Kaum zwei Wochen ist es her, da hat der Bundesfinanzminister noch gewarnt, die Regierung müsse dringend Ausgabenwünsche begraben. Alles gehöre »auf den Prüfstand«. Und in Zeitungen war zu lesen, dass erstmals seit Langem wieder konsolidiert werden müsse – weil mehr Schulden nicht gingen. Und Schulden nun mal Schulden sind.
Jetzt ist Wladimir Putin in die Ukraine einmarschiert, selbst bei uns wirkt der Frieden in Gefahr. Und? Schon sind 100 Milliarden Euro an Schulden geplant, um die Bundeswehr zu »ertüchtigen«. Prüfstand-Minister Christian Lindner warnt, dass man, wenn es um die Wehrfähigkeit geht, jetzt nicht vor Schulden warnen dürfe (hat er gesagt). Wofür jetzt ein »Sondervermögen« geschaffen wird, was netter als Schulden klingt (und bei der Schuldenbremse nicht gezählt wird), aber nichts anderes ist. Weshalb zumindest bei der Bundeswehr jetzt doch nicht »alles auf den Prüfstand« muss, anders als noch vor zwei Wochen. Weil diese Schulden offenbar doch besser sind als andere.
Jetzt mag der Anlass auf Anhieb hinreichend besonders sein, um ein Sonderding zu begründen und »nicht auf jeden Cent zu gucken«, wie in einem Kommentar zu lesen war. Und doch weckt die bundesfiskalische Wendung seit ihrer Ankündigung am Sonntag beim einen oder anderen kognitive Dissonanz in einem Land, in dem tagein, tagaus erklärt wurde, dass kein Geld für dies und das da sei – und man nur so viel ausgeben könne, wie man einnimmt. Eherne schwäbische Gesetze.
Ein Land, in dem bei entsprechenden Pandemien, Bankenkrisen und Kriegen dann doch immer wieder ganz schön schnell Geld da zu sein scheint. Was wiederum auch jenes konservativ-deutsche Dogma allmählich ad absurdum führt, wonach gute Finanzpolitik durch möglichst strikte Schuldenregeln und unbeugsame jährliche Defizitziele entsteht.