Dem Deutschen wird ja gelegentlich ein Hang zum Romantischen nachgesagt. Da ist etwas dran. Der führt zu hübschen Dingen wie einer ausgeprägten Zuneigung zum Wald. Oder zur schwäbischen Hausfrau. Und zu schwergewichtigen Beiträgen der Weltliteratur. Nur dass er sich gelegentlich auch mal weniger schön auswirkt – etwa darin, gern mal zu leiden und zu verzichten. Zumindest theoretisch, also als Anspruch. Und selbst dann, wenn das Verzichten gar nicht sinnvoll ist.
Was das heißt, lässt sich in diesen krisengeprägten Sommerwochen beobachten. Da wird – sicher vernünftig – eine Menge darüber geredet, wie sich über Verzicht auf, sagen wir, ausgiebigeres Duschen am besten Gas sparen lässt, wenn im Herbst der russische Kriegspräsident womöglich immer noch und noch stärker den Gashahn zudreht. Oder darüber, wie sich überhaupt Abhängigkeiten von einzelnen Mächten in der Welt verringern lassen. Während der Finanzminister meint, wir könnten jetzt auch auf das eine oder andere (vom Staat) verzichten, weil die Wirtschaft ohnehin nicht mehr machen kann – und es sonst angeblich nur noch mehr Inflation gibt. Oder dass es keiner Prämie mehr für Elektroautos bedarf, weil die Hersteller ja ohnehin mit dem Produzieren solcher Autos nicht mehr hinterherkommen.
Da wird uns eine Wirkmächtigkeit angeschrieben, die gar nicht in uns steckt.
Womit wir spätestens hier in den Randbereich des Guten geraten – womöglich sogar darüber hinaus. Es könnte wichtig werden, die sommerliche Ferienzeit zu nutzen, um über die Trennlinie zwischen gutem und schlechtem Verzicht zu sinnieren. Bevor im akuten Stress von möglicher Gasknappheit und neuen Coronawellen im Herbst alles in Verzichtsgedröhne dahingeht.