Das wäre ein bisschen so wie wenn der Arzt gegen Prellungen am Oberschenkel immer gleich Amputation verschreibt (klar, rein fiktives Beispiel). Da ist danach zwar die Prellung weg. Aber eben auch das schöne Bein. Nicht optimal.
Und grotesk: weil Notenbanken ohnehin mit dem Problem umgehen müssen, dass sie nach klassischer Lehre nur einen ganz allgemein wirkenden Zins anheben und senken können – nicht mehrere, von denen einer nur für Branchen gilt, die Preise treiben, und andere nicht. So eine Zinskeule würde umso absurder wirken in einer Lage, in der die neue Ampelregierung gerade über günstigere Abschreibungen versucht, die Unternehmen zu mehr Investitionen in Klimarettung und Digitalausstattung zu treiben.
Am Ende gäbe es im Zweifel Umsatzkrisen und mehr Arbeitslose – und weniger Ausgaben fürs Klima. Und dazu möglicherweise auch noch Panik an den Finanzmärkten, da die Portfolios bisher so zusammengestellt sind, dass sie bei anhaltend niedrigen Zinsen Rendite bringen.
All das könnte passieren, ohne dass dadurch zwingend die Inflation weg wäre. Dabei haben schon die vorliegenden Engpässe gereicht, um die »Erholung vorerst auszubremsen«, so die Kieler Ökonomen. Ohne Zinskeule.
Das wird auch durch den gelegentlichen Verweis auf angeblich strukturell angelegte Inflationsgefahren nicht besser. Inflationsneurotiker unken ja gern, dass wegen nachlassenden Globalisierungsdrucks und zunehmenden Fachkräftemangels die Löhne wieder schneller zu steigen »drohen«. Eine Gefahr? Das wäre nach ein paar Jahrzehnten Billiglohndruck ein Menschheitserfolg – weil so etwas auf Dauer keine Gesellschaft aushält. Wenn es an Fachkräften mangelt, muss nach Adam Marktwirtschaft Riese der Lohn auch attraktiver werden. Das wird auch nicht gleich Hochinflation mit sich bringen. Alles andere ist alt-liberale Hochideologie. Die traut sich selbst Friedrich Merz heute nicht mehr zu vertreten.