Thomas Fricke: Teuerungs-Panik – Es kommen schlechte Zeiten für Inflations-Hypochonder
Es lohnt sich, genauer hinzusehen. 2021 gab es Zeiten, in denen die Teuerung sich von Monat zu Monat kaum fortgesetzt hat. Und wenn, dann lag das fast vollständig an den international hochgeschnellten Kursen für Energie und Rohstoffe. Weil im Oktober und November allein dadurch die Verbraucherpreise von Monat zu Monat um durchschnittlich gut 0,5 Prozent zulegten, erreichte die Teuerung im Vergleich zum Vorjahr am Ende sogar gut fünf Prozent. Die Mieten stiegen in der Zeit um lediglich 1,3 Prozent, Dienstleistungen im Schnitt um weniger als drei Prozent.
Schon ab Dezember könnte die Teuerung sinken
Nun ist auch das nicht garantiert für ewig. Für den Moment gilt aber, dass sich ein Teil der Dinge, die kürzlich noch für die Aufregerrekorde gesorgt haben, umgekehrt hat. Nach Schätzungen der Ökonomen bei der Berenberg Bank dürfte allein der Rückgang der Ölpreise dazu führen, dass 0,3 Prozentpunkte der Inflation im Dezember wegfallen. Der Ölpreisrückgang hat von November auf Dezember auch die Benzinpreise hierzulande schon spürbar sinken lassen – um gut vier Prozent.
Früher oder später wird auch der Gaspreisverfall wirken. Und: im Januar fallen dann statistisch ohnehin die viel zitierten Basiseffekte besonders niedriger Mehrwertsteuern und Energiepreise aus dem zweiten Halbjahr 2020 aus der Statistik. Ebenso wie der einmalige Preissprung, den Anfang 2021 die Einführung von CO₂-Steuern mit sich gebracht hatte; da soll es vorerst keine weiteren geben, hat die Ampelkoalition gesagt.
Nimmt man all das zusammen, fallen im Januar noch einmal 1,5 Prozentpunkte aus der Inflationsrate. Hinzu kommt, dass die Verlängerung der Pandemie auch wirtschaftlich Spuren hinterlässt. Die Aufträge für Deutschlands Industrie lagen im Oktober um fast zehn Prozent unter dem Schnitt des Sommerquartals. Selbst wenn es noch Lieferengpässe gibt, die manchen Anbieter zur Erhöhung seiner Preise animiert haben, werden diese bei nachlassender Konjunktur und ohnehin langsam aufholender Produktion kleiner: noch ein Grund weniger, jetzt noch neue große Inflationsschübe zu erwarten.
Noch einmal: Es ist angesichts der politischen Unwägbarkeiten schwer bestimmbar, ob es zu neuen Schüben an den Rohstoffmärkten kommt. Allerdings hätte selbst das nichts damit zu tun, wovor Inflationspropheten in Deutschland dann immer schnell warnen: Preisschübe, die sich über höhere Löhne und wieder höhere Preise verselbstständigen. In Europa steigen die Löhne bis dato noch auffällig moderat. Und auch sonst ist so viel noch nicht von einer Spirale zu spüren.