Nein, der Euro ist jetzt nicht weniger Wert als der Dollar. Und nein, wenn der Eurokurs im Devisenhandel diese Woche erstmals unter die Marke von einem Euro pro Dollar gefallen ist, zeigt das auch nicht, wie schwach doch die Euro-Wirtschaft ist. Das Schein-Event sagt mehr darüber, wie wenig das Devisencasino mit dem zu tun hat, was wirtschaftlich sinnvoll wäre, als über den Euro per se – auch wenn unsere eifrigen Eurogegner das mal wieder als Beleg für die gescheiterte Währungsunion umzudeuten versuchen.
Nach gängigem Verständnis sind Währungen der Abwertung geweiht, wenn es im betreffenden Land (oder Währungsraum) ein hohes Außenhandelsdefizit gibt – oder höhere Inflation als bei den anderen. Was auch Sinn ergäbe – zumindest nach Lehrbuch: Wer eine Exportschwäche hat, wertet ab, was die Exporte im Ausland günstiger macht und die Verkäufe ankurbeln hilft. Problem beseitigt.
Realitätscheck für die aktuelle Lage: beides Fehlanzeige. Im Euroraum werden seit Jahren Überschüsse im Export-Import-Geschäft erwirtschaftet. Und die Inflation lag über Jahre niedriger als gerade in den USA oder Großbritannien. Was selbst jetzt der Fall ist – Briten und Amerikaner haben aktuell eine höhere Inflation als etwa die Deutschen. Der Euro müsste demnach eher aufwerten als abwerten. Wenn er jetzt abwertet, werden die Exporte günstiger – und die Exportüberschüsse gegenüber den Amerikanern eher noch größer. Kuriosum.
Dass der Euro jetzt unter die vermeintliche Parität gefallen ist, sagt auch gar nichts darüber, ob man jetzt für einen Euro in Amerika mehr bekommt als zu Hause – oder umgekehrt. Erst recht nicht, dass es seit Erreichen der 1:1-Marke jetzt weniger ist.