Es ist derzeit gelegentlich von Zeitenwenden die Rede. Wobei man dann immer an Olaf Scholz denkt und die Folgen des Kriegs in der Ukraine für unsere Bundeswehr.
Was so eine richtige Zeitenwende heißt, bekommt in diesen Tagen auf ganz andere Art Britanniens neue Premierministerin Liz Truss zu spüren – seit sie wie einst das Zeitphänomen Margaret Thatcher heillos und auf Pump Steuern zu senken ankündigte, weil das angeblich das Wachstum fördere und sich so selbst finanziere. Und sie überhaupt wieder darauf setzen will, grundsätzlich die Märkte spielen zu lassen.
So wie das in besagter Thatcher-Ära gang und gäbe war, als dieses sehr konservative Verständnis von Wirtschaft für Jahrzehnte weltweit das herrschende wirtschaftspolitische Dogma war. Gepaart mit viel Geschimpfe auf den Staat – und gefeiert von Wirtschaftsbossen und Ökonomen ebenso wie von begeisterten Leuten an den Finanzmärkten.
Nur dass die Leute an den Finanzmärkten auf Frau Truss‘ Budgetpläne von vergangener Woche doch nicht so begeistert reagiert haben – sondern panisch. Atemberaubend. Das Pfund stürzte so ab , dass manche schon die Notenbank zur Rettung der Währung intervenieren sehen.
Immer wieder die konservative Agenda
Eine Wende? Ist sie. Der Schock lässt erahnen, wie sehr sich die Zeiten geändert haben – wenn selbst die Finanzmärkte auf Thatcher-Rezepte allergisch reagieren. Auch, weil die unter Ökonomen nicht mehr viele Freunde finden. Ein Alarm womöglich für alle, die dank Inflationsrückkehr und Dauerstaatsrettungsaktionen gerade offenbar die Zeit gekommen sehen, mal wieder das Laufenlassen der Marktkräfte zu preisen.