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Straubhaar-Debatte
Der Hamburger Ökonom Thomas Straubhaar hat mit seinem Interview in der FTD vor zwei Wochen für Aufruhr gesorgt. Nun haben sich prominente Kollegen zu Wort gemeldet – teils mit vehementer Unterstützung, teils mit scharfer Kritik.
Uns fehlen die Querdenker
Kommentar aus der heutigen FTD:
Die Finanzkrise hat die gängige Wirtschaftslehre ins Wanken gebracht. Der Glaube an perfekte Märkte, an strikte Rationalität der Wirtschaftsakteure lässt sich mit der Realität der Krise, geprägt von Herdentrieb und Übertreibungen, kaum in Einklang bringen. Die Wirtschaftswissenschaft befindet sich deshalb im Wandel. Allein in Deutschland tut man sich mit dem Umbruch jedoch schwer. Weiterlesen …
Die neue Sachverständige
Seit dieser Woche steht es fest: Nachfolgerin von Beatrice Weder di Mauro im Sachverständigenrat wird Claudia Buch. Die Professorin aus Tübingen ist Expertin für internationale Finanzmärkte und entspricht damit exakt dem Profil, das es für die Nachfolge brauchte. Das ist in der derzeitigen Lage ein Schlüsselthema des Sachverständigenrats. Doch vielen sind ihre genauen Positionen weitgehend unbekannt, da sich die 45-Jährige nicht in die Öffentlichkeit drängt. Weiterlesen …
Ifo-Barometer: Leicht gesunken, aber immer noch auf hohem Niveau
Frühindikatoren deuten darauf hin, dass das Jobwunder anhält. Das exklusiv für die FTD berechnete Beschäftigungsbarometer des Ifo-Instituts sank zwar im Mai zum zweiten Mal in Folge leicht. Der Frühindikator für die Einstellungsbereitschaft der Firmen zeigt aber weiterhin ein Hoch am Arbeitsmarkt an. In allen Branchen planen die befragten Firmen nach wie vor, die Mitarbeiterzahl zu erhöhen.
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Die Suche nach Alternativen zum BIP
Das Bruttoinlandsprodukt als zentrale Messgröße für Wohlstand wird zunehmend hinterfragt, die Suche nach Alternativen ist voll entbrannt. Auf nationaler und internationaler Ebene untersuchen immer mehr Gremien neue Indikatoren für die Qualität unseres Wohlstands. Auch die Industrieländerorganisation OECD hat sich auf die Suche begeben und nun den interaktiven Your Better Life Index gelauncht.
Japanische Katastrophe erschüttert Kieler Ökonomentreffen
Mit einer Schweigeminute für die Opfer der Katastrophe in Japan begannen die diesjährigen Kieler Konjunkturgespräche. „Das ist das schlimmste Ereignis, das Japan seit dem Zweiten Weltkrieg erlebt“, sagte Dennis Snower, Chef des Instituts für Weltwirtschaft.
Von Mathias Ohanian, Kiel
Prognostiker des Jahres – Wer ist der Beste im Langzeittest?
Wir haben die Prognostiker seit 2002 ausgewertet. Im FTD-Check der Vorhersagen über neun Jahre liegt Carsten Klude von M.M. Warburg vorn. Weiterlesen …
Prognostiker des Jahres 2010 – alle Ergebnisse im Überblick
Der beste Prognostiker der deutschen Wirtschaft 2010 war Michael Heise. Der Chefökonom der Allianz prophezeite schon im Herbst 2009 eine rapide Wiederkehr der deutschen Wirtschaft aus der Krise. Die Geschichte zur jährlichen FTD-Kür sowie die kompletteTabelle mit allen Platzierungen 2010 gibt es hier:
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Neue Denker (14): William White und der Teufelskreis niedriger Zinsen
Zentralbanken folgen in Krisenzeiten Reaktionsmustern, die zur nächsten Krise führen. Davor warnt William White schon seit Jahren Weiterlesen …
Neue Denker der Ökonomie (9) Olivier Blanchard und die neue Makropolitik
Mit seinen Zweifeln am Zwei-Prozent-Inflationsziel brach Olivier Blanchard ein Tabu. Dabei ging es dem Franzosen zuvorderst darum, die Makroökonomie nach der Krise zu überdenken. Weiterlesen …
Neue Denker: Olivier Blanchard im FTD-Interview
Zu Jahresbeginn sorgte der IWF-Chefvolkswirt Olivier Blanchard für Wirbel, als er forderte über das gängige Inflationsziel von 2 Prozent neu nachzudenken. Er sei falsch verstanden worden, beklagte er sich nun gegenüber der FTD.
