Es lässt sich sicher das eine oder andere an unserem Bundesfinanzminister aussetzen. Dass er so richtig viel von Ökonomie nicht zu verstehen scheint, klar. Oder recht auffällig häufig steuerliche Entlastungen als großen Coup verkauft, die in Wahrheit entweder gar keine sind oder schon lange beschlossen wurden. Oder, dass er zu Tante-Erna-Haushälterei tendiert.
Dass Christian Lindner gerade für die Idee eines Tankrabatts zum Auffangen hochgeschnellter Benzinpreise so viel Kritik bekommt, ist dagegen, sagen wir, etwas ungerecht. Zumindest ist die Idee, die im April in Frankreich schon umgesetzt wird, nicht ganz so schlecht, wie es manche sagen. Nur dass man sie auch zu Ende denken sollte – und die Benzinpreise bei demnächst wieder einmal kollabierenden Ölpreisen auch nach unten konsequent auffangen sollte.
Was die Kritiker gegen den Rabatt poltern lässt:
- Er entlastet nicht diejenigen gezielt, die wenig Geld haben, sondern auch die Porsche- und SUV-Fahrer, die »am Wochenende Spritztouren« machten.
- Die Entlastung sei irgendwann dem Fiskus wieder zurückzuzahlen, weil der Staat das ja erstatten müsse.
- Rabatte auf Benzin seien per se nicht gut für den Klimaschutz – weil dazu irgendwie hohe Benzinpreise gehören.
- Weil das Ganze überhaupt populistisch ist.
Klar – alles, was mit Tankstellen und deren Preisschildern zu tun hat und den in Deutschland so emotional umworbenen Autofahrern Gutes tut, wirkt immer ein bisschen populistisch. Nur muss das deswegen nicht per se schlecht sein.
Und sicher würde es auch Betuchtere entlasten, wenn der Fiskus an der Kasse alles von der Tankrechnung abziehen ließe, was, sagen wir, über zwei Euro je Liter liegt. Um gezielt ärmeren Haushalten zu helfen, wären pauschale Hilfen an selbige gut, auch klar. Nur gibt es solche ja schon, und es kann zusätzlich noch welche geben. Wirklich gezielt wäre das aber auch nicht: Schließlich würde es auch jene entlasten, die womöglich gar kein Auto haben – oder wenig fahren.
Hinzu kommt, dass hohe Energiekosten ja nicht nur die Ärmsten der Armen stark treffen, sondern im Grunde all jene, die am Ende des Monats wenig bis nichts übrighaben und auf ihr Auto angewiesen sind. Privat, beruflich oder geschäftlich. Da hilft auch kein Spritsparen so schnell. Gängigen Statistiken zufolge haben rund 40 Prozent der Deutschen nicht genug Einkommen, um am Ende des Monats Geld noch zurückzulegen. Da sorgen die absurd hochgeschnellten Benzinpreise schon jetzt sehr unmittelbar für Nöte.