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Neues aus dem Forum New Economy – der Newsletter #59

16. Dezember 2021

Liebe Freunde, Kolleginnen und Kollegen,

es hat etwas zweifelhaft Ritualhaftes: jedes Mal, wenn in Deutschland jemand – wie vergangene Woche die Bertelsmann-Stiftung – mit neuen Erkenntnissen zum Gefälle zwischen Reich und Arm daherkommt, stimmen jene eifrig ein, die das Ganze nur als Scheinphänomen einstufen. Oft mit dem Verweis, dass sich dieser oder jener Indikator seit (meist) 2005 ja gar nicht mehr verschlechtert hat. Dass selbst zur Faktenlage nach wie vor so Unterschiedliches gesagt wird, war für uns Anlass, vor einiger Zeit ein mehrjähriges Projekt anzustoßen, das genau der Frage unter Hinzuziehung der besten Experten und Expertinnen national wie international nachgeht – und in weiteren Schritten auch zu klären versucht hat, was eigentlich die genauen Ursachen für Ungleichheit bei Einkommen wie Vermögen sind.

Zu diesem Projekt gehört als dritter Teil auch jene Studie, die wir diese Woche veröffentlicht haben – und die in vielen Medien zitiert wurde. Darin machen Markus Grabka vom SOEP und Stefan Bach vom DIW einen Versuch, systematischer auszuloten, welche Instrumente wie gut gegen Ungleichheit von Einkommen und Vermögen wirken. Ein Grunderbe von 20.000 Euro würde danach schon eine Menge Ungleichheit bei den Vermögen abbauen.

Ganz verschiedene Maßnahmen noch systematischer via Modellrechnungen zu testen, wird Ziel der vierten Phase des Projekts sein, die jetzt anläuft. Mehr dazu folgt. Achja, und zu dem vermeintlichen Ende der Ungleichheits-Geschichte anno 2005 steht in den bisherigen Studien auch eine Menge – etwa dazu, was sich tatsächlich auseinander entwickelt hat und was nicht. In Wirklichkeit ist es ja schon eher ernüchternd, wenn die Ungleichheit selbst im langen Aufschwung der 2010er-Jahre bei stark sinkender Arbeitslosigkeit nicht stärker nachgelassen hat. Da zieht auch der Verweis nur bedingt, dass das nur deshalb nicht besser kam, weil so viele Geringqualifizierte zugewandert sind. Die kamen vor allem 2015 – und seither fiel die Ungleichheit eher, statt zu steigen (Tipp zur Erklärung: 2015 wurde in Deutschland der Mindestlohn eingeführt).

Wen die Inflation bewegt, der sollte die erste Ausgabe unseres neuen Video-Formats der New Economy Interviews ansehen: ein kurzes Gespräch mit Mark Blyth und Eric Lonergan zur Veröffentlichung ihres Papers für das Forum New Economy zu Fiskalregeln und Zinsen in Europa – und zur EZB. Und im Re-live den New Economy Short Cut zur nächsten Generation Bundesbank – mit Benjamin Braun und Holger Schmieding – hier.

Eine schöne Restwoche,

Thomas Fricke 

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