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Blanchard kritisierte die Medienreaktionen nach Veröffentlichung seines Grundsatzpapiers „Rethinking Macroeconomic Policy“: „Ich bin ein wenig enttäuscht, dass alles auf diese 4-Prozent-Marke verkürzt worden ist“, sagte der Franzose im FTD-Interview. „Ich habe nicht dafür geworben, dass Inflationsziel auf 4 Prozent anzuheben. Ich habe dafür geworben, über die Inflationsziele nachzudenken – und das würde ich wieder tun“, betonte Blanchard.
Vielmehr wollte der Ökonom eine Überprüfung makroökonomischer Grundsätze infolge der Krise anstoßen: „Die Volkswirte haben diese Krise nicht verursacht. Aber es gibt keinen Grund zu denken, dass wir alles richtig machen. Wir müssen neu nachdenken.“ Er forderte eine Generalüberholung: „Wir müssen uns alles neu anschauen, alle Elemente der Geld- und Fiskalpolitik – und das Inflationsziel ist eines davon.“
Mit das allerschlimmste was einer Wirtschaft passieren könne, sei, in die Liquiditätsfalle zu geraten und in einer Deflationsspirale gefangen zu sein. Das sei in der Vergangenheit vorgekommen – in Japan gebe es ähnliche Probleme seit 15 Jahren. „Was es auch kostet, müssen wir verhindern, dass es dazu kommt. Wenn man niedrige Inflationsraten hat, flirtet man mit dieser Gefahr.“
Blanchard betonte, keine Zentralbank wolle null Prozent Inflation. „Vor der Krise gab es einen Konsens, dass 2 Prozent Inflation in Ordnung sind, weil es keine großen Schocks gab und die Wahrscheinlichkeit, in die Liquiditätsfalle zu geraten, nicht sehr groß war. Aber was wir aus dieser Krise gelernt haben ist, dass es manchmal sehr große Schocks geben kann. Deshalb habe ich argumentiert, dass man sich alle Modelle und Berechnungen noch mal anschaut und schaut, ob zwei Prozent richtig sind oder mehr. Ich finde, diese Arbeit muss geleistet werden.“
Es sei möglich, das Inflationsziel zu ändern, ohne die Glaubwürdigkeit der Zentralbank einzubüßen. Allerdings schränkte Blanchard ein: „Im aktuellen Umfeld wäre ein solcher Vorstoß nicht ratsam, da er als Versuch interpretiert werden könnte, man wolle die Staatsschulden weginflationieren. Das wäre sehr schlecht und der komplett falsche Weg, Fiskalprobleme zu lösen. Aber nach einiger Zeit denke ich, dass es gemacht werden könnte, wenn es gut erklärt wird. Zum Beispiel, als die meisten Zentralbanken aufhörten, auf monetäre Aggregate abzuzielen, das war ein großer Politikwechsel und es hat die Glaubwürdigkeit nicht untergraben.“
Das Interview führte Mark Schrörs.
Esther Duflo gewinnt John Bates Clark Medal
Die französische Wirtschaftswissenschaftlerin Esther Duflo hat die diesjährige John Bates Clark Medal gewonnen. Die Auszeichnung der American Economic Association wird alle zwei Jahre verliehen und gilt nach dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften als wichtigste Ehrung der Zunft.
