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Fabian Fritzsche: Präsident Trump als Gefahr für die Weltwirtschaft

22. September 2016

Lange Zeit sah es im US-Präsidentschaftswahlkampf nach einem sicheren Sieg für Hilary Clinton aus. Lediglich um den Nominierungsparteitag der Republikaner herum konnte Trump in den Umfragen deutlich zulegen und lag kurzzeitig vor Clinton. Seitdem sich die Gerüchte um ihre Gesundheit  aber nicht mehr als komplett haltlos herausgestellt haben, schrumpft der Vorsprung nicht nur, in einigen Umfragen liegt Trump bereits vorne. Während bei Clinton wirtschaftspolitisch mehr oder weniger eine Fortsetzung der aktuellen Regierungspolitik erwartet werden kann, dürfte sich bei einem Präsidenten Trump einiges ändern. Da die USA nach wie vor die mit Abstand größte Volkswirtschaft der Welt sind und zudem Deutschlands wichtigster Handelspartner stellt sich die Frage, welche Auswirkungen das für den Rest der Welt haben könnte.

Zusätzlich zu den explizit wirtschaftspolitischen Maßnahmen hätten natürlich auch andere Wahlversprechen, etwa die geforderte Mauer an der mexikanischen Grenze oder die Ausweisung von Millionen illegaler Migranten, erhebliche ökonomische Auswirkungen. Im Gegensatz zu den wirtschaftspolitischen Versprechen dürfte die Umsetzung dieser Maßnahmen aber eher unwahrscheinlich sein.

Ein Kernvorschlag von Trump ist eine Steuerreform, die eine (erneute) drastische Senkung der Einkommensteuersätze sowie eine Reduzierung der Unternehmenssteuern vorsieht. Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen, dass Steuersenkungen insbesondere wenn diese vor allem den Top-Einkommensbeziehern zugutekommen, nur geringe Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum haben. Sollte der Konsum dadurch leicht belebt werden, profitiert die deutsche Wirtschaft sicherlich davon. Das gilt allerdings nur, wenn die Steuersenkung nicht durch Einsparungen an anderer Stelle konterkariert wird. In dem Fall würde die ohnehin recht hohe US-Staatsverschuldung aber weiter steigen, was kaum als nachhaltige Politik bezeichnet werden kann. Die Senkung der Unternehmenssteuern wiederum ist ein weiterer Schritt im seit Jahren laufenden internationalen Abwärtsrennen, bei dem letztlich kein Staat dauerhaft profitiert. Allerdings liegt der geplante Steuersatz mit 15% immer noch höher als etwa in Irland. Es ist daher eher unwahrscheinlich, dass viele europäische Unternehmen ihren Sitz aus steuerlichen Gründen daher in die USA verlegen werden, wenn es in Europa selbst sogar noch günstigere Möglichkeiten gibt.

Ein weiterer Kernbereich von wirtschaftspolitischen Ideen Trumps betrifft die Handelspolitik. Offenbar zielen seine Überlegungen auf eine protektionistische Politik ab, die US-Wirtschaft soll stärker von der Weltwirtschaft, insbesondere von China, abgeschottet werden, was letztlich zu mehr Jobs, mehr Lohn und mehr Wirtschaftswachstum in den USA führen soll. Die Ablehnung von (Frei-)Handelsabkommen ist gerade zurzeit ein populäres Thema und der Gedanke, dass es zu mehr Jobs im Inland führt, wenn weniger aus dem Ausland importiert wird, klingt zunächst ja auch schlüssig. Eine simple Reduktion der Importe durch Abschottung – etwa durch Strafzölle – wird allerdings kaum dazu führen, dass die heimische Produktion im gleichen Maße ansteigt. Letztlich wird allenfalls ein geringer Teil der geringeren Importe durch teurere inländische Produktion ausgeglichen, am Ende führt diese Politik zu einem Wohlstandsverlust. Für die US-Konsumenten wäre dies angesichts der geringen Importquote der USA – die Importe entsprechen lediglich 15% des BIPs – ein Ärgernis, nicht sehr stark belastend ist. Doch es könnte sich verheerend auf die Haupthandelspartner der USA auswirken – also allen voran die EU und natürlich China, welches Trump immer wieder China für das US-Handelsbilanzdefizit verantwortlich macht. Deutschland hat im vergangenen Jahr Waren und Dienstleistungen im Wert von 114 Mrd. Euro in die USA exportiert. Bereits ein relativ bescheidener Rückgang um etwa 5% würde die deutsche Wirtschaftsleitung ceteris paribus um 0,2 Prozentpunkte reduzieren. Dazu kämen dann aber noch indirekte Effekte, weil natürlich auch unsere anderen Handelspartner negativ betroffen wären. Und auch dies stellt nur die „erste Runde“ dar. Es ist kaum davon auszugehen, dass die Handelspartner der USA eine solche Politik einfach hinnehmen und ihrerseits auf protektionistische Maßnahmen verzichten werden. Im schlimmsten Falle tritt die Weltwirtschaft, ausgelöst von protektionstischen Maßnahmen der größten Volkswirtschaft, so in eine Abwärtsspirale ein. Die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten wäre damit ein erhebliches Risiko für die gesamte Weltwirtschaft.

  1. 26. September 2016 um 14:08

    Wollte die USA die eigene Wirtschaft wieder auf bauen ginge das ohne einen mäßigen Protektionismus kaum. Hilarys „weiter so“ ist jedenfalls nicht nachhaltig. Der andauernde Anstieg der Schulden, das riesige Defizit der Handel Bilanz und ein Dollar, dessen Vormachtstellung mindestens bedroht ist würden die USA in den Kollaps führen. Eine Verarmung der Mittelschicht ist schon erkennbar. Gleichzeitig besteht ein riesiges Einsparpotential bei den Militärausgaben. Würde man auch noch ein paar sinnlose Kriege beenden ließe sich eine Steuerreform damit durchaus finanzieren. Die Bevölkerung Europas und der USA würde von TTIP und Co kaum profitieren, wie bei NAFTA beobachtet werden kann, weg fallende Jobs in den USA und Verarmung in Mexiko. Alles in allem werden die Folgen von Trump in Europa kaum zu spüren sein. Ein leichter Vorteil für Deutschland wäre ein Aufheben der Sanktionen gegen Russland, was bei Trump wahrscheinlicher ist. .

  2. Mandy
    25. September 2016 um 10:53

    Wenn Trump tatsächlich Kriege beendet und sich auch militärisch abschottet werden die Schulden kaum ansteigen,eher das Gegenteil würde der Fall.
    Allerdings ist auch der US Präsident kein allmächtiger Herrscher.
    Deshalb mache ich mir um die Weltwirtschaft die wenigsten Sorgen.

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