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Thomas Fricke: Ukrainekrieg – Weshalb der Westen so schwach wirkt

25. Februar 2022
Wenn Autokraten wie Wladimir Putin so katastrophal strotzen, hat das auch etwas mit der Krise bei uns zu tun: Dem Westen ist die Macht abhandengekommen, als Vorbild zu strahlen.

Den Schein derer vermitteln, die in den globalen Wirren die Kontrolle behalten

Klar ist: Das alte marktliberale Globalisierungsding zieht nicht mehr. Die meisten Schwellenländer haben nach Asien– und Russlandkrise ohnehin bald auf gesteuerte Liberalisierung gesetzt. China setzt auf intervenierende Industriepolitik. Und im Westen wird überall staatlich so sehr korrigiert, dass der eine oder andere schon die Rückkehr des Kommunismus wähnt. Das ist natürlich übertrieben, spiegelt aber den Konzeptionsmangel.

In so einem Umfeld können Autokraten zum einen den Schein derer vermitteln, die in den globalen Wirren die Kontrolle behalten – besser als all die westlichen Demokraten. Und in dem es dem Westen zum anderen an Überzeugungskraft dafür mangelt, die besseren Antworten auf immer neue Finanzkrisen, die Kehrseiten von Globalisierung und gewachsene Spaltung oder die drohende Klimakrise zu haben. Jene soft power, von der Demokratien leben. Auch wenn die, die das gerade auszunutzen versuchen, es gar nicht besser können – dafür aber vor lauter Strotzen die sehr viel schlimmeren Schäden anrichten.

All das wird als Einsicht Wladimir Putin nicht einen Hauch beeindrucken und den akuten Krieg in der Ukraine nicht stoppen helfen. Natürlich nicht. Aber es könnte helfen, im Westen sehr viel mehr Energie daranzusetzen, ein neues Wirtschaftsmodell zu entwerfen. Ein Modell, das jene Ausstrahlung hat, die Menschen überzeugt und mitzieht – und es Autokraten schwerer macht. So wie das vor drei Jahrzehnten einmal die Doktrin von der marktliberalen Globalisierung für alle getan zu haben scheint.

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