Neue Denker, die neue FTD-Reihe (5) – Manchmal braucht es nur einen Stups
Die Chicagoer Schule um Milton Friedman hat den Glauben an rationale Märkte gepredigt. Ausgerechnet ein Chicagoer Ökonom profiliert sich nun als ihr Widersacher: Richard Thaler orientiert sich lieber an der Realität als an idealisierten Annahmen. Und liefert Strategien, mit der Unperfektheit menschlicher Entscheidungen umzugehen Weiterlesen …
Der IWF im Wandel der Zeit
Es ist noch nicht lange her, da stand der Internationale Währungsfonds (IWF) für knallharte Inflationsbekämpfung um jeden Preis. Dann kam die Finanzkrise. Und nun empfiehlt ausgerechnet IWF-Chefvolkswirt Olivier Blanchard, mehr Inflation zuzulassen. Sein vergangene Woche veröffentlichtes Paper „Rethinking Macroeconomic Policy“ schlägt seither Wellen, denn Blanchard rät hierin Zentralbanken, ihr Inflationsziel von zwei auf vier Prozent zu erhöhen. Das ganze Paper gibt es hier:
Aufsteiger-Check: Interview mit Indien-Experte Arvind Panagariya
Im Aufsteiger-Check werden in der kommenden Zeit renommierte Ökonomen aus Brasilien, China, Indien und Russland zu den Aussichten in ihren Ländern und zur neuen Rolle der BRIC-Staaten in der Weltwirtschaft befragt. Heute: Arvind Panagariya, Professor für politische Ökonomie Indiens an der Columbia University in New York. Der einstige Chefökonom der Asian Development Bank zählt zu den renommiertesten Indien-Experten weltweit.
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1. How strong will be the recovery of the Indian economy in 2010?
In 2010, I expect India to return to its current trend growth rate of 8 to 9 percent. During July-September 2009, the latest quarter for which data are available, India has already surged to 7.9 percent. All indications are that the following quarter will be no different.
2. Which factors will be driving the recovery?
Crisis never hit India as hard as other parts of the world. Its growth rate fell approximately 2 percentage points to an average of 5.9 percent during three quarters spanning October 2008 to June 2009 but has now recovered to 7.9 percent. The main causes of the decline were temporary freeze in liquidity markets and a decline in exports driven by disruption in export credit. These problems have now all but disappeared. India also had fiscal deficit of 7 to 8 percent of the GDP when the crisis hit and was raised to 10 percent as a part of the stimulus package, which still remains in place.
3. What are the biggest risks to the development?
Risks are mainly from possible reversal of reforms. Two examples: (i) Recently, a decision was made to require all ultra-mega power plants to buy their equipment domestically. This will not only delay power project but also compromise the quality of equipment. (ii) A legislation is being brought to extend the minimum wage law to 340 million workers in the informal sector. Such a measure would lead to more capital-intensive technologies even in tiny enterprises in the informal sector. India already suffers from very high capital intensity in its formal sector due to draconian labor laws. These measures are a throw back to the pre-reform era.
4. How should the government respond to the risks?
Any unforeseen risks will be greatly mitigated if the government would introduce reforms in land and labor markets that facilitate the expansion of the labor-intensive industries such as apparel and footwear and encourage the deployment of more labor-intensive techniques in all sectors in the formal sector.
5. Has the role of India in the world economy substantially changed due to the crisis?
One by-product of the crisis has been the supplanting of the G-8 by G-20. This has dramatically altered how India views its role in the world economy. Its stance in climate change negotiations turned significantly more conciliatory after the Pittsburgh G-20. Because India was one of the two large economies (the other one being China) that continued to grow at a healthy pace despite the crisis, it has also acquired some importance as a growth pole of the global economy. With 8 percent or higher growth likely in the coming years, this role is going to only expand.
6. What will be the biggest challenges to the Indian economy in the years ahead?
Dealing with mitigation obligations. If India has to accept obligations for mitigation in absolute terms (as opposed to relative terms through such measures as reduction in emission intensity of the GDP), India’s growth and poverty alleviation aspirations will be greatly undermined. 40 percent of Indian households still lack ANY access to electricity. At the current level of mitigation technologies and green sources of energy, the provision of electricity for all and significant growth in industry will remain distant goals if India has to accept mitigation obligations before 2040. The other major challenge relates to further economic reforms that the current government has continues to resist.