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Konjunktursignale der nächsten Tage

18. Juli 2016

In der kommenden Woche dominieren europäische Themen. Über die Befindlichkeit von Finanzmarktanalysten und Unternehmen geben die ZEW-Konjunkturerwartungen am Dienstag beziehungsweise die Einkaufsmanagerindizes am Freitag Auskunft. Am Donnerstag tagt der EZB-Rat und erörtert die Konsequenzen des Brexit-Votums. Die wichtigsten weltwirtschaftlichen Indikatoren der kommenden Tage lesen Sie hier: 2016-07-15 Wochenvorschau

1Dienstag: Nachdem die Finanzmarktanalysten in der sentix-Umfrage für Euroland (!) ihre Konjunkturerwartungen wegen des Brexit-Referendums merklich nach unten korrigiert haben, stellt sich nun die Frage, ob nun – rund zwei Wochen später – auch die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland im Juli nachziehen werden. Unsere Antwort lautet: Ja, aber! Ja, es wird zu einem Rückgang kommen, aber er wird nicht überdurchschnittlich hoch ausfallen. Erstens ist der drohende Brexit in allererster Linie eine Gefahr für die britische Konjunktur, die Ausstrahleffekte auf Deutschland sind wesentlich geringer. Zweitens hat die sentix-Umfrage gezeigt, dass der Eurolandindikator merklich gesunken ist, die Konjunkturerwartungen für Deutschland aber nur leicht.

2Donnerstag: Auf der Pressekonferenz zu der EZB-Ratssitzung im Juli wird der sich anbahnende EU-Austritt des Vereinigten Königreichs eines der zentralen Themen sein. Da die langfristigen Auswirkungen auf die Eurozone noch nicht abzusehen sind, kann sich die EZB noch etwas Zeit lassen, um ihren geldpolitischen Kurs zu überdenken. Sie wird aber schon jetzt Anpassungen an ihrem Wertpapierkaufprogramm vornehmen müssen, denn der erneute Rückgang der Renditen seit dem Brexit-Entscheid hat zur Folge, dass in Deutschland, den Niederlanden und Finnland das zum Ankauf in Frage kommende Anleiheuniversum nur noch für wenige Monate reicht. Wir rechnen mit einer Lockerung der Vorschrift, keine Anleihen mit Renditen unterhalb des Einlagensatzes zu kaufen, sowie einer Anhebung der Obergrenze für einzelne Anleihen von 33 % auf 50 %.

3Freitag: Im Vorfeld des Brexit-Referendums am 23. Juni haben sich die Unternehmen in Euroland nicht aus der Ruhe bringen lassen. Die Einkaufsmanagerindizes konnten im Juni sogar noch zulegen. Die unerwartete Entscheidung der Briten die EU verlassen zu wollen, dürfte allerdings auch die Stimmung bei den Unternehmen der Europäischen Währungsunion belasten. Starke und anhaltende Turbulenzen an den Finanzmärkten sind aber ausgeblieben. Die Zentralbanken haben die Lage nach dem Brexit-Referendum bislang im Griff. Wir rechnen daher nicht mit Panikattacken, sondern mit moderaten Rückgängen bei den Einkaufsmanagerindizes im Juli. Dies gilt sowohl für den Teilindex der Dienstleister als auch für den Teilindex des verarbeitenden Gewerbes.

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