Erst kam das Militär, dann der Energieschock. Im Jahr 1973 war es der Jom-Kippur-Krieg, in dessen Folge sich die Ölpreise binnen Wochen vervierfachten. Jetzt ist es der Angriff Russlands auf die Ukraine. Und diesmal ist es neben dem Öl das drastisch verteuerte Gas, dessen Preise im Großhandel seit Einmarsch der russischen Armee auf mittlerweile das Siebenfache der Niveaus von Mitte vergangenen Jahres hochgeschnellt sind. Da drohen unfassbare Kostenschocks.
Und: Immer wahrscheinlicher wird mit jedem Kriegstag, dass so auch jener toxische Mix nach langem wieder Realität wird, der in den Siebzigern über Jahre die Menschen peinigte – das Aufeinandertreffen von steigenden Preisen und stagnierender Wirtschaft bei zunehmender Arbeitslosigkeit. Gruselwort: Stagflation.
Davon hängt auch ab, ob diesmal Schlimmeres zu verhindern ist. Und ob es so irre ist, wie es klingt, von der Europäischen Zentralbank als Reaktion auf Putins Krieg jetzt (erst recht) höhere Zinsen zu fordern, wie das manch irrlichternde Ökonomen dieser Tage tun. Dagegen entschieden sich die Währungshüter am Donnerstag. Es spricht einiges dafür, dass gegen diese Stagflation anderes viel mehr hilft als falsche Siebzigerjahre-Romantik – und dass das gar nicht Sache der Notenbanken wäre.
Schon die jüngsten Schocks an den Märkten für Gas und Öl könnten reichen, die Inflation in Deutschland in Kürze dieses Jahr auf sechs Prozent steigen zu lassen. Zeitgleich dürften hohe Kosten, kriegsbedingte Lieferengpässe und Schockstarren in den kommenden Wochen dazu führen, dass die Wirtschaft weniger herstellt – was durch den gerade heftig diskutierten Importstopp von russischem Gas und Öl noch verschärft würde.