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Neues aus dem Forum New Economy – der Newsletter #112

23. März 2024

Liebe Freunde, Kolleginnen und Kollegen,

gemessen an dem, was die Schlagzeilen in Deutschland seit Wochen bestimmt, scheint der Weltlauf gerade stark davon abzuhängen, ob Geflüchtete in Deutschland eher bar oder mit Karte bezahlen – und deutsche Unternehmensverantwortliche mit dem Ausfüllen von Formularen zurechtkommen oder nicht. Weshalb zur Rettung der Welt wahlweise Bezahlkarten oder Bürokratieabbau empfohlen werden. Dabei drängt sich bei näherem Hinsehen auf, dass das gar nicht so wichtig ist. 

Was noch wichtiger für die Zukunft sein könnte, steht bei uns auf dem Forum-Programm – in zwei neuen New Economy Working Papers, beim nächsten Short Cut am Dienstag oder auf dem großen Gipfel „Winning back the people“ Ende Mai, für den die Voranmeldungen jetzt eröffnet sind.

  • Welche Lehren sollten Regierende und Notenbanken aus dem jüngsten Inflationsschock ziehen? Lange galt, dass bei erhöhtem Preisdruck nur die Währungshüter zuständig sind. Jetzt haben in der Krise 2022/23 stark auch Regierungen dafür gesorgt, dass der Preisdruck sich nicht verselbständigt – ob über Gaspreisbremsen oder Konzertierte Aktionen mit den Tarifpartnern. Zeit für ein neues Paradigma und eine neue Aufgabenteilung zwischen Staat und Notenbanken – schreiben die Ökonomen des Pariser OFCE in ihrem neuen New Economy Working Paper, das in Kürze erscheint. Um die Kernthesen vorab vorzustellen, haben wir Mitautor Jérôme Creel zum New Economy Short Cut kommenden Dienstag, 26. März ab 15 Uhr 30, eingeladen. Kommentieren wird Peter Bofinger von der Universität Würzburg. Anmeldung hier.
  • Wie können sich Regierungen besser als bisher auf Preisschocks vorbereiten – indem sie notfalls Preise kontrollieren? Dazu haben wir diese Woche ein New Economy Working Paper von Isabella Weber und Tom Krebs veröffentlicht, in dem die beiden eindrucksvoll darlegen, wie teuer es für die Deutschen geworden ist, dass die Regierung 2022 vor lauter marktfundamentaler Bedenken im Land so lange mit der Einführung einer Gaspreisbremse gewartet hat; und dass dies nicht zufällig mit dem Aufschwung der AfD seit jenem Herbst zusammenfällt. Die beiden versuchen auch zu definieren, in welchen Fällen es künftig solche Eingriffe geben sollte – ganz entgegen der marktliberalen Leitlinie vieler Ökonomen bei uns.

Zu den wirklich wichtigen Dingen im Jahr 2024 dürfte gehören, wie im November die Wahlen in den USA ausgehen – und vorher Europa- und deutsche Landtagswahlen im Osten. In den USA entscheidet dies auch darüber, ob das fortgesetzt wird, was Joe Biden als Bidenomics inzwischen lanciert und gelabelt hat – oder es erstmal wieder ein paar gefährlich wirre Jahre gibt, mit viel Protektionismus und wenig Investitionen in die Rettung des Klimas oder den Abbau von Ungleichheit. 

Dass wir das zum Anlass genommen haben, die international führenden neuen Denker und Denkerinnen für Ende Mai zu einer Art Berlin-Gipfel einzuladen, haben wir schon angedeutet. Arbeitstitel: „Winning back the people“. Das Setting nimmt seitdem Formen an, ebenso wie die Liste namhaft kreativer Teilnehmer. Es wird einige Round-Table-Gespräche geben, in denen Leute wie Dani Rodrik, Adam Tooze, Laura Tyson und etliche junge Forscher und Forscherinnen untereinander nach neuen Ideen suchen. Dazu einen Tag, an dem auch etliches, was es an potenziellem Input für ein neues Paradigma gibt, vor größerer Runde diskutiert und vorgestellt wird. Zum Vormerken für eine Teilnahme am 29. Mai – ab 11 Uhr vor den Toren Berlins – bitte Mail an events@newforum.org. Zahl der Plätze: begrenzt.

Ein schönes Wochenende,

Thomas Fricke