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Neues aus dem Forum New Economy – der Newsletter #93

16. Mai 2023

Liebe Freunde, Kolleginnen und Kollegen,

nach drei historischen Krisenjahren zeichnet sich ab – ob Corona, Energieschock, Krieg oder Klimakrise: all das hat etwas in Gang gesetzt, das die Wirtschaft verändert und ganz neue wirtschaftspolitische Antworten nötig macht. Was das heißt, haben Anfang der Woche Topexperten und Topexpertinnen beim XII. New Paradigm Workshop in Berlin zum „Resetting“ der Wirtschaft ausgelotet – zusammen mit Robert Habeck und EZB-Chefökonom Philip Lane sowie Mariana Mazzucato, Isabella Weber, Tom Krebs, Achim Wambach und anderen.

Was dabei rausgekommen ist, ist in Re-lives zu jeder Session nochmal nachzusehen.

Lehren aus der Energiekrise – Wie vorbereiten auf den nächsten Schock?

„Was sind schon 20 bis 40 Milliarden Euro für den Aufbau ausreichender Speicherkapazitäten für erneuerbare Energien verglichen mit den 150 Milliarden Produktionseinbußen in der jüngsten Energiekrise?“ Für Tom Krebs ist die Antwort klar: „Der gesellschaftliche Nutzen überwiegt bei weitem die Kosten“, so der Ökonom und Forum-Fellow bei der Vorstellung seines Papers zur Gestaltung eines resilienten nachhaltigen Energiesystems. Weitere Panelisten: ZEW-Präsident Achim Wambach und Agora-Chefin Frauke Thies. Die ganze Diskussion – hier.

Robert Habecks Vorstellung von Transformation und Industriepolitik

„Wir sollten uns eine klimaneutrale und bezahlbare Energieversorgung und eine transformative Industriepolitik wie eine DNA-Doppelhelix vorstellen – die beiden Stränge sind unweigerlich miteinander verwoben“, dozierte Vize-Kanzler Robert Habeck. Und kündigte nebenbei die Schaffung von erstmals mehr als 10 Gigawatt Solarstrom im Jahr 2023 an. Mariana Mazzucato verwies auf das Vorbild der KfW, die Kredite etwa an die Stahlindustrie daran gekoppelt habe, den Materialverbrauch zu verringern. „Wir sollten nicht einfach nur Subventionen geben”, so die Vordenkerin eines „innovativen Staats“. Konditionierte Hilfen sollten Teil der Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft sein. Die Keynotes im Re-live: hier.

Droht Deutschland die Deindustrialisierung?

Kein langes Panel, dafür ein umso konzentrierteres Gespräch zu einer der emotionalsten ökonomischen Fragen im Land. Janek Steitz vom Dezernat Zukunft stellte dazu Erkenntnisse aus einer aktuellen Studie vor. Die schlechte Nachricht: manche energieintensive Industrie wird verlieren. Die gute Nachricht: es gibt etliche Hoffnungswerte, bei denen es sich lohnt, durch gezielte Hilfen Abwanderung zu verhindern. Dazu zählen weniger energieintensive, nachgelagerte Industrien mit hoher Wertschöpfung. Wichtig sei dabei allerdings auch, so IW-Chef Michael Hüther, dass für diese Industrien der Arbeitskräftemangel behoben werde. Zum Re-live – hier.

Neudefinition des deutschen Exportmodells in geopolitisch kritischen Zeiten

Deutschland braucht dringend eine Alternative zu seinem geopolitisch naiven Export-Modell. Ein Konzept dafür könnte jenes „De-risking“ sein, jener Abbau von allzu großen Abhängigkeiten, wie es Shahin Vallée von der DGAP beschreibt. In einer neuen Studie für das Forum gehen Vallée und seine Co-Autoren mögliche Instrumente durch. Die weiteren Panelisten: Sebastian Dullien vom IMK, Klaus Günther Deutsch vom BDI, Dalia Marin von der TU München und Katrin Kamin vom IfW Kiel. Zum Re-live – hier.

Nach dem Preisschock – Zeit für ein neues Paradigma im Kampf gegen Inflation?

Nach gängigem Verständnis gibt es gegen Inflation im Grunde kein anderes Mittel als höhere Zinsen durch die Notenbank. Vergangenes Jahr haben in Wahrheit nur etliche Regierungen mitgewirkt – über Preisbremsen, Tankrabatte oder Inflation Reduction Acts. Zeit für ein neues Paradigma? EZB-Chefökonom Philip Lane stimmte zumindest der Diagnose zu, dass die Inflation im Kern ungewöhnlich, also eher angebotsgetrieben sei. Für Isabella Weber ein Grund, neue Stabilisierungsinstrumente jenseits des alten Paradigmas anzuwenden. Weitere Panelisten: Ulrike Malmendier, Kerstin Bernoth, Jérôme Creel und Anatole Kaletsky. Die Session im Re-live – hier.

Nachhören lohnt. Die Studien, die in den Sessions präsentiert wurden, werden derweil jetzt auf Basis der Diskussionen fortentwickelt – und erscheinen in Kürze hier.

Eine schöne Woche noch,

Thomas Fricke

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