Jetzt ist es also so weit. Nach Jahren Gezeter über vermeintlich falsche Nullzinsen hat Europas Notenbank am Donnerstag ihren Leitzins erstmals wieder angehoben – und das gleich um einen halben Prozentpunkt. Kommt jetzt die Erlösung für Deutschlands Sparer? Hört jetzt das auf, was eifrige Professoren schon mal als Enteignung hoch geschrien haben?
Nicht wirklich, klar. Zumindest wenn die Inflation noch so hoch ist – und es real nach wie vor negative Zinsen gibt. Und wenn überhaupt, auch nur dann, wenn die Zinswende nicht bald dazu beiträgt, was sich gerade abzeichnet: dass die Wirtschaft in eine Rezession gleitet.
Denn wer arbeitslos ist oder Einkommen verliert, hat auch weniger Möglichkeiten, zu sparen. Da helfen dann auch etwas höhere Zinsen nicht – und sehr viel höhere Sätze würden die Sache nur noch schlimmer machen. Weil das auch die Finanzierungskosten für all jene drastisch erhöhen würde, die investieren wollen – was die Wirtschaft nur in eine noch schlimmere Rezession stürzen würde. Schon jetzt mehren sich ja die Anzeichen für einen Einbruch der Bautätigkeit. Dann spräche ohnehin viel dafür, dass die Notenbanker die Zinsen in absehbarer Zeit wieder senken; und zumindest die Wende nach oben schon bald wieder stoppen.
Notenbanken in Panik
Gegen die Saga vom erlösten Sparer spricht noch etwas anderes. Es ist vor allem eine Branche, die sich gerade mächtig über das Ende der Nullzinsen freut: die Banken. Und das mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht aus purer Empathie mit ihrer sparenden Kundschaft. Dass die Freude bei den Finanzleuten am größten ist, sagt einiges darüber, woher die vermaledeiten Nullzinsen eigentlich kamen – und warum sich das Drama um sie nicht einfach auflöst, wenn die Notenbanken in Panik ihre Leitzinsen anheben.