Neues aus dem Forum New Economy – der Newsletter #57
Liebe Freunde, Kolleginnen und Kollegen,
kürzlich gab es auf Twitter einen Professor, der meinte, es müsse jetzt mal Schluss sein mit dem „neuen ökonomischen Denken“. Das ist für einen vermeintlich ansonsten sehr liberal-demokratisch eingestellten Menschen an sich natürlich schon ein eher origineller Wunsch. So etwas sollte sich ja aus guten Argumenten ergeben – oder eben nicht. Wobei, klar, die Chancen für das eher alte ökonomische Denken gerade nicht so gut zu stehen scheinen. Sehr lohnenswert ist zum Thema das Interview des geschätzten Handelsblatt-Kollegen Torsten Riecke mit Dani Rodrik von dieser Woche zu lesen – nicht nur weil der große Harvard-Ökonom darin sehr eindrucksvoll darlegt, was dafür spricht, sondern weil es in dem Gespräch nur noch um das Wie und nicht um das Ob geht. Da ist nichts mit Schluss.
Wie relevant die Frage für die deutsche Politik in diesen Tagen ist, zeigt das viel zitierte Patt, das es im Sachverständigenrat erstmals gab zwischen denen, die streng an alten Regeln festhalten wollen – und denen, die neue Möglichkeiten zur Finanzierung von Investitionen in Klima und Digitalisierung ausloten wollen. Dass es so ein Patt vorher nicht gab, liegt zwar auch daran, dass es sonst immer fünf Professoren und Professorinnen sind, man da also kein richtiges Patt hinbekommt (wenn sich nicht wer enthält). Neu ist dennoch, dass fiskalisch eher konservative Positionen nicht mehr automatisch eine Mehrheit haben. Was eben nicht nur theoretisch relevant ist: die drei Ampel-Parteien müssen in diesen Tagen ebenfalls entscheiden, wie sie die vielen Investitionen finanzieren. Aus dem Rat kommen dazu zwei Vorschläge – entweder neu oder alt.
Dass der große Bedarf ohne Brechen der Schuldenbremse zu decken ist, hat unser Research Director Tom Krebs in einer Studie zusammen mit Agora Energiewende dargelegt, die diese Woche erschien. Details hier.
Über alt und neu hat die neue Bundesregierung auch bei der Frage danach zu entscheiden, wer Nachfolger oder Nachfolgerin von Jens Weidmann wird. Eher Tradition? Oder das, was in internationalen Notenbankerkreisen heute so gang und gäbe ist? Save the date: Was die Bundesbank jetzt konzeptionell bräuchte, diskutieren am 29. November in der nächsten Ausgabe unseres New Economy Short Cuts der Bonner Wirtschaftswissenschaftler Benjamim Braun und Berenberg-Chefökonom Holger Schmieding. Anmeldung in Kürze.
Ein schönes Wochenende,
Thomas Fricke

Klimainvestitionen: Wie die Finanzierung der 2030-Ziele gelingt
Eine Studie von Agora Energiewende und Forum New Economy zeigt: Mit einer klugen Finanzpolitik kann die neue Bundesregierung trotz Rückkehr zur Schuldenbremse die nötigen Klimaschutzmaßnahmen finanzieren.
Harvard-Ökonom Dani Rodrik fordert neue Wirtschaftspolitik
Marktfundamentalismus kann die aktuellen Probleme nicht lösen, so Dani Rodrik in einem Handelsblatt-Interview. Auch die ordoliberale deutsche Finanzpolitik sei unzureichend. Stattdessen sieht er Zeichen für einen Paradigmenwechsel.