Putin macht Krieg, Donald Trump möchte zurück. Elon Musk dreht ab. Die Gaspreise drehen Kapriolen. Und die Inflation liegt bei zehn Prozent. Irgendwie scheint die Welt aus den Fugen. Und als wäre das nicht genug, schlagen in Deutschland jetzt auch noch die »Wirtschaftsweisen« höhere Steuern für Reichere vor.
Was in etwa so schlimm zu sein scheint, wie alles Vorangegangene. Zumindest, wenn man die eine oder andere Wutreaktion darauf zum Maßstab nimmt. Da haben die drei Professorinnen und zwei Professoren wahlweise ihre »ökonomische Vernunft« verloren. Oder sind einem »Zeitgeist« erlegen, der, klar, gegen den ökonomischen Verstand verstößt. Den wiederum, ebenso klar, seit jeher die FDP verkörpert – aktuell vertreten durch jenen Bundesfinanzminister, der wiederum genau das Gegenteil ausgegeben hat: also keine Steuererhöhungen, garüberhauptkeine.
Jetzt lässt sich über die Notwendigkeit höherer Steuern hier und jetzt streiten. Aber jeden Gedanken an höhere Steuern für Bessergestellte gleich als Ausweis mangelnden ökonomischen Sachverstands einzustufen, hat doch etwas Bizarres – und könnte von einem hartnäckigen Nachwirken orthodoxer Vorstellungen aus den Hochzeiten markt- und ordoliberaler Träumereien zeugen. So eine Art Long-Ordo, wie es ihn als Auffälligkeit (fast) nur bei uns gibt.
Alles ökonomische Spinner?
Es dürfte keine größere internationale Organisation geben, die in der Krise nicht auch höhere Steuern zur Finanzierung von Corona-, Kriegs- oder Energiekosten erörtert hat. Alles ökonomische Spinner? Natürlich nicht. Das ist im Jahr 2022 kein Unding, wenn die Verhältnisse nun mal über Jahrzehnte so stark zugunsten der Reicheren auseinandergedriftet sind. Das heißt aber auch nicht, wie schon geschrieben, dass es hier und jetzt unbedingt die richtige Idee ist. Nur ob jetzt ein guter Zeitpunkt ist – darauf gibt es nicht nur eine objektive und einzige Antwort