Die einen werfen den anderen vor, sie machten schlicht Panik, betrieben wahlweise Lobbyarbeit für die Industrie oder Ökonomie nach Bauchgefühl – und übertrieben jedenfalls maßlos, was es für Deutschland hieße, jetzt den Import von Gas und Öl aus Russland zu stoppen. Worauf die anderen zurückschimpfen: Die Kollegen hätten die falschen Modelle und unterschätzten, wie dramatisch schlimm es bei so einem Stopp wirtschaftlich wirklich für uns würde. So ähnlich war auch die Position der Regierung in den vergangenen Wochen.
Gut möglich, dass es auf dem einen oder anderen Weg jetzt ohnehin zu just diesem Importstopp kommt – und sei es, weil Wladimir Putin es gerade provoziert, indem er Gas und Öl nur noch gegen Rubel abgeben will. Gut möglich auch, dass die Wahrheit dann irgendwo in der Mitte der vermeintlich stark auseinanderdriftenden Einschätzungen liegt, was die Folgen für Wirtschaft und Menschen in Deutschland angeht. Der dramatische Absturz der Geschäftserwartungen, den die Ifo-Forscher schon für die ersten Kriegswochen in der deutschen Wirtschaft registriert haben, lässt nur Schlimmeres befürchten.
Ein bisschen gruselig ist nur schon jetzt, mit welcher Verve manche Ökonomen mithilfe von scheinbar exakten Modellrechnungen gerade Politiker zu treiben versuchen, die nach aller Erfahrung mit Krisen vor allem eins sind: Schätzungen. Was für diejenigen dann eben doch einen Unterschied macht, die derzeit so gravierende Entscheidungen zu treffen haben – und danach auch die Verantwortung zu tragen.