Noch ist das dritte Entlastungspaket gegen die Energiekrise nicht verabschiedet. Noch wirken auch die Zinsen nicht, die Europas Zentralbank am Donnerstag auf eine für Notenbanker geradezu atemberaubende Weise um 0,75 Punkte erhöht hat.
Eins lässt sich aber jetzt schon erahnen. Was Bundesregierende wie Währungshüter im Kampf gegen die Inflation in diesen Tagen mit großem Eifer vorlegen, hat viel mit Kurieren von Symptomen und falschen Ursachen zu tun – und fahrlässig wenig damit, die eigentlichen Treiber der Teuerung zu bremsen oder zu stoppen. Das droht die Inflation unnötig lange hochzuhalten – und für viele Menschen bitter zu enden.
Natürlich ist es per se gut, Leuten Geld zu schicken, die gerade wegen höherer Gas- oder Benzin- oder Lebensmittelpreise mit ihrem Einkommen nicht mehr hinkommen. Absurd wirkt es allerdings, wenn das Geld wie jetzt de facto einen realen Einkommensverlust ausgleichen soll, der den Leuten gerade durch das Auslaufen von Tankrabatt und 9-Euro-Ticket entsteht, sprich: auf der einen Seite wieder mehr als zwei Euro pro Liter Benzin sowie Normalhochpreise bei der Bahn – dafür am Ende des Monats Energiegeld auf dem Gehaltszettel. Toll. Wobei das Irre nicht nur in dem für gemeine Menschen schwer nachvollziehbaren Hin und Her liegt.
Während Tankrabatt und 9-Euro-Ticket direkt bei tatsächlichen Haupttreibern der Inflation ansetzten – also den Anstieg der Kosten für Energie und Verkehr bremsten – ändert es am eigentlichen Teuerungstrend ja nichts, wenn den Leuten zum Ausgleich jetzt mehr Kindergeld gezahlt wird, Rentner und Studenten eine (einmalige) Pauschale bekommen oder Sozialbeiträge erlassen werden. Dadurch sinken die Preise an der Kasse im Supermarkt ja nicht – sie könnten bei anhaltender Verselbstständigung sogar weiter steigen. Und dann? Nächstes Paket? Schon jetzt ist für die kommenden Wochen mit neuen Schocks zu rechnen – wenn die gemessene Vorjahresinflation plötzlich zweistellig ist. Entlastungen hin oder her.
Die Entlastungen kommen in der Wahrnehmung nicht an
Dass man aus Tankrabattwegfall und Energiepauschale für sich irgendwie kompliziert ein Netto ausrechnen muss, könnte erklären, warum nach einer Umfrage von Forsa nur zwei Prozent der Befragten die Einschätzung äußern, dass sich die eigene finanzielle Lage durch die Entlastungspakete der Regierung verbessern werde. Selbst wenn sich das als eine Fehleinschätzung erweist – da droht viel Geld in etwas gesteckt zu werden, was in der Wahrnehmung der Leute gar nicht ankommt.