Der neue Chef ist im Amt – und hat rührend viele Stimmen bekommen. So viele, dass auch mögliche Störenfreunde in der Partei sich ergeben. Während die Regierung auf der anderen Seite sich gerade in ihr erstes Umfragetief begibt. Schon steht die CDU in Umfragen wieder vor der SPD. Und fast scheint es, als sei die kürzlich noch arg gebeutelt wirkende frühere Merkel-Partei auf bestem Weg, ihre eigene Krise zu überwinden.
Wenn da nicht das ungute Gefühl wäre, dass für den großen Wiederaufstieg noch der nötige Inhalt fehlt. Ein neues Grundsatzprogramm etwa, für das sich selbst der neue Chef Friedrich Merz jetzt zwei Jahre Zeit lassen will. Was womöglich dann auch gut so ist. Denn was als vermeintlich große neue Ideen bislang aus der frischen Opposition zu vernehmen ist, klingt eher nach einem ziemlich wirren Mix aus aufgebackenem Achtzigerjahre-Wirtschaftsverständnis und dem einen oder anderen Gemeinplatz – und nicht danach, dass da schon überzeugende konservative Ideen zur Lösung von Klimawandel, Globalisierungskrisen, gesellschaftlicher Spaltung, Finanzturbulenzen oder populistischem Unmut reifen.
Dass es neue Herausforderungen gibt – und dazu passend eine Neudefinition der viel beschworenen Sozialen Marktwirtschaft nötig wird – ist schon durchgezogen. Doch die Wirrnis fängt bei der Frage an, was denn die Herausforderungen konkret sind. Klar, irgendwas mit Klima. Und klar, auch irgendwas mit Gemeinwohl. Der Markt kann irgendwie doch nicht so viel regeln. Da müsse jetzt wirtschaftliche Freiheit mit sozialem Ausgleich und Ökologie verbunden werden, fabulierten kürzlich beispielhaft die Unions-Denker Hildegard Müller, derzeit Autolobby-Präsidentin, und Norbert Lammert, jetzt Chef der parteinahen Konrad-Adenauer-Stiftung. Nur, was heißt das?
Hier wird es ein bisschen, sagen wir, diffus bis gaga. Da sind, natürlich, Investitionen in Forschung und Bildung wichtig, schreiben die beiden. Aha. Und da muss es verbindliche Ziele fürs Klima geben. Joa. Wobei Müller und Lammert dann wünschen, dass darüber hinaus viel Technologieoffenheit zu bleiben hat – alte Kamelle der Autolobby. Wo selbst FDP-Verkehrsminister zwischenzeitlich eingeräumt haben, dass es schon wichtig ist, den Technologiewettbewerb etwa um neue Auto-Antriebe nicht allzu wild laufen zu lassen – weil ohne Zielvorgabe wie in der Vergangenheit nichts voranzugehen droht. Und? Achja, ansonsten soll’s beim Klima der CO2-Preis bringen, so die Unions-Schreiber – nächstes Ding aus der Altkleidersammlung. Spätestens seit die CO2-Preise am Markt unkontrolliert spekulativ hochschießen und die Industrie jammern lassen, lässt sich erahnen, dass auch das nicht so prima ist.