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Thomas Fricke: Besinnlich sein in der Coronapandemie – Früher war mehr Weihnachten

24. Dezember 2021
Den Heiligen Abend mit der Familie zu verbringen, hat einem schon immer Humor abverlangt. Dieses Jahr ist die Meisterprüfung. Ein kleiner Ausblick auf das, was Sie erwartet.

Hybride Weihnachten?

Verworfen wurde nach einigem Hin und Her die Idee, Onkel John aus der Nähe von Oxford dazuzuschalten. Hybride Weihnachten? Das geht gar nicht, hatte Opa gemeint. Ein bisschen Tradition müsse doch bleiben. Außerdem ist das Wohnzimmer für Zoom-Konferenzen technisch nicht optimal geeignet. Darüber hinaus konnte keine Einigkeit darüber erzielt werden, welcher Konferenzanbieter sicherer ist. Da ist Kevin kritisch. Jetzt soll John am späteren Abend für einen kurzen Videogruß angerufen werden.

Optimale Voraussetzungen – gemessen an den Umständen gegen Ende des Jahres 2021. Und immerhin gibt es ja noch andere Themen. Die neue Regierung zum Beispiel. Monika mochte Frau Merkel. Dieter nicht. Blöd. Dieter ist vor zwei Jahren in die FDP eingetreten. Weil die sich wenigstens trauen, gegen den grünen Meinungsterror zu sein – und auszusprechen, dass sich im Grunde alle unsere Probleme auf die realitätsfernen Grünen zurückführen lassen. Dieter hat jetzt Eingewöhnungsschwierigkeiten mit der Ampel.

Der Christian Lindner sei halt flexibel, ruft Kevin vom Beistelltisch herüber zum Tisch des Widerstands gegen die Diktatur. Hauptsache regieren. Frecher Junge, sagt Klaus. Klaus ist zufrieden. Klaus hat schon 2005 gesagt, dass Friedrich Merz jetzt endlich mal klare Kante zeigen und regieren muss. Was ja dann auch recht schnell ging. Auch Klaus ist nun allerdings etwas irritiert. Ob das mit der Frau sein musste. Und dann tritt der jetzt immer so nett auf. Luise hält sich die Ohren zu.

Manfred strahlt diesmal schweigend. Früher wurde er immer aufgezogen. Weil er in der SPD ist. Und wegen Gerhard Schröder, der Politik für Leute gemacht hat, die gar nicht in der SPD sind. Und jetzt das. Als Manfred vor der Familie zur Regierungserklärung ansetzt, funkt Luise dazwischen. Ob er nicht vor einem Jahr aus der SPD ausgetreten sei. Betretenes Schweigen. Manfred hatte das damals auf Twitter, Instagram, Facebook, LinkedIn und vor der Versammlung der Mitglieder des Tennisklubs ausführlich mit der mangelnden Programmatik begründet. Keine Chance. Wobei Oma schon damals meinte, dass es ihm einfach nur unangenehm sei, in einer so kleinen Partei zu sein. Manfred muss jetzt den richtigen Moment finden, um wieder einzutreten.

Naja, man müsse jetzt halt sparsam sein und kräftig in die Zukunft investieren, versucht Rosi den koalitionären Bogen zu spannen. Wegen der Digitalisierung. Und wegen des Klimas. Vor allem sparsam, brummt Dieter. Vor allem kräftig, sagt Manfred. Luise will weiter protestieren.

Schöne Idee, sagt Oma. Und rückt den Beistelltisch zwischen die beiden Haupttische. Sind ja alle getestet. Und Klaus hat sich auch heimlich letztens die zweite Dosis geben lassen. Vom deutschen Impfstoff. Brückenschluss.

Onkel John und die leeren Regale

Kurz vor Mitternacht ruft Onkel John an. Ob jemand ein paar Dosen Kekse rüberschicken könne, fragt John. Leere Regale. Brexit. Vor ein paar Jahren war John immer die Attraktion am Heiligen Abend. Weil in England immer irgendwie alles besser war. Heute spielen die sogar guten Fußball.

Apropos. In einem Jahr werde man an Heiligabend den Weltmeistertitel feiern, meint Klaus. Von wegen, sagt Kevin. Dieter fehlt die Identifikation. Widerspruch aus England. Oma setzt auf Afrika. Früher war einfach mehr Weihnachten.

Es braucht schon etwas mehr Humor in Coronazeiten, aber dann geht’s.

Oma holt den Eierlikör. Wie jedes Jahr. Schönen Abend. Frohes Fest.

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