wenn VW-Chef Diess es für gut befindet, dass der Staat den Umstieg auf Elektromobilität subventioniert – oder bessere öffentliche Infrastruktur aufbaut.

Es wirkt anno 2021 auch zunehmend hohl, das Wohl des Landes immer darauf zu reduzieren, dass Unternehmen von allem entlastet werden müssen (so legitim der Wunsch im individuellen Fall auch ist). Zumindest wenn es keine Gewähr dafür gibt, dass die Unternehmen dann auch in die Zukunft des Landes investieren. So eine Gesellschaft ist ja kein Ponyhof für Bosse. An Geld mangelt es den meisten derzeit eh am wenigsten.

Und da ist es auch legitim, darüber nachzudenken, ob es nicht eine Vermögensteuer braucht, wenn viele Bessergestellte ohnehin schon mehr als alle anderen vom Aufschwung profitiert haben, und die Gesellschaft so gefährlich auseinanderdriftet. Das ist auch fürs Wirtschaften auf Dauer nicht gut. Nur als Beispiel: Die AfD kriegt unter Arbeitslosen im Osten teils 40 und mehr Prozent. Wehe, wenn die nächste richtige Krise kommt. Nicht gut.

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